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Die Jagd nach dem Stanley Cup beginnt auch in der Western Conference am 20. April 2024. Der amtierende Champion Vegas Golden Knights hat gleich zu Beginn mit den Dallas Stars eine denkbar schwere Aufgabe vor der Brust. Gleiches gilt für die offensivstarke Colorado Avalanche, die es mit tief-besetzten Winnipeg Jets mit dem Schweizer Nino Niederreiter zu tun bekommt. Ein Schweizer Duell wird es beim Treffen der Überraschungsteams Vancouver Canucks (Pius Suter) und Nashville Predators (Roman Josi) geben. Der einzige Deutsche in den Stanley Cup Playoffs ist Leon Draisaitl, der mit seinen Edmonton Oilers einen langen Run gegen die Los Angeles Kings und Schweizer Kevin Fiala starten möchte. NHL.com/de blickt auf die vier Serien im Westen voraus…

Dallas Stars (1. Central Division) – Vegas Golden Knights (2. Wildcard-Spot)

Saison-Serie: 0-3 

Die Dallas Stars (52-21-9) schlossen als bestes Team der Western Conference ab. In der drittbesten NHL-Offensive (3,59 Tore/Spiel, 3.; 192 Tore bei 5-gegen-5, 3.) verfügen die Texaner sowohl über ausreichend Qualität in der Spitze als auch in der Tiefe für einen langen Playoff-Run. Acht Spieler erzielten mehr als 20 Tore, sechs Akteure knackten die Marke von 60 Scorerpunkten. Die Scorer-Wertung wird angeführt von Jason Robertson (29-51-80) und Joe Pavelski (27-40-67). Die Top-Torjäger sind mit Wyatt Johnston (32-33-65) und Roope Hintz (30-35-65) zwei Center. Überhaupt ist Dallas auf der Mittelstürmer-Position tief besetzt. Gleiches gilt auch für die Verteidigung, die mit Chris Tanev (19 Spiele für die Stars, 1-4-5) noch vor der NHL Trade-Deadline mit einem physisch-starken Rechtsschützen aufgewertet wurde. Dallas fiel auch bei den Schlüsselstatistiken Gegentore pro Spiel (2,83; 8.), Powerplay (24,2 Prozent; 6.) und Penalty Killing (82 Prozent; 8.) nicht ab und dominierte die Faceoff-Kreise (54 Prozent; 2.). Mit Jake Oettinger (2,72 Gegentore/Spiel; 90,5 Prozent Fangquote) verfügen die Stars zudem über einen Torwart, der gerade in den Playoffs den Unterschied ausmachen kann. Dallas wurde in der Saison-Serie gegen Vegas gesweept (0-3). Allerdings wurden alle Vergleiche noch im alten Jahr 2023 gespielt. Die aktuelle Form spricht wiederum für die Stars, die zwölf der letzten 14 Hauptrunden-Partien gewinnen konnten.

FLA@TOR: Robertson haut ihn rein

Dass die Vegas Golden Knights (45-29-8) das schlechteste Team sind, das es in im Westen in die Playoffs geschafft hat, liegt vor allem an der schier endlosen Verletzungsmisere in Nevada: Schlüsselspieler wie Kapitän Mark Stone (56 Spiele), Jack Eichel (63 Spiele), William Karlsson (70 Spiele), Shea Theodore (47 Spiele), Alex Pietrangelo (64 Spiele), Alec Martinez (55 Spiele) oder Chandler Stephenson (75 Spiele) konnten nicht annähernd die maximal mögliche Anzahl von 82 Partien absolvieren. Selbst Tomas Hertl (sechs Spiele für die Golden Knights, 2-2-4), der als Blockbuster-Trade vor der Deadline akquiriert wurde, gab erst kürzlich sein Comeback nach langer Verletzungspause. Deshalb drängt sich die berechtigte Frage auf, wie fit und wie formstark Vegas in die Playoffs geht. Mit Noah Hanifin (19 Spiele für die Golden Knights, 2-10-12) präsentierte der amtierende Stanley Cup Champion eine weitere prominente Verpflichtung. In den meisten Saison-Statistiken steht Vegas nur im Mittelfeld. Die Golden Knights brauchen also ein schnelles Erwachen in den Playoffs und einen Torwart Adin Hill, der sich wie im Vorjahr in einen Rausch spielt.

Winnipeg Jets (2. Central Division) – Colorado Avalanche (3. Central Division)

Saison-Serie: 3-0

Die Winnipeg Jets (52-24-6) zählen zu den großen Überraschungen in dieser Saison. Wohl nicht einmal die kühnsten Optimisten hätten die Kanadier vor der Saison auf Rang zwei in der prominent besetzten Central Division getippt. Genau das gelang aber dem Team aus Manitoba mit einer Top-Abwehr (2,41 Gegentore/Spiel; T-1.), einem Elite-Torwart (Connor Hellebuyck, 2,39 Gegentore/Spiel, 92,1 Prozent Fangquote) und einem tief besetzten Sturm. 13 Spieler trafen zweistellig, alle drei Sturmreihen sorgen für Gefahr auf dem Eis. Darunter nicht nur Top-Scorer Mark Scheifele (25-47-72), Top-Torjäger Kyle Connor (34-27-61) und Offensivverteidiger Josh Morrissey (10-59-69), sondern auch der Schweizer Power Forward Nino Niederreiter (18-16-34), der nach einer Achillessehnenverletzung rechtzeitig fit wird. Mit Tyler Toffoli (18 Spiele für Winnipeg, 7-4-11) und Sean Monahan (34 Spiele, 13-11-24) holten sich die Jets während der Saison zusätzliche Tiefe in die Mannschaft. Eher schwach sind die Special Teams (PP: 18,8 Prozent, 22.; PK: 77,1 Prozent, 21.) sowie die Bilanz bei Faceoffs (47,6 Prozent; 24.). Für Winnipeg spricht die anhaltend starke Form: Die Jets konnten acht Spiele in Folge gewinnen, haben keinerlei Verletzungssorgen und ganz nebenbei die Saison-Serie gegen Colorado gesweept (3-0; darunter 6:2- und 7:0-Kantersiege).

Die Colorado Avalanche (50-25-7) konnten sich zum siebten Mal in Folge für die Stanley Cup Playoffs qualifizieren und nehmen nach dem Stanley Cup Sieg 2022 einen neuen Anlauf auf das ganz große Ziel. Für das Team aus Denver spricht die wohl gewaltigste Offensivmaschinerie der NHL: Mit durchschnittlich 3,68 Toren stellt Colorado den besten Angriff sowie mit 24,5 Prozent das fünfbeste Powerplay der Liga und hat mit 197 Toren bei 5-gegen-5 den zweitbesten Wert. Im Sturm verfügen die Avalanche über Superstar-Power von Elite-Center Nathan MacKinnon (51-89-140) und Mikko Rantanen (42-62-104). An der blauen Linie lauert die ligaweit offensivstärkste Verteidigung mit 62 Toren und 241 Punkten, angeführt von Ausnahme-Abwehrmann Cale Makar (21-69-90). Offen bleibt jedoch die Frage nach der Qualität in der Tiefe und auf der Bottom-9-Center-Position. Aus diesem Grund holte Colorado Mittelstürmer Casey Mittelstadt (18 Spiele für die Avalanche, 4-6-10) und Yakov Trenin (16 Spiele, 2-1-3) an Bord. Auch Verteidiger-Neuzugang Sean Walker (18 Spiele, 4-3-7) fügte sich gut ein. Gerade in den Playoffs wiegt der Ausfall von Kapitän Gabriel Landeskog schwer, dessen Rückkehr ungewiss ist. Eine Achillesferse könnte auch die Torwart-Position darstellen. Starter Alexandar Georgiev hatte eine Fangquote von unter 90 Prozent (89,7 Prozent).

COL@VGK: Makar baut Führung im 1. aus

Vancouver Canucks (1. Pacific Division) – Nashville Predators (1. Wildcard-Spot)

Saison-Serie: 3-0

Nach einer desaströsen Vorsaison zählen die Vancouver Canucks (50-23-9) in diesem Jahr zu den absoluten Senkrechtstartern. Die Kanadier zogen als Spitzenreiter der Western Conference souverän in die Stanley Cup Playoffs ein. In Sachen Offensive (3,4 Tore/Spiel; 6.) und Defensive (2,70 Gegentore/Spiel, T-5.) wirkten die Canucks sehr ausbalanciert und profitierten oftmals von einem starken Start ins Spiel (Tordifferenz von +38 im 1. Drittel; 1.). Im Sturm zogen J.T. Miller (37-66-103), Elias Pettersson (34-55-89) und Brock Boeser (40-33-73) die Blicke auf sich. In der Verteidigung galt dies für den mobilen Quinn Hughes (17-75-92) und Filip Hronek (5-43-48), der einen der härtesten Schlagschüsse vorweisen kann. Im Tor erwies sich Thatcher Demko (2,45 Gegentore/Spiel, 91,8 Prozent Fangquote) als zuverlässiger Rückhalt. Mit Pius Suter (14-15-29) hat Vancouver einen Schweizer in seinen Reihen, der regelmäßig in den Top-6-Sturmreihen zum Einsatz kommt. Einzig Neuzugang Elias Lindholm (26 Spiele für die Canucks, 6-6-12) will noch nicht recht zünden. Das Team aus British Columbia ist frei von Verletzungen, ließ im Endspurt der regulären Saison aber ein wenig die Konstanz vermissen.

Zu den großen Überraschungen zählen auch die Nashville Predators (47-30-5), die mit 99 Zählern sogar an der 100-Punkte-Marke kratzten. In allen Standard-Werten schneidet die Mannschaft durchschnittlich ab. Was also ist das Geheimnis des Teams aus Tennessee? Hier sind der Teamgeist und eine gute Balance im Team anzuführen. In Sachen Qualität gibt es wenige Ausreißer nach oben oder unten, jeder trägt seinen Teil bei und setzt das aufwändige Spielsystem um. In den entscheidenden Momenten sind dann vor allem zwei Schlüsselfiguren zur Stelle: Flügelstürmer Filip Forsberg (48-46-94) legte ein Karriere-Jahr aufs Eis. Der Schweizer Verteidiger und Kapitän Roman Josi (23-62-85) ist der torgefährlichste Abwehrspieler in der NHL und ein heißer Kandidat für die Norris Trophy. Mit Juuse Saros (2,86 Gegentore/Spiel, 90,6 Prozent Fangquote) wissen die Predators zudem einen Spitzentorwart zwischen ihren Pfosten. Nashville ist schwer einzuschätzen – genau das kann in den Playoffs aber auch von Vorteil sein.

NSH@CHI: Forsberg gelingt sein zehnter Dreierpack

Edmonton Oilers (2. Pacific Division) – Los Angeles Kings (3. Pacific Division)

Saison-Serie: 3-1

Die Edmonton Oilers (49-27-6) starteten extrem schwach in diese Saison, stürmten nach dem Trainerwechsel zu Kris Knoblauch aber mit Vollgas und Euphorie bis auf Rang zwei in der Pacific Division, erinnerten dabei stark an das Meisterteam der St. Louis Blues aus dem Jahre 2019. Edmontons Prunkstück ist bereits seit Jahren die Offensive (3,56 Tore/Spiel, 4.; 193 Tore bei 5-gegen-5, 3.) mit ihren Elite-Centern und Connor McDavid (32-100-132) und Leon Draisaitl (41-65-106), die auch das brandgefährliche Powerplay (26,3 Prozent; 4.) anführen. Eine Ausnahme-Saison spielte zudem Top-Torjäger Zach Hyman (54-23-77). Wie viel Secondary Scoring die Oilers in den Playoffs haben werden, bleibt abzuwarten. Unterstützung kommt jedenfalls auch von der blauen Linie mit Offensivverteidiger Evan Bouchard (18-64-82) und Mattias Ekholm (11-34-45), der über einen harten Schlagschuss verfügt und die Defensive mit seiner physischen Präsenz enorm stabilisiert hat. Die Abwehr (2,88 Gegentore/Spiel; 10.) war lange die Achillesferse, wirkt unter Coach Knoblauch aber stark verbessert. Auch die Baustelle Goaltending scheint der in Edmonton geborene Stuart Skinner (2,57 Gegentore/Spiel, 90,5 Prozent Fangquote) geschlossen zu haben. Diese Leistung aber muss der 25-Jährige nun auch in den Playoffs bestätigen. Anzeichen, sich in der körperbetonten Endrunde behaupten zu können, sendeten die Oilers auch schon in der regulären Saison aus. Hier halfen unter anderem die Neuzugänge Corey Perry (38 Spiele, 8-5-13) und Adam Henrique (22 Spiele, 6-3-9) mit.

Draisaitl übertrifft erneut die 40-Tore-Marke

Die Los Angeles Kings (44-27-11) haben mit Edmonton noch eine Rechnung offen: Bereits in den Playoffs 2023 (2-4) und 2022 (3-4) schied L.A. gegen die Oilers in der 1. Runde aus. Die Stärke der Kings liegt angesichts von nur 2,56 Gegentoren/Spiel (3.), 28,0 zugelassenen Torschüssen pro Partie (4.) und 84,6 Prozent im Penalty Killing (2.) eher in der Defensive. Diese wird durch Starter Cam Talbot (2,5 Gegentore/Spiel, 91,3 Prozent Fangquote) entsprechend unterstützt. Die ausbaufähige Offensive (3,10 Tore/Spiel; T-16.) und das Powerplay (22,6 Prozent, 12.) hängen doch stark von den Top-Scorer Adrian Kempe (28-47-75), dem Schweizer Flügelflitzer Kevin Fiala (29-44-73), Nummer-1-Center Anze Kopitar (26-44-70) und Top-Torjäger Trevor Moore (31-26-57) ab. Für einen Playoff-Push könnte der vom Verletzungspech geplagte Viktor Ardvisson (18 Spiele, 6-9-15) sorgen, der sich zuletzt enorm formstark präsentierte. Los Angeles‘ Plan wird sein, die gegnerische Offensive auf ein schwarz-silbernes Riff auflaufen zu lassen, um dann selbst Nadelstiche zu setzen.

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