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Die NHL bekommt bereits zur nächsten Saison ein neues Franchise in Utah und die Arizona Coyotes haben ihre Verträge und Assets an diese verkauft. Die Lizenz der Coyotes ruht und kann innerhalb von fünf Jahren reaktiviert werden, wenn in dieser Zeit eine NHL-taugliche Arena geschaffen wird. Das war die Meldung der letzten Woche zum Ende der regulären Saison 2023/24.

Die Coyotes waren seit 1996 in der Region ansässig, nachdem die Winnipeg Jets ihre Lizenz verkauften. Bis 2014 hieß das Team Phoenix Coyotes, ehe es in Arizona Coyotes umbenannt wurde, weil es bereits 2003 von Phoenix in den Vorort Glendale umgezogen war.

Nach Zahlungsschwierigkeiten und einer Pleite des Franchise kündigte der Arena-Betreiber den Vertrag zum Ende der Saison 2021/22, so dass die Coyotes, mit Sondergenehmigung und als Übergangslösung gedacht, in die nur 4.600 Zuschauer fassende Mullett Arena in Tempe, Arizona zogen. Bemühungen eine neue Heimat zu finden, waren nicht von Erfolg gekrönt, nachdem der Eigentümer Alex Meruelo mit seinen Plänen in Tempe eine neue Arena zu errichten bei einem Bürgerentscheid gescheitert war. Derzeit sind weitere Planungen in der Schublade, aber ein passendes Grundstück noch nicht erworben.

Laut Commissioner Gary Bettman in der Pressekonferenz am Freitag, sagte Meruelo zu der von der NHL am 6. März erstmals vorgeschlagenen Lösung zunächst Nein, eher er zwei Wochen später doch einlenkte.

Wir haben zu den Vorgängen drei ehemalige Spieler der Coyotes aus dem DACH-Raum exklusiv befragt.

Der aus Villach in Österreich stammende Michael Grabner war von 2009 bis 2020 in der NHL aktiv. Von 2018 bis zu seinem Karriereende war der Stürmer ein Coyote und absolvierte für sie 87 Spiele in der regulären Saison und neun Partien der Stanley Cup Playoffs. Danach blieb Grabner in der Region ansässig und betreut seit Jahren die jetzige U12 der Coyotes, in der auch sein Sohn spielt. Er ist also sehr nah dran am Geschehen und kann fast aus erster Hand berichten.

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Was sagst du zum vorläufigen Abschied der Coyotes?

„Es ist nicht das Beste, was hat passieren können. Aber überraschend für mich war es jetzt nicht wirklich. Wenn man es die letzten Wochen, Monate und Jahre verfolgt und gesehen hat, an welchem Punkt das Franchise angelangt ist, dann war klar, dass sie nicht noch drei bis fünf Jahre in der kleinen Eishalle werden spielen können. Das ändert nichts daran, dass es nichts gutes ist. Am schlimmsten ist es für die ganzen Leute, die dort arbeiten und die ich kenne, wie Equipment Manager, Betreuer usw., die halt nicht wie die Spieler nach der Saison heimfliegen, sondern die hier mit ihren Familien wohnen. Das ist mit Abstand die schlimmste Sache für mich daran. Spieler können auch immer mit Trades transferiert werden, so dass denen das Risiko bekannt ist. Die werden das schneller verkraften. Zweiter Leidtragender wird das lokale Eishockey sein, weil in den nächsten Jahren weniger Kinder zum Eishockey kommen werden.“

Hast du das letzte Spiel gegen die Edmonton Oilers am Mittwoch live gesehen?

„Ja, ich war mit den Kindern in der Arena zum letzten Spiel. Sie wollten das Team und besonders ihren Lieblingsspieler Logan Cooley, der ja bei uns eine Zeit lang gewohnt hat, noch mal spielen sehen. Es war natürlich der Situation geschuldet eine komische Stimmung in der Halle. Es war aber super, dass sie das Spiel haben gewinnen können.“

Welche Auswirkungen erwartest du für dein Juniorenteam?

„Es ist hier in USA etwas anders. Es gibt Teams wie Pittsburgh oder Dallas, die sind enger verbunden mit der Jugend und kontrollieren diesen Bereich. Wir haben zwar den Namen und das Logo, sind aber weitgehend eigenständig, so dass es normal weitergehen wird und sich für meine Mannschaft nicht viel ändern wird. Wir haben uns ohnehin nahezu selbst finanziell getragen. Hundertprozentig kenne ich mich jetzt da auch nicht aus, aber ich gehe wie gesagt davon aus, dass es so bleiben wird. Ich sehe es kritischer für die Kinder, die in den nächsten ein bis fünf Jahren durch eine NHL-Franchise zum Eishockey kommen würden, wegbrechen und es einige Programme zur Nachwuchsförderung in Zukunft nicht mehr geben wird. Bei meiner Mannschaft wird sich nicht viel ändern, weil die haben sich schon ins Eishockey verliebt (lacht) und werden nicht damit aufhören.“

Wie schätzt du die Chancen ein, dass es wieder NHL-Eishockey in Arizona geben wird?

„Ich kann da nur meine Meinung sagen, weil ich keine internen Einblicke habe, aber ich bin Einhundertprozentig davon überzeugt, dass es wieder ein Franchise hier geben wird. Die Region von Phoenix und Arizona ist einer der größten Märkte in Nordamerika und der soll auf jeden Fall wieder bespielt werden. Hier wurde die letzten 25 bis 30 Jahre so viel Geld und Aufwand reingesteckt, das soll sicher nicht umsonst gewesen sein. Jetzt haben sie drei bis fünf Jahre Zeit eine Arena zu finden oder zu bauen und dann wird es sicher weitergehen. Das ist meine Meinung, aber in die Zukunft schauen kann ich auch nicht. Ich wünsche den Spielern nur das Beste in Utah und hoffe, dass sie das Beste aus der Situation werden machen können.“

David Aebischer spielte von 2000 bis 2008 in der NHL und holte 2001 als erster Schweizer mit den Colorado Avalanche den Stanley Cup. Seine letzte NHL-Station in der Saison 2007/08 waren die damaligen Phoenix Coyotes, für die er allerdings nur ein Spiel bestritt. 

Wie siehst du die getroffene Entscheidung zu den Coyotes?

„Das Stadion war in den letzten zwei Jahren nicht NHL-tauglich. Es gab auch schon davor Probleme mit dem Stadion in Glendale, das zu weit abseits lag und schwer zu erreichen war. Von daher war es abzusehen, dass es hier erst einmal enden wird. Es tut mir leid für die Fans dort. Als das Team nach Phoenix kam und dort gespielt hat, war die Arena voll und die Fans haben eine unglaubliche Stimmung gemacht. Es hat gerockt und sie hatten ein gutes Team. Dieser Umzug nach Glendale war womöglich der Anfang vom Ende.“

Welche Erinnerungen hast du an deine Zeit dort?

„Ich war nicht sehr lange dort, aber die Organisation und die Leute waren sehr nett und umgänglich. Auch die Fanbase war gut, aber der Zugang zum Stadion war für viele zu weit weg. Auch die Trainingshalle zu dieser Zeit war nicht NHL-adaptiert. Es gab schon damals einige Probleme, aber ich glaube diese Probleme haben sich, von der Weite aus betrachtet, eher ausgeweitet. Ausstehende Zahlungen führten zur Kündigung der Halle in Glendale. Es wurde also nicht immer alles perfekt gehandhabt.“

Phoenix Coyotes v Dallas Stars

Was denkst über den neuen Standort Salt Lake City?

„Ich kenne die Stadt von den Olympischen Spielen 2002. Es ist eine coole Stadt, die mich etwas an Denver erinnert.“

Wie groß siehst du die Chancen, dass es wieder NHL-Eishockey in Arizona geben wird?

„Es ist schwierig zu sagen. Eine gewisse Skepsis muss man haben, wenn man sieht, was in den Jahren alles passiert oder eben nicht passiert ist. Aber ich hoffe, dass es für den Eishockeymarkt Arizona wieder zustande kommt und es dort wieder NHL-Eishockey geben wird. Aber es sind noch einige Hürden, die übersprungen werden müssen, damit es soweit kommt. Fünf Jahre sind eine lange Zeit, aber wenn man an den Bau einer Arena denkt, eher nicht. Also gibt es einen gewissen Zeitdruck. Ich hoffe es, aber wird wahrscheinlich nicht so einfach."

Dennis Seidenberg spielte von 2002 bis 2018 in der NHL und war von 2005 bis 2007 für die Phoenix Coyotes in insgesamt 66 Spielen aktiv. Der deutsche Verteidiger gewann 2011 mit den Boston Bruins den Stanley Cup.

Wie siehst du die Entscheidung zu den Coyotes?

„Ich denke, dass es für die Spieler besser ist. Utah ist doch etwas mehr eine Eishockeystadt als die Gegend um Phoenix. Ich habe aber meine Zeit dort damals schon genossen. Die Lebensqualität mit dem tollen Wetter ist sehr groß, aber zur Halle war es immer fast eine Stunde zu fahren. Das war nicht so optimal und deswegen sind die Fans auch nicht so zahlreich gekommen, wie es sich die Organisation und die NHL gewünscht haben.“

Was denkst du über den neuen Standort Salt Lake City?

„Ich glaube, es ist am Ende sinnvoll, eine neue Franchise in Utah zu starten. Dort sehe ich wesentlich bessere Chancen eine erfolgreichere Mannschaft zu bauen.“

Was denkst du über die Chancen, in Zukunft wieder eine Franchise in Arizona zu haben?

„Persönlich denke ich, dass die Organisation am Ende ist. Sie haben so lange versucht, einen neuen Standort für eine Arena zu finden. In Tempe sind sie gescheitert. In North Scottsdale direkt neben der Autobahn wird es auch schwierig werden, weil der Bürgermeister schon meinte, es würde nicht passen. Die Möglichkeiten werden also immer weniger. Ich denke eher, dass es das war.“

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