Zu Beginn der diesjährigen Playoffs in der besten Eishockeyliga der Welt, da galten die New York Rangers noch als das Paradebeispiel eines sehr auswärtsstarken, aber vergleichsweise heimschwachen NHL-Teams.
Die Statistiken aus der Hauptrunde sprachen da eine ganz klare Sprache: Der über die komplette Saison hinweg sehr starken Auswärtsbilanz stand eine erschreckend lange Erfolglos-Serie auf heimischem Eis im Madison Square Garden gegenüber.
Die Rangers brauchen zwei Siege
Die New Yorker galten lange als heimschwach aber auswärtsstark, nun muss man das erst einmal vergessen
© Bruce Bennett/Getty Images
Mit dieser Gewissheit im Hinterkopf starteten die Blueshirts dann auch noch in die ersten Playoff-Begegnungen gegen die Montreal Canadiens. Und tatsächlich gelang ihnen dabei direkt im ersten Auftritt in Montreal der gewünschte Sieg auf dem Eis des Gegners, wurde den Canadiens erfolgreich der vermeintliche Heimvorteil in der Serie genommen.
Der erste Heimauftritt in Spiel Drei ging dann jedoch, wie Pessimisten ja schon befürchtet hatten, prompt ebenfalls verloren und der kleine Vorteil des eroberten Heimvorteils ging damit dann auch direkt wieder verloren.
Nur durch einen echten Kraftakt in Spiel Vier und einen abermaligen Auswärtstriumph im Spiel danach hatten es die New Yorker dann letztendlich zu verdanken, dass man die Canadiens schlussendlich mit 4:2 in der Serie ausschalten konnte.
In der laufenden Serie gegen die Ottawa Senators hat sich die schon in der Runde zuvor erkennbare Entwicklung der Rangers bisher nun noch weiter fortgesetzt: Die Auswärtsstärke konnte nach zuletzt engen Spielen so nicht gehalten werden, vor den Heimspielen stieg damit dann auch immer häufiger der Druck diese entsprechend erfolgreich und eben letztendlich siegreich gestalten zu müssen.
In den ersten beiden Auswärtstauftritten ging man in der kanadischen Hauptstadt direkt ungewohnter Weise zwei Mal am Ende als Verlierer vom Eis, hatte dann aber die Nervenstärke um sich im MSG vor den eigenen Fans in die Serie zurück zu kämpfen. Sogar recht überzeugend im Vergleich noch zur ersten PO-Runde gegen die Jungs aus Montreal.
Nach der jüngsten abermaligen Auswärtspleite liegen die New Yorker inzwischen aber bekanntlich schon bedrohlich mit 2:3 in der Serie zurück. Nun langt ihnen schon nicht einmal mehr nur ein dringend erforderlicher Heimsieg, es müsste auch endlich direkt mal wieder ein Auswärtssieg folgen, wenn man das 'Aus' denn noch vermeiden will.
Vieles deutet in Anbetracht der bisherigen Saisonstatistiken somit auf die Ottawa Senators als Teilnehmer im Eastern Conference Finale hin.
Die 5:4-Niederlage vom Samstag war im Rückblick einfach zu bitter aus Sicht der Rangers. Erneut ging ein Auftritt in der Fremde sehr knapp und unglücklich verloren. Ein Spiel, welches man fast genauso gut hätte gewinnen können, es letztendlich aber nicht tat. Schon wieder.
Der Treffer von Kyle Turris in der siebten Minute der Verlängerung traf die Gäste bis ins Mark. Nun gilt es nicht nur diese bittere Pleite kurzfristig zu verarbeiten, sondern auch, entgegen aller Wahrscheinlichkeiten, die beiden Negativtendenzen zu überwinden.
"Es ist ganz einfach. Wir müssen nun zwei Spiele gewinnen" blickte Mats Zuccarello voraus. Dabei hatte er bereits ein mögliches, alles entscheidendes Spiel Sieben im Hinterkopf, welches am Donnerstag in Ottawa steigen würde, wenn die Blueshirts denn ihr folgendes Heimspiel für sich entscheiden können. "Dieses Spiel hier müssen wir schnell abhaken. Einfach unser Heimspiel gewinnen und hier einmal siegen. So einfach ginge das noch. Das ist keine Zauberei. Wir müssen einfach unser Ding durchziehen jetzt."
Dazu wird es erforderlich sein, dass alle Spieler im Kader auch ihr volles Leistungspotential abrufen. Das war in Spiel Fünf allerdings nicht der Fall. Da mussten einige Ausfälle mit durchgezogen werden. Und das war am Ende dann wohl auch mit spielentscheidend.
Und es ist wohl auch kein Zufall, dass die Rangers in dieser Postseason bereits drei Gegentreffer bei 6:5 auf dem Eis kassierten. Da fehlt dann wohl schlicht häufig das entscheidende Quäntchen Konzentration und Entschlossenheit in der Schlussphase der Begegnungen. Damit muss es nun vorbei sein, wenn es in der diesjährigen Playoff-Runde noch weiter gehen soll für die ambitionierte Original Six-Franchise aus Manhattan.
Man muss dem Team zuletzt allerdings auch eine gehörige Portion Pech attestieren. Denn die Rangers bekamen einen vermeintlichen Treffer in der fünften Minute durch Michael Grabner aberkannt. So eng geht es eben dann häufig zu. Doch der Druck ist nun natürlich ganz auf Seiten der New Yorker gewandert.
"Sowas ist sehr frustrierend" bekräftigt auch Torhüter Henrik Lundqvist. "Es ist sehr bitter, wenn man sich so in ein Spiel reinhängt wie wir heute und auch schon in der Serie zuvor."
"Wir hatten die Möglichkeiten selber zu gewinnen" beklagte auch Verteidiger Marc Staal nach Spiel Fünf. "Doch wir konnten unsere Möglichkeiten eben leider nicht nutzen."
Für Zuccarello jedoch kein Grund um lange zu sinnieren. Er erinnerte noch einmal daran wie einfach es noch immer für die Rangers sein könnte in das Conference Finale zu kommen: "Was vorbei ist, das ist vorbei. Zwei Spiele gewinnen, das reicht."
Da hat er Recht. Doch dazu müssen die Rangers eben zunächst ihre aus der Hauptrunde gefürchtete Heimschwäche einmal mehr vergessen machen, und dann ebnen auch noch einmal erfolgreich an die altbekannte Auswärtsstärke anknüpfen. Sonst wird das nicht gelingen.