Nun ist es geschehen. Die Vegas Golden Knights haben ein erstes Gesicht. Nach dem mit Spannung erwarteten 'Expansion Draft' am Mittwochabend in der Spielerstadt in Nevada, gab es viele erwartungsfrohe Gesichter zu bestaunen.
Erwartungsgemäß bilden Stürmer James Neal und Torhüter Marc-Andre Fleury die ersten prominenten Aushängeschilder auf Spielerseite der jüngsten, der 31. NHL-Franchise.
Das erste Gesicht der Franchise
Die Vegas Golden Knights haben nach dem Expansion Draft vom Mittwoch nun einen ersten Kader beisammen
© Ethan Miller/Getty Images
Neal konnte zuletzt mit 23 Saisontoren für den Überraschungs-Stanley Cup-Finalisten aus Nashville überzeugen. Zusammen mit seinem alten Team unterlag er erst in letzter Minute dem neuen Titelträger aus Pittsburgh. In gut 630 Karrierespielen in der besten Eishockeyliga der Welt kommt Neal auf stolze 238 Tore und 213 Assists.
Ausgerechnet vom jüngsten Finalgegner aus der Stahlstadt kommt nun der zweite Hochkaräter neu nach Las Vegas: Torhüter Marc-Andre Fleury. Der 29-jährige überzeugte zuletzt, obwohl in der Endphase der Saison von seinen Konkurrenten Matt Murray im Kasten der Pinguine abgelöst, mit soliden Leistungen in 38 Saisoneinsätzen für den SC-Champion der Jahre 2016 und 2017. Fleury war seines Zeichens der Nummer Eins Pick im NHL Entry Draft des Jahres 2003, ist mit seinen aktuell 29 Jahren recht erfahren, kann inzwischen drei Stanley Cup-Erfolge vorweisen. Damit dürfte er sicherlich zu der Kategorie Spieler zählen, um die man gerne eine neue NHL-Franchise aufbauen möchte. Und genau das werden nun die Golden Knights unter der Führung von General Manager George McPhee in den nächsten Jahren versuchen.
Fleury gab sich gegenüber NHL.com/de stolz: "Das ist eine große Sache für mich. Ich freue mich auf die kommenden Aufgaben und hoffe den Erwartungen gerecht werden zu können. Ich hatte eine tolle Zeit in der NHL, doch die nächste Zeit wird nun noch einmal eine ganz neue Herausforderung. Hier sind tolle Leute versammelt. Es ist mir eine Ehre ein Teil davon zu sein."
Zum ersten Pick der neuen Franchise in der NHL wurde allerdings am feierlichen Abend in der neuen T Mobile Arena ein anderer: Torhüter Calvin Pickard war der erste Aktive, der das Trikot der Goldenen Ritter zierte. Zumindest virtuell, nachdem sein Name als erster genannt wurde.
Er hatte zuletzt das Jersey der Colorado Avalanche getragen, konnte dort mit einem Gegentorschnitt von 2,98 und einer Fangquote von gut 90% auf sich aufmerksam machen und zumindest GM McPhee offenbar ausreichend überzeugen.
Sein Name überraschte da im Rahmen der jüngsten NHL Award-Verleihung da wohl schon eher als der von Neal und Fleury, mit denen die Mehrheit der Beobachter bereits im Vorfeld gerechnet hatten, wenn es um die Zusammensetzung des ersten Kaders der Franchise aus Vegas ging.
Gerade auch kanadische Teams in der NHL mussten personell einige herbe Verluste verzeichnen, als McPhee seine Draft-Entscheidungen nach und nach durchsickern ließ.
So gehören u.a. auch Luca Sbisa, der bisherige Verteidiger der Vancouver Canucks, Chris Thorburn von den Jets aus Winnipeg, Deryk Engelland aus Calgary, Brendan Leipsic von den Leafs aus Toronto ab sofort zum ersten Kader der neuen Franchise aus der Wüste im Südwesten der USA.
Doch die Auswahl der 30 Picks von McPhee beinhaltete natürlich noch deutlich mehr. Wie erwartet befand sich auch 30-Tore-Mann Jonathan Marchessault und Verteidiger Marc Methot unter den Auserwählten.
Begünstigt durch neue Regeln für den Expansion Draft wanderten auch 10 Draft Picks der Jahre 2017 bis 2020 zu den Knights. Der Aufbau der neuen Franchise dürfte damit rasch deutlich an Kadertiefe gewinnen.
Überhaupt wanderten neben den bereits erwähnten namhaften Spielern auch viele Talente mit riesigem Potential in das System der Ritter. Als Beispiel sei hier nur der talentierte Verteidiger Shea Theodore.
In der Vergangenheit litten Expansion-Franchises gerade am Anfang häufig noch an entsprechender offensiver Durchschlagskraft. Die Knight versuchten dies mit der Auswahl von Marchessault, Neal, Reilly Smith und David Perron bestmöglich zu umgehen.
Ob das am Ende von Erfolg gekrönt sein wird? Noch ist es zu früh dies wirklich endgültig zu bewerten.
Bereits vor dem am Mittwoch in Las Vegas durchgeführten Expansion Draft hatte sich die Franchise ja bereits die Dienste von Vadim Shipachyov, einem der Top Center aus der KHL, gesichert.
Selbst den Wunsch nach etwas Lokalkolorit konnte McPhee durch die Auswahl von Engelland befriedigen, da dieser ursprünglich aus Las Vegas stammt. Zwischen 2003 und 2005 hatte dieser auch schon unterklassig in Las Vegas Eishockey gespielt.
Auch Engelland selber zeigte sich von der Entscheidung seines neuen GM begeistert: "Das ist für mich natürlich eine tolle Geschichte. Ich liebe diese Stadt, habe hier meine Frau kennengelernt. Ich freue mich darauf nun wieder herziehen zu können. Das wird eine ganz besondere Geschichte in meinem Leben werden. Ich freue mich sehr auf das was da nun kommt."
Die Auswahl von Methot überraschte hingegen recht wenig. Schließlich kann dieser erwiesener weise mit den besten Offensiven der Liga mithalten. Doch auch ein Trade scheint hier noch denkbar. Methot wäre allerdings, ebenso wie Alexei Emelin von den Montreal Canadiens ein Spieler von der Kategorie, die sofort weiterhelfen könnten.
Natürlich kann ein über einen Expansion Draft zusammengestelltes Team nicht auf Anhieb in der Ligaspitze mithalten, doch ein erster Blick auf das Personal der Golden Knights lässt den Kader durchaus konkurrenzfähig erscheinen.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass frühere Expansion-Teams da noch nicht so nah an der Wettbewerbsfähigkeit dran waren. Die Tatsache, dass McPhee einen defensiv orientierten Ansatz in der Kaderzusammenstellung wählte lässt ihm zudem noch recht viel Potential für weitere Trades in den nächsten Tagen.
Nicht jeder der nun verpflichteten 30 Aktiven wird am Ende auch für das 31. NHL-Team auf das Eis laufen. Die nächsten Tage werden da sicherlich auch weiterhin noch einige Überraschungen für uns bereithalten. Und die Tatsache, dass der Kader so jung ausgefallen ist lässt noch ausreichend Potential für sportliche Entwicklungen der Auserwählten.
Wie gut die Auswahl des Abends wirklich war, das wird ohnehin erst die Zukunft erweisen müssen, wenn die erste Saison der Franchise erst einmal gespielt wurde und auch in den Spielbetrieb in der supermodernen T-Mobile Arena erst einmal etwa Routine gekommen ist.
Am Mittwoch stand erst einmal die Aufregung aller Beteiligten im Mittelpunkt. Diese wird sich nun jedoch rasch legen und durch harte Arbeit abgelöst werden müssen.
Die Voraussetzungen für eine sportlich erfolgreiche Franchise scheinen nun jedoch zumindest erfolgreich gelegt zu sein.