Leon Draisaitl: "Wir haben die Chance auf den Stanley Cup"

Seit Montagabend ist Leon Draisaitl auch statistisch der beste deutsche NHL-Spieler aller Zeiten. Beim 6:1 seiner Edmonton Oilers gegen die Winnipeg Jets hatte Draisaitl ein Tor und einen Assist verbucht. Dadurch hat er seine Gesamtpunktzahl auf 488 Scorer-Punkte ausgebaut und ist an Marco Sturm vorbeigezogen.

Das Besondere: Während Sturm für seine 487 Scorer-Punkte 938 Spiele benötigte, bekam Draisaitl dies in gerade einmal 468 Partien hin.
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"Das bedeutet mir natürlich sehr, sehr viel", sagt Draisaitl auf Nachfrage von NHL.com/de. "Als kleiner Junge schaut man natürlich auf Marco Sturm. Man möchte so sein wie er oder die anderen Spieler, die damals sehr gut in der NHL gespielt haben. Ich bin sehr stolz darauf. Aber ich habe auch zu viel Respekt dem Sturmi und den anderen deutschen Spielern gegenüber."
Dennoch hat er sich den Puck, mit dem er zum zwischenzeitlichen 4:0 getroffen und die neue Bestmarke aufgestellt hatte, gesichert. "Was genau ich damit mache, weiß ich noch nicht, vielleicht einrahmen lassen oder irgendwie sowas. Ich werde schon einen Platz dafür finden." Noch wichtiger als der Rekord dürfte ihm allerdings der Erfolg mit der Mannschaft sein.
Edmonton ist eine sportbegeisterte und anspruchsvolle Stadt. Zwischen 1984 und 1990 gewannen die Oilers fünf Mal den Stanley Cup. Der letzte Triumph liegt nun allerdings schon 31 Jahre zurück. Ob die Durststrecke in diesem Jahr enden wird? "Ich glaube, dass wir ein gutes Team haben und dass wir die Chance haben, den Stanley Cup zu gewinnen", sagt Draisaitl. "Ob wir jetzt der Favorit sind? Wahrscheinlich nicht. Aber ich denke, jeder, der in die Playoffs kommt, hat eine Chance, am Ende ganz oben zu stehen."
Vergangene Saison scheiterten die Oilers überraschenderweise bereits in der Qualifizierungsrunde zu den Stanley Cup Playoffs an den Chicago Blackhawks. Der deutsche Center hat allerdings das Gefühl, dass sich die Mannschaft seitdem weiterentwickelt hat. "Ich glaube, dass wir unser Spiel noch ein bisschen mehr gefunden haben", sagt Draisaitl. "Was uns als Mannschaft erfolgreich macht, ist, dass wir das in jedem Spiel eigentlich relativ konstant abrufen. Wenn wir unser Spiel konzentriert spielen und das über 60 Minuten durchziehen, sind wir schwer zu schlagen."

Ein wichtiger Faktor sind dabei auch die Torhüter. Galten die Goalies in den vergangenen Jahren teilweise als Schwachstelle der Oilers, so erweisen sich Mike Smith (Save-Quote 92,3 Prozent) und Mikko Koskinen (90,3 Prozent) bislang als sicherer Rückhalt. "Beide haben wirklich sehr, sehr gut für uns gespielt in dieser Saison", lobt Draisaitl. "Es macht natürlich einen großen Unterschied, wenn du den Jungs da hinten vertraust und sie dir in jedem Spiel die Chance geben, wirklich zwei Punkte zu holen. Die beiden sind eine große Hilfe für uns."
Doch wer zählt ansonsten noch zum Favoritenkreis auf den Stanley Cup? "Das ist enorm schwierig zu sagen, weil wir kaum eine Idee haben, wie die anderen Divisionen aufgestellt sind", antwortet der 25-Jährige. "Man sieht natürlich die Teams, die jetzt bereits einen Playoff-Platz sicher haben. Das werden mit die Favoriten sein." Gemeint sind die Vegas Golden Knights, Colorado Avalanche, Minnesota Wild und die Carolina Hurricanes. Doch auch andere Mannschaften dürfen sich laut Draisaitl berechtigte Hoffnungen machen: "Bei uns in der Division ist natürlich Toronto oben. Aber ich glaube, dass bei uns in der Division jeder jeden schlagen kann. Wenn man unter die ersten Vier kommt, ist alles möglich."
Gelingt Draisaitl mit seinen Kollegen am Ende der Saison tatsächlich der Gewinn des Stanley Cups, dürfte den Oilers auch in Deutschland sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet werden. Gerne würde er seinen Teil dazu beitragen, dass die Eishockey-Begeisterung in Deutschland wächst und immer mehr junge Menschen den Schläger in die Hand nehmen.
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"Man darf große Träume haben. Alles ist möglich", sagt Draisaitl an junge Spieler gerichtet. "Ich hoffe natürlich, dass sich das deutsche Eishockey Jahr für Jahr entwickelt, sodass mehr und mehr gute deutsche Spieler gedraftet werden, irgendwann auch den Weg in die NHL finden und zu Leistungsträgern werden. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind, dass aber trotzdem noch viel Arbeit geleistet werden muss, um wirklich mit den guten Nationen auf der Welt mitzuhalten."
Die vielen Talente, die Deutschland bereits hervorgebracht hat, stimmen ihn zuversichtlich. Nicht zuletzt die erfolgreiche Debütsaison von Tim Stützle, dem Nummer-3-Pick der Ottawa Senators aus dem NHL Draft 2020, habe ihm imponiert. "Ich glaube, dass der Timmi bis jetzt ein sehr, sehr gutes Jahr gespielt hat. Als junger Spieler ist es normal, dass es Höhen und Tiefen gibt. Aber er ist ein hochtalentierter Spieler und ich glaube, dass er eine sehr gute Zukunft vor sich hat."