Bis zu deiner Verletzung hast du drei Spiele (0-1-1) absolviert. Gleichzeitig ist der SC Bern mit Platz 5 voll auf Playoff-Kurs. Wie schätzt du deine persönliche Lage und die deines Teams ein?
Ich bin jetzt in meinem vierten Jahr hier und muss sagen, dass wir den besten Kader seitdem haben. Der fünfte Platz ist sehr gut, denn die Schweizer Liga ist ausgeglichener denn je, da geht es ganz schnell nach oben oder unten. Unsere Mannschaft ist gut, wir haben einen tief-besetzten Kader. Persönlich denke ich, dass ich einen sehr guten Sommer hatte. Von der Fitness her habe ich mich nie besser gefühlt. Deswegen war ich auch so überrascht, dass ich nicht spielen durfte. In meinem dritten Spiel hatte ich vielleicht 50 Sekunden Eiszeit und habe mich gleich im zweiten Wechsel verletzt. Ich kann also recht wenig sagen, außer, dass ich schon wieder auf dem Eis stehe und ich mich wirklich gut fühle. Es wird aber ein wenig dauern, bis ich mich mit dem Puck wieder wohlfühle.
Es ist deine vierte Saison in der NL. Wie gut ist dein Schwyzerdütsch?
(Lacht) Ich verstehe schon fast alles. Der Akzent ist überall anders, hier wird Berndeutsch gesprochen. Wenn die Jungs nicht übertrieben schnell untereinander sprechen, bekomme ich alles mit. Ich selbst spreche eigentlich gar kein Schwyzerdütsch, die Jungs verstehen mich auch so.
Dein Vertrag in Bern läuft bis 2027, also noch zweieinhalb Jahre. Du selbst hast erst im Sommer gesagt, dass du dich in der Schweiz siehst. Was sagst du zu den derzeit kursierenden Wechsel-Gerüchten?
(Lacht) Das ist auch wieder eine lustige Geschichte, denn du bist nicht der Erste, der diese Frage stellt. Ich denke, dass diese Gerüchte immer noch von diesem ersten Saisonspiel kommen. Wäre ich erst im fünften oder sechsten Spiel rausrotiert, wären diese nie entstanden. Durch den Saisonstart auf der Tribüne brodelte die Gerüchteküche. Angefangen hat es damit, dass ich nach München gehen könnte. Ich habe von dort sofort Nachrichten von den Spielern bekommen, ob das stimmt. Dieses Gerücht machte auch in der Schweiz schnell die Runde. Es wurde viel geschrieben, aber ich habe mit niemanden gesprochen.
Wie eng sind denn deine Kontakte zu deinem Ex-Klub nach München?
Natürlich sind die eng. Aber auch nach Mannheim oder Berlin, weil ich überall meine Freunde habe, mit denen ich auch in der Nationalmannschaft spiele. Dadurch, dass ich selbst in München gespielt habe, kenne ich die Jungs. Wir sind ständig in Kontakt. Ein Wechsel war aber nie ein Thema. Ich habe hier in Bern Vertrag und nie geplant, wegzugehen.
Zwischen 2018 und 2021 hast du drei Jahre in der NHL die Schlittschuhe geschnürt. Ist für dich das Kapitel NHL schon abhakt oder besteht noch die Hoffnung auf eine Rückkehr?
Ganz allgemein sollte man niemals nie sagen im Leben. Man weiß nie, was passieren kann. Wenn ich ehrlich bin, mache ich mir aber nullkommanull Gedanken darüber. In meinem ersten Jahr hier hatte ich noch eine Ausstiegsklausel für die NHL. Diese wurde mit dem neuen Fünfjahresvertrag geändert, sodass eine Ablösesumme fällig wäre. Ich werde im Sommer 30 Jahre alt, da passiert es nicht so häufig, dass man als Free Agent in der NHL unterkommt. Ich mache mir überhaupt keine Hoffnungen mehr. Mein Fokus ist da, wo ich Vertrag habe.
Hast du schon eine Antwort auf die Frage gefunden, warum es damals nicht mit einer dauerhaften NHL-Karriere klappen sollte?
Klar, manchmal habe ich das noch im Kopf und denke darüber nach, denn es war immer mein Traum, da zu spielen. Am Ende des Tages war es aber eine Entscheidung von mir selbst. Ich hätte nochmal einen Vertrag in der NHL unterschreiben können, aber mir waren Faktoren wie Eiszeit und meine Rolle wichtiger. In meinem letzten Jahr in der NHL lief es nicht so gut für mich, ich habe nicht so gespielt, wie ich es gewohnt bin und war mit meiner Leistung nicht zufrieden. Deswegen habe ich die Entscheidung getroffen, nach Europa zu gehen und schnell gemerkt, welche Rolle ich in Bern gespielt habe. Mein Ziel war anfangs, von Bern aus binnen eines Jahres den Schritt zurück in die NHL zu machen. Das hat nicht funktioniert, gleichzeitig hatte ich so unglaublich viel Spaß am Eishockey hier, dann kam das langfristige Angebot. Ich fühle mich hier wohl, die Schweizer Liga hat einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Ich bin mir sicher, dass die NL die beste Liga in Europa ist.
Es gab damals also Angebote aus der NHL?
Im Sommer hatte ich mehrere Optionen. Ich hatte mit meinem Berater ausgemacht, dass wir uns alles anschauen: Angebote aus der NHL und aus Europa. Dadurch, dass mein letztes Jahr in der NHL nicht so erfolgreich war, wussten wir natürlich, dass die Angebote aus der NHL welche waren, bei denen ich nicht sicher gespielt hätte. Einerseits wollte ich unbedingt in der NHL bleiben und hätte mir meinen Platz gerne in den Training Camps erkämpft wie schon in den drei Jahren zuvor. Andererseits hatte ich mir irgendwie in den Kopf gesetzt, wieder der Nummer-1- oder Nummer-2-Center zu sein und im ersten Powerplay spielen zu wollen. Diese Gefühle haben dann Oberhand genommen. Ich habe mich schlussendlich mit dem Kopf und dem Herz für Bern entschieden.
Du hast das Trikot der Chicago Blackhawks, Pittsburgh Penguins, Buffalo Sabres und Edmonton Oilers getragen. Wo hat es dir am besten gefallen und warum?
Das werde ich oft gefragt und ich antworte immer wieder Chicago. Es war die geilste Stadt, um NHL-Hockey zu spielen - eine Wahnsinnsstadt, eine bekannte Organisation mit vielen Erfolgen. Hinzu kommt, dass es meine erste Station war. Nichtsdestotrotz war es auch in Pittsburgh toll mit Spielern wie Sidney Crosby oder Evgeni Malkin. Sid war schon immer mein großes Vorbild. Mit ihm das Eis zu teilen, war unglaublich! Buffalo war wieder etwas ganz Anderes. Dort wurde kein Stanley Cup erwartet. Meine Position und Rolle war plötzlich viel größer als zuvor. Leider habe ich nur ein paar Spiele gemacht, ehe die Coronavirus-Pandemie die Saison beendet hat. In Edmonton war ich wieder mit Leon zusammen, mit dem ich schon früher zusammengespielt hatte. Er und Connor McDavid sind zwei der besten Spieler der Welt. Schade, dass es das Covid-Jahr ohne Zuschauer war. Bei den Oilers ist bestimmt die beste Stimmung in der gesamten Liga. Das hätte ich gerne miterlebt. Im Rückblick war alles ein Highlight.