Haas mit den schönsten Toren seines Rookie-Jahres

Gaetan Haas braucht Eiszeit. Er wollte nicht warten, bis das Trainingslager bei den Edmonton Oilers im Hinblick auf die neue Saison beginnt. Also schloss sich der Schweizer vorübergehend dem SC Bern an. Jenem Club also, für den der Center bereits von 2017 bis 2019 aktiv gewesen ist, ehe sein Traum von der NHL konkret wurde. 13 Spiele hat er in der laufenden Saison der National League bereits absolviert, dabei vier Tore und drei Vorlagen verbucht. Sobald das Trainingslager in Edmonton beginnt, wird er Bern verlassen und nach Kanada reisen. Sein großes Ziel: mehr Spielzeit in der NHL.

Die Bilanz von Haas aus dem Vorjahr kann sich für einen Debütanten in der NHL durchaus sehen lassen. In seiner ersten regulären Saison kam er auf 58 Spiele, fünf Tore und fünf Assists. Der 28-Jährige ist zwar glücklich über die Anzahl der Einsätze, nicht aber über deren Dauer. "Mit nur sechs Minuten Eiszeit pro Match kann man nicht zufrieden sein", sagte er gegenüber dem "Blick." In den Playoffs kam er lediglich einmal zum Einsatz: Am 7. August, als die Oilers mit 2:3 gegen die Chicago Blackhawks unterlagen und somit ausschieden, mischte Haas 10:37 Minuten auf dem Eis mit. Danach war die Saison für Edmonton beendet.
"Dieses eine Spiel hat gezeigt, dass ich auf diesem Niveau bestehen kann", sagt er rückblickend. "Ich habe meinen Job erledigt und bin mit einem guten Gefühl nach Hause gereist. Nun liegt es an mir, ob ich eine größere Rolle einnehmen werde." Ende August unterschrieb er bei den Oilers einen neuen Vertrag über ein Jahr. "Ich spürte, dass sie mich wirklich behalten wollten", sagt er. Das Abenteuer NHL zu beenden und stattdessen wieder dauerhaft in der Schweiz zu spielen, ist für ihn keine Option gewesen: "Hätte ich vielleicht nur 10 oder 20 Spiele bestreiten können, wäre es vielleicht anders gewesen."

EDM@CGY: Haas schießt den Puck durch Rittichs Beine

Gleichwohl ist ihm bewusst, dass er sich seinen Platz im Kader neu wird erkämpfen müssen. Laut dem "Edmonton Journal" sind Haas und der 26-jährige Jujhar Khaira die beiden Anwärter für die Rolle des Spielmachers in der 4. Reihe. Khaira verfügt in der NHL über mehr Erfahrung, ist seit der Saison 2015/16 in Edmonton aktiv und hat seitdem 218 reguläre Saisonspiele bestritten. Dafür könnte sich für Haas die Ausleihe in die Heimat als Vorteil erweisen. Während Khaira nämlich in Kanada auf den Start der Saisonvorbereitung wartet, sammelt Haas in der Schweiz Spielpraxis.
Dass der SC Bern in Don Nachbaur zunächst einen kanadischen Trainer hatte und dieser eine ähnliche Philosophie bevorzugte wie Oilers-Trainer Dave Tippett, kam ihm dabei zunächst zugute. "Punkto System und Einstellung verlangt er dasselbe wie Tippett", sagte Haas. Am 1. Dezember trat der Übungsleiter allerdings überraschend aus persönlichen Gründen zurück. Der bisherige Nachwuchs-Trainer Mario Kogler übernahm interimsweise.
Insgesamt durchlebt der SC Bern, der als 16-maliger Schweizer Eishockey-Meister eine große Geschichte hat, derzeit eine schwierige Saison. Die letzten beiden Spiele gegen den Lausanne HC (0:3) und EV Zug (1:4) wurden verloren. Nach 15 Spielen hat die Mannschaft lediglich vier Siege vorzuweisen und steht dadurch auf einem enttäuschenden 10. Tabellenplatz. Eine Ursache dafür ist, dass Bern nicht effizient genug spielt. Die eigentlichen Leistungsträger wie Ramon Untersander, Tristan Scherwey, Calle Andersson oder Simon Moser suchen noch ihre Form. Daher ist es auch für Haas teilweise schwierig, seine Stärken einzubringen. Die defensiven und läuferischen Qualitäten von ihm sind gleichwohl unumstritten.

EDM@BOS: Haas nutzt eine Puckeroberung zum Ausgleich

Um allerdings in der NHL eine größere Rolle einnehmen zu können, möchte er sich noch in einigen Aspekten verbessern. "In der Offensive sicher", verriet er in einem Interview mit "watson.ch". "An meinen kämpferischen Fähigkeiten muss ich sicher noch arbeiten, damit ich im Angriffsdrittel öfter den Puck habe. In der NHL ist es einfach ein anderes Spiel als in der Schweiz, du hast viel weniger Platz und bist deshalb häufiger in Zweikämpfe verwickelt."
Gerne orientiert sich Haas an seinen Mannschaftskameraden. Schließlich trainierte er in Edmonton täglich mit dem Kanadier Connor McDavid und dem Deutschen Leon Draisaitl, also zwei der besten Spieler der Welt. "Natürlich versuche ich jeden Tag zu schauen, was sie besser machen", sagt Haas. "Am Schluss kannst du sicher ein paar Dinge mitnehmen, aber am Ende muss ich auf mein Spiel schauen."