Dabei hätte es durchaus anders kommen können. Nach dem Ende seiner Karriere, in der de Raaf mit dem Kölner EC, der Düsseldorfer EG und den Adler Mannheim elfmal die deutsche Meisterschaft gewann, dachte er kurzzeitig darüber nach, dem Eishockey den Rücken zu kehren. Doch er verwarf diese Gedanken schnell. "Dafür bin ich zu sehr mit diesem Sport verwurzelt. Mein ganzer Tag - von frühmorgens bis spätabends - dreht sich darum", ließ der 60-Jährige auf der Webseite der Red Bulls wissen.
De Raaf stieß zur Saison 2013/14 erstmals zur Organisation der Red Bulls. Am Standort München kümmerte sich der ehemalige deutsche Nationaltorwart und dreifache Olympia-Teilnehmer als Co-Trainer in erster Linie um die Entwicklung der jungen Spieler. Nach einem Intermezzo 2015/16 als Chefcoach der Schwenninger Wild Wings kehrte er zu seinem vormaligen Arbeitgeber zurück und übernahm dort im März 2016 den Direktoren-Posten an der Eishockey-Akademie.
Diese Einrichtung gilt in Fachkreisen zusammen mit den Jungadler Mannheim längst als Nonplusultra für die Nachwuchsförderung im deutschsprachigen Raum. "Ich bin stolz auf das, was wir geschafft haben. Damals mussten wir deutsche Spieler noch von den Vorteilen der Red Bull Eishockey Akademie überzeugen, heute ist die Akzeptanz und Bekanntheit enorm. Der Ruf ist exzellent", so de Raaf über die Entwicklung in den vergangenen Jahren.
Das Mitglied der deutschen Eishockey Hall of Fame will seine Expertise als Recruiter und Ausbilder noch eine Weile an die kommenden Generationen weitergeben. Wie die nächsten Jahre konkret aussehen würden, könne zwar niemand vorhersagen, doch ans Ende seines Engagements denke er derzeit nicht. "Es ist mir wichtig, dass der Spaß jeden Tag da ist und ich gerne hierherkomme. Wenn das der Fall ist, werde ich meinen Job sicherlich noch lange machen", sagte er.
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Am Beispiel von John "JJ" Peterka lässt sich gut ablesen, wie die Ausbildung in der Red Bull Eishockey Akademie vonstattengeht und wie sowohl die jungen Spieler als auch die angeschlossenen Teams EHC Red Bull München und EC Red Bull Salzburg davon profitieren. Der gebürtige Münchner zog im Alter von 14 Jahren von zu Hause aus und ging nach Liefering. "Ich bin dort selbstständiger geworden. Nicht nur sportlich, sondern auch menschlich habe ich dort einen großen Schritt gemacht", gab er auf der Webseite der Red Bulls zu Protokoll.
In den vier Jahren an der Akademie und durch seine Leistungen in den Ligaspielen der Nachwuchsteams erwarb er sich den Ruf eines Ausnahmetalents. 2019/20 debütierte er in der PENNY DEL beim EHC Red Bull München und verbuchte in 42 Hauptrunden-Spielen sieben Tore und vier Assists. 2020/21 stand er zunächst für den EC Red Bull Salzburg (12 Spiele, 7 Tore, 9 Assists) in der bet-at-home ICE Hockey League auf dem Eis, ehe er wieder für München auf Puckjagd ging. Dort lief er in 30 Partien auf und sammelte 20 Punkte (neun Tore, elf Assists). In den Playoffs kamen zwei Einsätze und ein Treffer hinzu.
"In verschiedenen Ligen gespielt zu haben, ist eine gute Erfahrung für mich gewesen und hat mein Selbstvertrauen gesteigert. Als ich aus Österreich zurückkam, konnte ich in München eine noch größere Rolle einnehmen. Das hat viel Spaß gemacht.", betonte Peterka. Bei den Buffalo Sabres, die ihn beim NHL Draft 2020 in der zweiten Runde an Gesamtposition 34 auswählten, nahm man seine Entwicklung wohlwollend zur Kenntnis. Im Juni 2021 statteten sie ihn mit einem Entry-Level-Vertrag aus und im Dezember feierte er sein NHL-Debüt.
Mit Julian Lutz und Alexander Blank träumen zwei weitere Absolventen der Red Bull Eishockey Akademie davon, es Peterka gleichzutun. Beide werden im Midterm Ranking des NHL Central Scouting Service bei den internationalen Skatern unter den besten 100 geführt. Lutz von den Red Bulls aus München steht auf Platz 33. Blank, der für die Krefeld Pinguine die Schlittschuhe schnürt, rangiert an 95. Stelle. Sollten beide beim Draft zum Zug kommen, dürfte sich einer ganz besonders darüber freuen: Helmut de Raaf.