DE Draisaitl feature 3.16.25

Es war der 9. Juni 2014, als ein 18-jähriger deutscher Junge auf Einladung der NHL im Madison Square Garden zu Gast war. Die fünf aussichtsreichsten Kandidaten im kommenden NHL Draft 2014 durften an diesem Tag einige Pressetermine absolvieren, unter anderem mit dem Autor dieses Berichts. Am Abend stand für die Nachwuchsleute noch der Besuch des dritten Spiels im Stanley Cup Finale zwischen den New York Rangers und den Los Angeles Kings (0:3) auf dem Programm.

Leon Draisaitl war der erste und bisher einzige Spieler aus Deutschland, dem diese Ehre zuteilwurde, zu dem erlauchten Kreis zu zählen. Als Tim Stützle zum NHL Draft 2020 als Top-Mann zur Auswahl stand, fand der eigentlich übliche Termin wegen Corona nicht statt.

„Ich kann sagen, dass ich in dieser Zeit seitdem viel gelernt und Höhen und Tiefen mitgemacht habe“, erläutert Draisaitl nach dem morgendlichen Training am Sonntag an selber Stelle gegenüber NHL.com/de exklusiv auf die Frage über die vergangenen fast elf Jahre. „Aber die meiste Zeit hat es unheimlich viel Spaß gemacht, hier in dieser Liga angekommen zu sein und mich etabliert zu haben. Die Zeit vergeht jedoch unheimlich schnell.“

Und wie sich Draisaitl entwickelt hat! Er gehört nicht nur seit dieser Saison zu den besten Spielern der Liga. Eine unglaubliche Situation, die in dem Ausmaß, wie und was die Nummer 29 der Edmonton Oilers mittlerweile erreicht hat, alles an Vorstellungskraft sprengt, was man je von ihm, von einem deutschen Spieler, erwarten konnte.

Er wurde wertvollster Spieler der Saison 2019/20 (MVP) und damit Gewinner der Hart Trophy, die in dieser Saison erneut im Bereich des Möglichen liegt, nachdem Draisaitl eine weitere Spielzeit der Superlative draufsetzt.

Am Freitag erzielte er im Auswärtsspiel bei den New York Islanders zwei Tore zum 2:1-Sieg nach Verlängerung seiner Farben und knackte damit die 100. Punkte zum sechsten Mal in seiner Karriere und vierten Mal in Folge. Und das bereits nach 66 Spielen, so früh wie noch nie für ihn.

Am Sonntag beim 3:1-Sieg gegen die Rangers baute Draisaitl die längste Punkteserie in dieser Saison und seiner Laufbahn auf 18 Spiele seit dem 27. Januar aus, als er beim 1:0 durch Corey Perry im Powerplay bei 19:17 Minuten vorlegte. 27 Punkte (14 Tore und 13 Assists) verbuchte er in diesem Zeitraum.

Video Player is loading.
Current Time 0:00
Duration 0:00
Loaded: 0%
Stream Type LIVE
Remaining Time 0:00
 
1x
    • Chapters
    • descriptions off, selected
    • subtitles off, selected

      EDM@NYI: Draisaitl lässt Sorokin in der Verlängerung keine Chance

      Draisaitl arbeitete sich so unter die insgesamt 70 längsten Punkteserien und die viertlängste (gemeinsam mit Oilers-Legende Jari Kurri) eines außerhalb Nordamerikas geborenen Spielers vor. In den kommenden Partien kann er in diesen Bereichen noch weiter nach oben klettern. Der Slowake Peter Stastny liegt mit 19 Spielen bei den Nicht-Nordamerikanern auf dem 3. Platz.

      Die Rekordserien von Teamkollege Connor McDavid von 17 Spielen (2x erreicht vom 13.10.2021 bis 20.11.2012 und vom 26.11.2022 bis 31.12.2022) hat er damit bereits übertroffen. Ein weiteres i-Tüpfel für ihn auf dieser Saison.

      Sein 50. Saisontor wollte am Sonntag trotz zwei Torschüssen und ein paar vergeblichen Versuchen auf das leere Tor am Ende hingegen noch nicht fallen. Doch das ist eine Frage der Zeit, bis Draisaitl zum vierten Mal nach 2018/19, 2021/22 und 2022/23 in insgesamt elf Spielzeiten diese Marke erreicht.

      Was ist für so eine Entwicklung hinter den Kulissen notwendig? „Für jeden Sportler ist das A und O einfach die Disziplin und man muss unheimlich viel Arbeit investieren und Liebe reinstecken, um an diesen Punkt zu kommen“, erläutert Draisaitl. „Es stecken viele Trainingsminuten nicht nur auf dem Eis, sondern auch im Kraftraum drin. Ich bin da schon stolz darauf, das ist gar keine Frage.“ Dann ergänzt er grinsend: „Aber hoffentlich kommen noch mal ein paar Tore und Punkte dazu.“

      Draisaitl führt die Torschützenliste der NHL mit sage und schreibe zwölf Toren Vorsprung an. Die Vergabe der Maurice Rocket Richard Trophy, es wäre seine erste, dürfte in diesem Jahr nur über ihn gehen. Ein weiterer eigentlich unglaublicher Fakt. Überrascht ihn das selbst, wie sehr er diese Liga dominiert? „Nicht wirklich“, entgegnet er. „Ich weiß, zu was ich in der Lage bin zu bringen. Ich bin da sehr konkret und hart mit mir selbst. Wenn es mal nicht so läuft, dann bin ich auch sehr einsichtig und sehe das realistisch. Aber überraschen tut es mich nicht.“

      Video Player is loading.
      Current Time 0:00
      Duration 0:00
      Loaded: 0%
      Stream Type LIVE
      Remaining Time 0:00
       
      1x
        • Chapters
        • descriptions off, selected
        • subtitles off, selected

          EDM@NYR: Perry nets PPG for his 15th tally of season

          Dabei kommt noch ein besonderer Fakt hinzu, den sein Trainer Kris Knoblauch letzte Woche hervorhob, als er wieder mal über Draisaitl schwärmte. „Er erzielt Tore in einem höheren Level als jemals zuvor und seine Zahlen und Tore im Powerplay sind heruntergegangen“, rechnete der Coach vor. „Das bedeutet beim 5-gegen-5, wenn es wesentlich schwieriger ist, wurde er deutlich besser.“

          Draisaitl selbst sieht das als nicht so außergewöhnlich an. „Ich weiß nicht“, wiegelt er auf die Frage danach fast ab. „Tore fallen manchmal einfach unterschiedlich. Das ist von Jahr zu Jahr anders und besonders. In einem Jahr funktioniert es im Powerplay und in einem anderen Jahr beim Fünf-gegen-Fünf. Das würde ich keine Besonderheit draus ableiten.“

          Bei allen individuellen Erfolgen fehlt Draisaitl und den Oilers insgesamt weiterhin der ultimative, nach der bitteren 1:2-Niederlage in Spiel 7 des Stanley Cup Finals 2024 gegen die Florida Panthers. Noch einen Monat, dann geht es wieder in die Stanley Cup Playoffs und die Oilers müssen laut Draisaitl noch zulegen, um den Traum Realität werden zu lassen.

          „Uns fehlt noch die Konstanz“, stellt er fest. „Wir haben im abgelaufenen Monat viel zu viel verloren und auch nicht gut gespielt. Wir haben noch einen Monat, um das in den Griff zu bekommen und hoffentlich kriegen wir das hin.“

          Verwandte Inhalte