Miriam Black Hat

Miriam Thimm wusste, dass Eishockey ihre Sportart ist, seit ihr Onkel sie im Alter von sieben Jahren zum Schlittschuhlaufen auf eine Eisbahn in Dorsten mitnahm. „Eiskunstlauf war nicht wirklich mein Ding“, sagte Thimm. „Aber als ich ein paar Jungs in meiner Nachbarschaft gesehen hatte, die Eishockey spielten, fing ich auch damit an. Als ich das erste Mal einen Schläger in der Hand hatte, wusste ich sofort, dass das ich dabeibleiben werde.“

Thimm wurde eine der ersten farbigen Frauen, die in Deutschland Eishockey spielten und es weit brachten. Die heute 44-Jährige war in der Deutschen Frauen-Eishockeyliga (DFEL) und für die Frauen-Nationalmannschaft aktiv. Seit 2013 ist sie Trainerin im Damen- und Herreneishockey in Duisburg, Düsseldorf und Bergkamen gewesen.

Thimm ist eine Symbolfigur und eine Triebfeder für Vielfalt im deutschen Eishockey und darüber hinaus geworden. Sie ist als Ombudsperson in einer unabhängigen Schlichtungsstelle tätig, die Fälle von Rassismus und Sexismus in der DEL und in der DEL2 untersucht. „Es ist traurig, aber ich werde noch gebraucht“, erzählte Thimm. „Deutschland versucht zwar sein Bestes, aber es ist noch ein weiter Weg.“

Thimm ist zudem Mitglied des Female Coaches Program der NHL Coaches' Association (NHLCA), das am Internationalen Frauentag 2020 ins Leben gerufen wurde, um die Entwicklung von Eishockeytrainerinnen auf allen Ebenen des Sports zu fördern. Das Programm unterstützt sie in verschiedenen Bereichen, darunter Kompetenzentwicklung, Führungsstrategien, Kommunikationstaktiken, Networking und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten.

Miriam Thimm Faceoff

„Es ist offensichtlich, dass Frauen in Nordamerika unterrepräsentiert sind, sowohl als Trainerinnen als auch in anderen Funktionen im Eishockeybetrieb“, so Lindsay Pennal, Geschäftsführerin der NHLCA. „In Europa ist der Rückstand noch größer. Es ist unglaublich wichtig, dass Miriam in Deutschland als Trainerin im Frauen-Profibereich tätig ist. Sie fungiert als Wegbereiterin für andere Frauen, die auf diesem Niveau trainieren wollen, und als Vorbild für junge Frauen und Mädchen, die bereits spielen.“

Nach Ansicht von Martin Hyun, ehemaliger DEL-Spieler und Geschäftsführer und Mitbegründer von Hockey is Diversity, ist Thimms Engagement von großer Bedeutung für die Eishockeywelt. „Ihre Rolle ist wichtig, denn alle westlichen Eishockeyländer wie Schweden, Norwegen, Finnland, Deutschland und Österreich sind vom demografischen Wandel betroffen“, sagte er. „Das bedeutet, dass der Sport eine Chance hat, sich zu diversifizieren. Dass Miriam nicht nur an exponierter Stelle sichtbar ist, sondern selbst viel Erfahrung im Eishockey gesammelt hat, dürfte meiner Meinung nach viele junge Mädchen inspirieren. Ihre Arbeitsmoral und die Art und Weise, wie sie ihre Perspektive einbringt, sind beispielhaft.“

Laut Thimm ist es eine Herausforderung gewesen, als schwarze Frau in den 1990er Jahren in Deutschland Eishockey zu spielen. „Das erste Mal, dass ich wirklich erkannt und erfahren habe, dass ich anders bin, war nach dem Wechsel in die DFEL. „Ich bekam einige abschätzige Kommentare zu hören. Das war ziemlich hart. Einmal schrien mich die Zuschauer fast die ganze Zeit an. Nach dem Spiel mussten wir dann sogar die Polizei rufen, damit ich sicher zum Bus gelangte. So etwas behält man immer im Hinterkopf. Zum Glück hatte ich tolle Teamkolleginnen, die immer zu mir gehalten haben.“

Doch Thimm ließ sich von den negativen Reaktionen nicht entmutigen. Eishockey war und blieb ihr ihr Zufluchtsort. „Das war meine Insel, zumal meine Mutter in jener Zeit sehr krank war. Sie hatte einen Hirntumor. Eishockey verschaffte mir da zwischendurch glückliche Momente. Ich wollte nicht, dass die Leute es schaffen, diese zu zerstören.“ Thimms Mutter starb 1996.

Vor Kurzem trat Thimm als Trainerin von Bergkamen zurück. Nach eigenen Worten würde sie ihren Weg immer wieder gehen. „Ich liebe Eishockey und die gesamte Community“, machte sie deutlich. „Das Spiel hat mir so viel gegeben. Es hat mir in schwierigen Situationen in meinem Leben geholfen, vor allem als es meine Mutter nicht gut ging. Natürlich hatte ich manchmal mit Rassismus zu kämpfen, aber ich habe auch eine Menge Freunde gefunden."

Miriam at Global Series

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