In Thüringens Hauptstadt fängt er auch das Eislaufen an und entdeckt in diesem Zug Eishockey als seine Sportart. Sein Talent bleibt auch den großen Klubs in Deutschland nicht verborgen. Die Jungadler Mannheim locken ihn mit einem Angebot, als er 14 Jahre ist.
Doch eine Gastfamilie oder gar das Internat kommt für Seider nicht in Frage, wie er freimütig zugibt. "Ich habe mich schon wie der Prinz zu Hause gefühlt und da war ich nicht bereit, alleine in die große, weite Welt zu starten", betont er. "Wir sind von einem Gastturnier von Mannheim wieder nach Hause gefahren und haben uns darüber unterhalten umzuziehen. Wir haben alle den Entschluss gefasst, dass wir das zusammen machen. Wir haben die Sachen gepackt und sind in die Nähe von Mannheim gezogen."
Vier Jahre durfte Seider noch im vertrauten Kreis seiner Familie verbringen, ehe er beim NHL Draft 2019 von den Detroit Red Wings, für viele Experten überraschend früh, an 6. Stelle gewählt wurde.
Danach ging er nach Nordamerika, wurde aber zunächst im AHL-Farmteam der Grand Rapids Griffins eingesetzt. Kleine leichte Zeit mit persönlich einigen schweren Phasen, wenn etablierte Trainer und Mitspieler einen jungen Europäer fernab der Heimat austesten, ob er das Zeug für eine NHL-Karriere hätte. Seider hat es nur stärker gemacht. Auch sein folgendes Jahr in Schweden, wo er bei Rögle BK zum besten Verteidiger der Saison in der schwedischen Eishockeyliga gewählt wurde und mit dem Team im Finale nur knapp die Meisterschaft verpasste.
Mittlerweile wissen alle, warum Detroits General Manager Steve Yzerman die Rechte an Seider unbedingt haben wollte. Sein Start in die NHL in dieser Saison hätte mit der Wahl zum
nicht besser ausfallen können.
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Dementsprechend bekommt Seider schon jetzt sehr viel mehr Aufmerksamkeit der Medien und Reporter, als das meist nur bei den absoluten Topstars unter den Rookies der Fall ist. Doch Seider ist ohne Zweifel auf den Weg dazu, einer zu werden in dieser NHL, die schon von klein auf auch sein großes Ziel war.
"In der Woche habe ich so zwei bis vier Interviews", rechnet er vor. "Meistens wenn wir zu Hause sind etwas mehr, dann ist man in der Pflicht und auf Auswärtsreise etwas weniger, wenn das eine oder andere abgeblockt wird. Es wird auch nicht alles an uns durchgestellt. Es wird schon abgeklärt, dass es autorisierte Personen sind. Es müssen außerdem offizielle Kanäle sein, wenn wir mit ihnen reden. Aber generell mache ich das sehr gerne."
Es bleibt zu wünschen, dass sich Seider diese Frische erhält, die er schon vor drei Jahren an den Tag gelegt und sich bis heute erhalten hat. Als ich kürzlich Kontakt mit einem befreundeten Kollegen aus Kanada hatte, der mit Seider ein Interview geführt hatte, schwärmte er von ihm. Ich schrieb: "Er ist ein sehr intelligenter Kerl!", er antwortete: "Und auch ungemein höflich."