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David Reinbacher wird im NHL Draft 2023 als Top-Talent aus dem DACH-Raum gehandelt. Der 18-jährige Verteidiger aus Österreich könnte nach einer starken Saison beim EHC Kloten in der Schweiz sogar unter den ersten zehn Picks landen. Mit NHL.com/de sprach der 1,89 Meter große Rechtsschütze über seine Chancen und Hoffnungen im Draft, eine aufregende Woche beim NHL Draft Combine und den Vergleich mit Moritz Seider.

Servus David! Der Draft 2023 steht vor der Tür. Was macht die Aufregung?
Ich bin schon sehr nervös. Von Tag zu Tag wird die Nervosität immer größer. Man denkt mehr daran und überlegt sich, was passieren könnte. Es ist ein schönes Gefühl, aber man weiß auch nicht, wo der Weg hingeht.

Wie groß war der Medienandrang in den letzten Tagen?
Die Medien sind sehr präsent, es gibt verschiedene Interviews und Themen, über die du reden musst und über die du gefragt wirst. Aber das gehört dazu und ist ein Teil des Jobs.

Wie hast du den Draft Combine erlebt?
Das war ein sehr, sehr cooles Event, muss ich sagen. Du siehst alle Prospects, kannst dich mit ihnen unterhalten und dich austauschen. Es war aber auch ein straffes Programm, jeden Tag Interviews mit den Teams und den ganzen Fitness-Tests. Das ist nicht ganz ohne, aber es war eine coole Woche, die ganzen Mannschaften und Leute kennenzulernen.

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Welche Übungen waren besonders schwierig?
Ich würde sagen der VO2max- und der Wingate-Test. Ich glaube, ich habe ganz gut abgeschnitten und war zufrieden mit den Ergebnissen.

Welche Klubs haben dich zum Interview eingeladen?
Es waren insgesamt 23, darunter viele Teams, die vorne unter den Top 15, Top 20 mit dabei sind. Auch dahinter noch ein paar Vereinzelte.

Oft werden in diesen Interviews kuriose Fragen gestellt. Welche waren bei dir dabei?
Bei mir waren es ein Szenario aus dem zweiten Weltkrieg: Du bist Kapitän eines Schiffs und dein Auftrag ist, den Gegner auszuschalten. Vor dir schwimmen gekenterte Kollegen im Wasser und unter dir ist ein U-Boot, das du abschießen musst. Was machst du also? Das ist schwierig. Ich habe geantwortet, dass ich das U-Boot vorbeifahren lassen würde und stattdessen meine gekenterten Teamkollegen retten würde.

Bei welchen Teams hast du dich besonders wohl gefühlt?
Da waren ein paar Teams dabei: Ich würde sagen bei den Vancouver Canucks, St. Louis Blues, Washington Capitals, Philadelphia Flyers, Arizona Coyotes und Montreal Canadiens. Die Top-10- oder Top-15-Teams waren eigentlich alle sehr angenehm in unseren Gesprächen.

Hast du ein Lieblings-NHL-Team?
Nicht wirklich, es waren mal die San Jose Sharks wegen Brent Burns. Jetzt habe ich einen Lieblingsspieler, das ist Roman Josi von den Nashville Predators. Er ist mein Vorbild.

CHI@NSH: Josi zieht ab und lässt Puck einschlagen

Experten schätzen, dass du unter den ersten 20 Picks gedraftet wirst. Dein ehemaliger U20-Trainer Phillipp Pinter glaubt sogar an Pick 5 oder 6. Woran glaubst du?
Das ist schwierig. Am besten so früh wie möglich. Das Ziel ist, als erster Verteidiger gezogen zu werden. Schlussendlich habe ich es aber nicht in der Hand. Ich kann mich nur zurücklehnen, bangen und es genießen.

Pinter beschrieb dich im Positiven als "giftigen Hund" auf dem Eis. Siehst du dich auch so?
Ich glaube, ich gebe auf dem Eis schon immer Gas, will alles rausholen, was geht, lasse mir nicht alles gefallen und bin ein Teamspieler. (lacht) Ein "giftiger Hund" ist vielleicht etwas übertrieben.

Du spielst auch unbekümmert, physisch und schaltest dich gerne in die Offensive mit ein. Das alles erinnert ein wenig an den deutschen Verteidiger Moritz Seider. Würdest du dich mit ihm vergleichen?
Schwierig. Er ist größer, spielt mehr Körper und ist etwas offensiver als ich, aber ich glaube schon, dass wir einen ähnlichen Spielstil haben: Wir achten auf einen guten Aufbau und sind gute Skater, es gibt also ein paar Fähigkeiten, die wir gemeinsam haben. Ich hoffe, dass ich eines Tages mal dahin komme, wo er jetzt ist.

BOS@DET: Seider nutzt einen Konter

Du hast in der abgelaufenen Saison in der Schweizer NL gespielt, was eine sehr offensive und schnelle Liga ist. Warum konntest du dich so gut an dieses Niveau adaptieren?
Ich würde sagen, dass das sehr vom Trainerteam und meinen Mitspielern begünstigt wurde. Ich habe viel Eiszeit bekommen, wodurch mir alles leichter gefallen ist und ich Selbstvertrauen bekommen habe. Ich durfte mit Importspielern spielen oder mit Weltmeistern und Ex-NHLern, alles Jungs, die ein sehr hohes Niveau haben. Das macht alles einfacher, denn du gewöhnst dich schneller an die Liga und es hilft dir, denn du weißt, dass du ihnen blind vertrauen kannst. Ich glaube, mich hat das ganze Kollektiv unterstützt, damit ich so eine tolle Saison spielen konnte.

Du hast als 18-jähriger Verteidiger schon viel Eiszeit bekommen und erstaunlich gut gepunktet. Wie sehr hast du das Vertrauen vom Trainer-Team gespürt und wie war deine Rolle in Kloten definiert?
Das, was ich in den letzten ein, zwei Jahren habe lernen dürfen, war einmalig. Der Trainer Jeff Tomlinson hat einfach auf mich gesetzt und alles andere ausgeblendet, mir das Vertrauen und viel Einsatzzeit gegeben. Ich habe von Spiel zu Spiel immer mehr Chancen bekommen. Es hieß das ganze Jahr: Du bekommst eine große Rolle, aber die musst du dir verdienen. Ich bin irgendwann ins zweite Powerplay gerutscht, durfte auch mal im ersten Powerplay ran. Ich habe Chancen bekommen, die habe ich entweder direkt oder dann beim nächsten Mal genutzt. Es war sehr viel Vertrauen von den Coaches da. Ich muss einfach nur danke sagen an Jeff Tomlinson und den EHC Kloten, wie sie mich unterstützt haben.

Du bist in Hohenems in Österreich geboren, sprichst aber Schwyzerdütsch. Woher kommt das?
Das kommt von der Schule und vom Eishockey. Du bist die ganze Zeit mit der Sprache umgeben, gewöhnst dich schnell daran und nimmst das einfach auf.

Vor dir wurden erst vier Österreicher in der 1. Runde gedraftet: Thomas Vanek, Michael Grabner, Marco Rossi und Marco Kasper. Hast du zu diesen Spielern aufgeblickt?
Natürlich. Zu allen vieren. Speziell zu den letzten beiden. Ich kenne sie, habe mit ihnen schon zusammengespielt. Es wäre cool, wenn ich der Fünfte und eine riesige Ehre, wenn ich in der 1. Runde ausgewählt werden würde. Ich habe mich mit den Jungs ausgetauscht, vor allem mit Rossi bei der WM. Es ging darum, wie das beim Draft alles abläuft, was ich zu erwarten habe und was da auf mich zukommt.

Mit wem wirst du den Draft 2023 vor Ort erleben?
Meine Familie kommt mit rüber. Das wird mein Papa, meine Oma, mein Opa, mein Onkel und mein Bruder sein. Sie sind auch schon ganz nervös.

Auf was freust du dich am meisten?
Darauf, dass mein Name aufgerufen wird, ich auf die Bühne gehen und ein NHL-Trikot anziehen darf. Ich glaube, dass das der schönste Teil wird - und der erste Schritt in die richtige Richtung.