Senators

So schnell geht also ein Wochenende mit echtem Spitzeneishockey in der schwedischen Hauptstadt Stockholm auch wieder vorbei. Lange hatten sich tausende Eishockeyfans in ganz Europa auf diese beiden Hauptrundenspiele der NHL zwischen den Colorado Avalanche und den Ottawa Senators gefreut. Etliche von ihnen aus ganz Mitteleuropa enterten vor ein paar Tagen sogar extra die Fähren und Flugzeuge in Richtung Skandinavien, um sich die Begegnungen in der Arena vor Ort anzusehen.

So bot sich vielen Eishockeyfans schon an den Gates der jeweiligen Abflughäfen ein ungewöhnlicher Anblick: Vor den Eingängen zu den entsprechenden Maschinen fanden sich vielfach etliche Sportfreunde in den klassischen Fan-Outfits und Trikots ein, waren für jedermann leicht und sofort zu identifizieren. Wann erlebt man das schon einmal als NHL-Fan aus Europa in dieser Form?
Mit im Gepäck der vielen Anreisenden eine hohe Erwartungshaltung. Einerseits natürlich an den zu erwartenden Sport, andererseits aber auch an ein Wochenende der ganz besonderen Art. Der Eishockeysport sollte in diesen Tagen in Skandinavien in Gänze kräftig gefeiert werden.
Dementsprechend waren nicht nur Fans der beiden beteiligten Franchises auf der Anreise, nahezu alle 31 Teams aus der besten Eishockeyliga der Welt hatten Fan-Vertreter in dieser Reisewelle in Richtung schwedischer Hauptstadt aufzubieten, welche sich auf den Weg nach Stockholm machten. Ein herrlicher, ein ausgesprochen friedlicher und freundlicher Anblick bot sich somit jedem Beobachter schon über Stunden auf der Anreise.

Duchene_Entrance

Sportlich waren die Erwartungen naturgemäß hoch. Fans der beteiligten Mannschaften erhofften selbstverständlich Erfolgserlebnisse ihrer Lieblinge zu bejubeln. Im Rückblick lässt sich eindeutig konstatieren, dass niemand enttäuscht zu sein braucht.
Zwar ergatterten die Avalanche bekanntlich nur einen von vier möglichen Zählern auf dem Eis, verloren zwei Mal mit 3:4 Toren (einmal nach regulärer Spielzeit, einmal nach Verlängerung), doch beide Begegnungen waren über die komplette Spielzeit hinweg ausgeglichen und spannend.
Die favorisierten Ottawa Senators, die im Vorjahr bis in das Conference Finale des Ostens vordrangen, erfüllten ihre Rolle als höher eingeschätztes Team. Doch der Club aus Denver konnte gut mithalten, in den Augen vieler überraschend gut. Vor diesem Hintergrund mussten auch die Beteiligten der 'Avs' nicht enttäuscht abreisen.
Die Mannschaft aus Denver hat es innerhalb weniger Wochen offenbar geschafft vom abgeschlagenen Team aus dem Tabellenkeller wieder absolut konkurrenzfähig zu werden. Wer zwei Mal knapp mit 3:4 unterliegt, wer dabei immer bis in die Schlusssekunden mitten im Geschehen ist, gar selber auf den Sieg hoffen darf, der kann nicht allzu viel falsch gemacht haben.

Hoher Unterhaltungswert war somit in beiden Begegnungen garantiert, hielt die Zuschauer bis zur sprichwörtlich letzten Sekunde auf ihren Plätzen. Insgesamt durften 14 Treffer bestaunt werden. Es gab eine Verlängerung, einen Penalty, diverse Strafzeiten, vorzeitige Torhüterwechsel. Das volle Paket wurde in Stockholm geschnürt.
Neben zufriedenen Zuschauern hinterließ das Wochenende aber auch eine zufriedene Liga. Seitens der Organisatoren war man besonders stolz auf die Tatsache, dass die beiden Spiele mit jeweils über 13.300 Zuschauern nicht nur ausverkauft waren, sondern auch über den Fakt, dass am Freitag, als in Stockholm zeitgleich das Fußball-WM-Qualifikationsspiel zwischen Schweden und Italien stattfand, und trotzdem 97,4% der Ticketkäufer tatsächlich den Weg in den Ericsson Globen fanden. Eine solch hohe Anwesenheitsquote der Ticketkäufer ist nicht nur in Anbetracht der hochkarätigen Fußballkonkurrenz in der Stadt bemerkenswert, sondern ist für eine Sportveranstaltung rekordverdächtig.
Gejubelt haben die anwesenden Schweden am Freitag dann natürlich trotzdem mit voller Inbrunst, als der knappe 1:0-Erfolg ihrer Kicker im Hinspiel gegen die hoch gehandelten Italiener in der Drittelpause des ersten NHL-Spiels verkündet wurde.
Für die Party nach dem ersten Vergleich der Global Series war die Tatsache, dass zeitgleich das Fußballspiel stattfand sogar förderlich. Konnten so doch in der Innenstadt nach den jeweiligen Spitzensportveranstaltungen Fußball- und Eishockeyfans friedlich und ausgelassen gemeinsam ihren schönen Abend ausklingen lassen.
Überhaupt war es ein Wochenende für die Lokalmatadore. Gabriel Landeskog von den Avalanche wurde zwar ebenso lautstark bejubelt wie die anderen Schweden vor Ort, doch fiel es ihm nach der zweiten Pleite am Samstag verständlicher Weise zunächst noch schwer so richtig zu feiern.

Swedes

Der Jubel der Landsleute tat es den Schweden in Reihen der Ottawa Senators hingegen ungleich leichter, nach den vier Zählern aus beiden Spielen auf ihrer Ehrenrunde vor den Fans in Stockholm so richtig aus sich herauszugehen. Kein Wunder: Kann es etwas Schöneres geben als den sportlichen Erfolg vor Freunden und Familie genießen zu können?
Entsprechend breit war das Grinsen auf den Gesichtern von Erik Karlsson, Johnny Oduya und Frederik Claesson beim Interview der Sieger. Gerade für sie hatte das Wochenende den idealen Verlauf genommen.
Doch insgesamt traf man auch am Sonntag nach den beiden Spielen nur zufriedene Beteiligte an. In der Stockholmer City flanierten noch immer zufriedene Eishockeyfans aus aller Welt. Ein echtes Eishockeyfest klang langsam aus.

Sicher erscheint, dass die NHL nach ihrer sechsjährigen Europapause mit der SAP NHL Global Series 2017 in Stockholm die Weichen für eine erfolgreiche Neuauflage in naher Zukunft gestellt hat.
Das nächste Event dieser Art müsste dann nicht zwangsläufig wieder in Skandinavien stattfinden. Bereits vor ihrer Abreise fragten sich viele Fans, warum demnächst nicht auch mal eine solche Serie in Deutschland stattfinden könnte? Warum nicht einmal eine solche Sportparty in der Schweiz? Viele Begehrlichkeiten wurden an diesem Wochenende geweckt.
Die Fans aus dem Einzugsbereich von NHL.com/de, welche das Wochenende in Schweden verbracht haben, werden mit Sicherheit Erlebnisse mit in ihre Heimat nehmen, die auf eine Neuauflage in ihren Heimatregionen hoffen lassen. Und das zurecht.
Für NHL-Fans ist die Teilnahme an einer solchen Global Series tatsächlich ein reines Vergnügen. Das haben die letzten Tage in Schweden jedermann klargemacht. Und auch ich sage ganz persönlich: "Gerne mehr davon!"