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Philipp Grubauer ist seit der Premieren-Saison Torwart bei den Seattle Kraken. Der 31-jährige Rosenheimer genießt als Goalie und Stanley Cup Champion (2018 mit den Washington Capitals) hohes Ansehen bei der jüngsten NHL-Franchise und sieht den Kraken auf einem guten Weg. NHL.com/de sprach in Seattle exklusiv mit dem deutschen Nationalspieler.

Philipp, der Seattle Kraken ist das beste NHL-Team im Kalenderjahr 2023. Woher kommt diese Formstärke?
Wir haben uns natürlich aneinander gewöhnt. Je mehr spiele wir miteinander spielen, desto besser wird es. Wir vertrauen jetzt dem System und auch dem Kollegen neben uns. Es ist immer wichtig, dass jeder seinen Teil beiträgt. Im Moment haben wir einen Lauf. Es ist wichtig, dass wir zum richtigen Zeitpunkt das Tor schießen. Auch in den Special Teams läuft es derzeit gut.
Auch taktisch spielt Seattle sehr diszipliniert. Was ist Eure DNA?
Wir sind ziemlich jung, ziemlich schnell. Wir spielen nicht allzu sehr körperbetont, denn wir sind nicht die Größten und nicht die Schwersten, deswegen spielen wir ein bisschen schneller und präziser. Es schaut eigentlich ganz anders aus als letztes Jahr: Wir spielen viel harmonischer, jeder trifft die richtige Entscheidung, die wichtig ist in diesem Moment und in dieser Minute auf dem Eis. Da machen wir wirklich einen guten Job.
Schlägt sich das auch auf die Stimmung in der Kabine nieder?
Im Moment ist die Stimmung natürlich gut. Es ist es immer leichter, wenn man Spiele gewinnt. Wir heben aber nicht ab, nur weil wir das beste Team in diesem Kalenderjahr sind und sind auch eher neutral, wenn wir mal Spiele verlieren. Es sind so viele Spiele in so einem geringen Zeitraum, dass wir diese immer schnell abhaken und auf das nächste blicken.

SEA 6, VAN 1

Du selbst erlebst eine Saison mit Aufs und Abs: Du bist als Nummer 1 in die Saison gegangen, hast dich dann verletzt und aktuell bekommt Martin Jones viele Starts. Wie schwer ist diese Situation auch mental für dich?
Es ist ein bisschen schwieriger, wenn du nicht so viele Spiele bekommst. Natürlich muss ich dann auch meine Chance nutzen, wenn ich spiele.
Was sagen die Trainer zu dieser Situation? Reden sie mit Dir darüber?
Diese Sachen behandeln wir natürlich intern. Wir sind aber auch Profis: Wenn Jonesy überragend hält und die Spiele gewinnt, dann soll er auch spielen. Ich sage es jedes Jahr: In einer so langen Saison mit so vielen Spielen brauchst du immer zwei Torhüter. Da kann keiner 70 Spiele machen und dann auch noch in den Playoffs überragend halten. Es braucht immer zwei. Das ist auch gut fürs Team, denn wir brauchen die Punkte und wollen in die Playoffs kommen. Es ist noch viel Eishockey zu spielen in dieser Saison.
Du spielst Deine elfte Saison in der NHL und hast Dich auch als Persönlichkeit und Führungsspieler weiterentwickelt. Auch in Seattle schauen die Spieler zu Dir auf. Wie ist Dein Standing in der Kabine?
Ich bin jetzt schon längere Zeit dabei. Jedes Jahr gewinnt man an Erfahrung. Ich bin nicht mehr der Jüngste, also schauen viele Spieler zu uns hoch und haben Fragen, wie dies und das bei uns damals war. Wir haben auch mehr Eingriff in das Teamgeschehen. Ich bin natürlich auch Torhüter, schmiede also jetzt keine Spielzüge, sondern konzentriere mich auch auf meinen Job. Aber klar: Mehr Erfahrung ist immer besser.
Du kennst lange Playoff-Runs aus deiner Zeit bei den Washington Capitals und Colorado Avalanche. Ist die aktuelle Situation beim Kraken schon mit damals zu vergleichen?
Auf jeden Fall. Letztes Jahr war es natürlich schwierig, weil es ein Covid-Jahr war und es viele Auflagen gab. Wir haben neben dem Eis nicht viel miteinander unternehmen können. Dieses Jahr ist der Kern der Mannschaft zusammengeblieben und wir konnten uns aneinander gewöhnen. Darauf bauen wir auf. In Washington war es auch nicht in einem Jahr getan, sondern hat viele Jahre gedauert. Hier sieht man schon einen Ansatz. Man hat viele Freunde in der Mannschaft. Nur so geht es.

WSH 4, SEA 1

Mit wem verbringst Du neben dem Eis die meiste Zeit?
Das ist schwer zu sagen, denn jeder hängt mit jedem ab. Essen gehen wir oft zusammen. Die meiste Zeit untereinander verbringen wir auf Roadtrips in Gruppen mit fünf bis zehn Spielern. Wir spielen zum Beispiel im Flugzeug und im Hotelzimmer immer Nintendo Mario Kart.
Wer gewinnt die meisten Rennen?
(lacht) Der Junge da drüben: Morgan Geekie ist brutal, der zieht jeden ab und gewinnt jedes Spiel.

PIT@SEA: Geekie versenkt den Rebound zur Führung

Mit Deinem Mitspieler Andre Burakovsky spielst Du bereits seit sieben Jahren zusammen, unter anderem bei den Avalanche, Capitals und sogar schon in der AHL bei den Hershey Bears. Habt ihr auch deshalb eine spezielle Verbindung?
(lacht) Es ist Österreicher (der Schwede wurde in Klagenfurt geboren, d. Aut.) - und Österreicher und Rosenheimer sind nahe beieinander. Wir kennen uns seit Jahren. Andre ist ein super Typ. Es freut mich, dass er hier ist, denn er war schon in Washington in den Playoffs überragend. Dann hat Colorado zugeschlagen, auch dort war er ein wichtiger Spieler. Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben.
Bis zur Trade Deadline ist es nicht mehr lange hin. Was würdest Du Dir wünschen, wenn du der General Manager wärst?
Das entscheidet natürlich der GM und nicht ich. Ich würde mir wünschen, dass wir weiter so spielen und konstant in jedem Wechsel das richtige für die Mannschaft tun. Es wird auch mal wieder bergab gehen, was auch mal wichtig ist, denn die Truppe kann daraus lernen und wieder zusammenwachsen. Wir wollen konstant weiter so spielen, denn nur so gewinnst du einen Stanley Cup.