44 Tore und 207 Vorlagen in der regulären Saison zeigen, dass Seidenberg nicht wegen seiner außergewöhnlichen offensiven Fähigkeiten auf dem Eis stand. Was seine Coaches und auch seine Mitspieler an ihm schätzten war seine gewissenhafte Arbeit in der Defensive. Das zeigte sich zum Beispiel auch in einer Umfrage des Fachmagazins The Hockey News, in der er bei der Wahl zum besten Schussblocker auf Rang drei hinter Dan Girardi (New York Rangers) und Greg Zanon (Minnesota Wild) landete.
Bis Juni 2016 blieb er den Bruins treu. Diese kauften ihn jedoch dann aus seinem Vertrag heraus. Die letzte Station in der NHL sollten die New York Islanders sein. Bis Ende der Saison 2017/18 blieb er dort. Danach fand er jedoch kein neues Team mehr. Seidenberg hielt sich zwar weiterhin bei den Islanders fit und bekam gegen Ende der vergangenen Saison noch mal einen Vertrag, zum Einsatz kam er aber nicht mehr. "Das zeigt, wie sehr er das Spiel liebt, wie sehr es ihn kümmert und wie viel ihm das Team bedeutet. Einfach dabei zu sein, zu trainieren und all diese Dinge zu machen, sagt viel über seinen Charakter aus", sagte Islanders-Kapitän Anders Lee.
Selbstverständlich war Seidenberg auch immer wieder bei der deutschen Nationalmannschaft aktiv. Nachdem er erstmals bei der U18-WM 1999 das Trikot mit dem Bundesadler getragen hatte, folgten zwei B-Weltmeisterschaften bei der U20, fünf Teilnahmen bei A-Weltmeisterschaften und drei bei Olympischen Spielen. 2004 spielte er für Deutschland beim World Cup of Hockey. Auch 2016 war er bei diesem Turnier im Einsatz, allerdings für das Team Europa, mit dem er Rang zwei belegte. Bei der Weltmeisterschaft wurde Seidenberg als bester Verteidiger ausgezeichnet.
"Nachdem ich 15 Jahre lang in der NHL meinen Traum gelebt habe, in der NHL zu spielen, habe ich nun entschieden, dass es für mich Zeit ist, von dem Spiel zurückzutreten, das ich liebe. Es war keine einfache Entscheidung, aber ich weiß, es ist die richtige", erklärte Seidenberg seine Entscheidung. Es sei nichts aufregender gewesen, als 2011 den Stanley Cup in die Höhe zu stemmen.
Auch seine Teamkollegen zollten ihm zum Karriereende Respekt. "Er ist einer, der extrem hart an seinem Spiel gearbeitet hat. Er hatte eine wunderbare Karriere. Er war eine großartige Persönlichkeit in der Umkleidekabine und hat viel Erfahrung mitgebracht. Er war in der Lage, einigen unserer jüngeren Verteidiger zu zeigen, worauf es ankommt", meinte Lee.