FLA@OTT: Stützle trifft im 3. Drittel in Überzahl

Tim Stützle und die Ottawa Senators haben das Rennen im Kampf um die Plätze in der Eastern Conference für die Stanley Cup Playoffs noch einmal enger gemacht, als es ohnehin schon war. Im Canadian Tire Centre bezwangen die Senators am Montag die Florida Panthers, einen Mitkonkurrenten im Kampf um die Wildcard-Ränge, mit 5:2. Dabei war ein Faktor entscheidend, von dem das Team aus der kanadischen Hauptstadt schon die ganze Saison über profitiert.

Es waren erneut die Special Teams, die die Senators gegen Florida am Leben hielten. Viermal mussten die Gastgeber gegen die Panthers in Unterzahl agieren. Sämtliche dieser Situationen überstanden sie schadlos. Auf der anderen Seite nutzte die Mannschaft von Trainer D.J. Smith drei ihrer vier Möglichkeiten bei nummerischer Überlegenheit auf dem Eis. Damit liegt die Erfolgsquote der Senators im Powerplay in dieser Saison bei 24,6 Prozent. Das genügt durchaus höheren NHL-Ansprüchen: Im ligaweiten Vergleich liegt Ottawa damit auf Platz sechs.
Wie gut diese Quote für die Senators ist, lässt sich aber daran ablesen, dass noch kein Team in der Geschichte der Franchise so effektiv in Überzahl war. Zum Vergleich: Die Senators aus der Saison 2006/2007, die damals mit Spielern wie Daniel Alfredsson, Dany Heatley und Jason Spezza immerhin den Titel in der Eastern Conference holten, kamen über die ganze Saison auf eine Erfolgsquote von 17,9 Prozent. "Unser Unterzahlspiel war super. Und das Überzahlspiel hat uns am Leben gehalten", befand Smith.

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Verantwortlich für die Treffer in Überzahl waren Derick Brassard, Alex DeBrincat und Stützle. Vor allem das Tor des Deutschen war an diesem Abend enorm wichtig. In der 58. Minute sorgte der ehemalige Stürmer der Adler Mannheim (DEL) für einen erneuten Zwei-Tore-Vorsprung der Senators. Es war das 4:2 für die Gastgeber und damit die Entscheidung. Stützle hat damit 26 Scorerpunkte (neun Tore) im Powerplay in diser Saison auf dem Konto. Nur Brady Tkachuk und DeBrincat (beide je 28) sowie Drake Batherson (27) sind in diesem Aspekt vor ihm. Dabei war der Deutsche mit seiner Leistung nach dem Spiel gar nicht so zufrieden. Er habe schrecklich gespielt, meinte er, habe sich nicht gut bewegt: "Das einzige Gute heute waren die Bullys."
Das zeugt davon, dass Stützle selbst sehr hohe Ansprüche an sich und seine Leistung stellt. Sorgen machen muss er sich aber trotzdem nicht. Denn Teamkollege Tkachuk fand ihn alles andere als schlecht: "Er denkt eben, dass er jetzt das nächste Level erreichen kann. Er ist so dominant auf dem Eis und einer der Hauptgründe dafür, dass wir gewinnen." Tkachuk hatte mit seinem Treffer (10. Minute) den Sieg seines Teams eingeleitet. Shane Pinto sorgte mit dem 5:2 ins leere Tor 90 Sekunden vor dem Ende für den Schlusspunkt.
Mit der Leistung der Mannschaft war Stützle, der jetzt 36-mal in dieser Saison getroffen hat, allerdings sehr zufrieden. "Fantastisch. Wir haben die ganzen 60 Minuten über gut gespielt", befand er. Sein Coach sieht den Deutschen einen Lernprozess durchmachen. "Tim spielt jeden Abend gegen die beste Sturmreihe des Gegners."
Der andere Grund, warum es bei den Senators gegen die Panthers mit zwei weiteren Punkten geklappt hat, stand zwischen den Pfosten. Der Däne Mads Sogaard war mit 32 Saves ebenfalls maßgeblich am Sieg beteiligt. Denn in der Torschussstatistik waren die Gäste aus dem Südosten der USA vorne (34:27), was zeigt, dass sie den Gastgebern keinesfalls kampflos das Feld überließen. Zu mehr als zwei Toren von Gustav Forsling, der jeweils mit einem Kracher von der blauen Linie traf, reichte es aber nicht, weil Sogaard immer die richtige Antwort parat hatte.
"Er ist echt gut. Er hat so viel Selbstvertrauen. Er macht den Eindruck, als sei er schon lange in der Liga dabei", lobte Stützle seinen Keeper. Und dessen Selbstvertrauen strahle auf das ganze Team aus. Dabei ist der Däne jetzt erst in seiner ersten vollen NHL-Saison, nachdem er in der vergangenen Spielzeit zu zwei Einsätzen gekommen war. "Er ist ein guter Keeper, ruhig und stabil. Das macht es für uns leichter", meinte auch DeBrincat.
Der Däne selbst wollte sich mit der Partie gegen die Panthers allerdings gar nicht lange aufhalten. Ja, die Dinge gingen in die richtige Richtung. "Aber das Spiel ist jetzt vorbei. Wir können es ein bisschen genießen. Aber dann müssen wir wieder zurück an die Arbeit gehen. Es geht nur darum, sich auf das nächste Spiel zu konzentrieren." Sogaard war vor allem von der Atmosphäre im Canadian Tire Centre begeistert: "Unglaublich, wie laut die Fans sind. Das ist für uns wie ein zusätzlicher Spieler auf dem Eis."

OTT 5, FLA 2

"In dieser Phase der Saison ist jedes Spiel schon wie ein Playoffspiel", betonte sein Trainer und spielte damit auf die sehr enge Tabellenkonstellation in der Eastern Conference an. Die Senators haben nach dem Erfolg gegen die Panthers 77 Zähler und liegen damit gleichauf mit den Buffalo Sabres, die sich bei der 3:4-Niederlage nach Penaltyschießen in Montreal mit einem Punkt begnügen mussten. Florida bleibt bei 79 Punkten. Pittsburgh auf dem zweiten Wildcard-Platz hat aktuell 82 Zähler, ist also noch in Reichweite.
Mit einem so gut funktionierenden Überzahlspiel und einem Top-Keeper zwischen den Pfosten ist den Senators durchaus zuzutrauen, dass sie noch den einen oder anderen Platz gutmachen. Jetzt dürfen sich Stützle und Co. aber erst einmal ausruhen. Das nächste Spiel ist am Donnerstag (7 p.m. ET; NHL.tv; Fr. 1 Uhr MESZ) zu Hause gegen die Philadelphia Flyers. Gegen ein Team, das sich schon aus dem Playoff-Rennen verabschiedet hat, sind zwei Punkte Pflicht für Ottawa. Ein Powerplay in Bestform mit einem treffsicheren Stützle und ein ruhiger, stabiler Keeper zwischen den Pfosten könnten sich auch dann wieder als Erfolgsgaranten erweisen.