Germany v Austria: Group A - 2023 IIHF World Junior Championship

Nach dem Stanley Cup Finale ist vor dem NHL Draft 2024. Dieser steigt am 28. (erste Runde) und 29. Juni 2024 (zweite bis siebte Runde) in der Sphere in Las Vegas. Wenn die besten Talente des Jahrgangs von den 32 NHL-Teams gezogen werden, darf sich auch der Deutsche Veit Oswald Hoffnung machen.

Die deutsche Draft-Hoffnung

Die deutsche Draft-Hoffnung 2024 heißt Veit Oswald, ist 19 Jahre jung, kommt aus Landshut und spielt für den EHC Red Bull München in der DEL. Das NHL Central Scouting stufte den Stürmer auf Rang 114 unter den Skatern in Europa ein. Oswald darf sich also Hoffnungen machen, vielleicht als einziger Deutscher beim NHL Draft 2024 ausgewählt zu werden.

„Natürlich ist die Vorfreude groß“, sagt Oswald im exklusiven Interview mit NHL.com/de. „Ich kann es noch gar nicht so recht realisieren. Ich gehe aber ohne Erwartungen rein, so wie es kommt, so kommt es. Wenn ich gedraftet werde, dann wäre es eine unglaubliche Ehre für mich. Wenn nicht, dann ist es auch kein Beinbruch. Ich nehme als Motivation und als schöne Bestätigung für meine Arbeit in den letzten Jahren. Es ist ein schönes Gefühl, dass man eingestuft wird, da bin ich vielleicht auch ein bisschen stolz drauf.“

Der 1,87 Meter große Linksschütze wird nicht vor Ort sein, sondern plant eine lockere Watch Party im engsten Kreis mit Familie und Freunden. Der gebürtige Landshuter könnte in die Fußstapfen von Tobias Rieder (Draft 2011, 4. Runde, 114. Stelle, Edmonton Oilers) und Tom Kühnhackl (Draft 2010, 4. Runde, 110. Stelle, Pittsburgh Penguins) treten, die ebenfalls Söhne der Stadt sind.

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Ein Lieblingsteam in der NHL hat Oswald nicht. „Wenn ich gedraftet werde, dann ist es mir egal von wem. Ich wäre so oder so überglücklich. Wenn ich mir was wünschen würde, dann wäre es zu einem Team zu kommen, in dem ein Deutscher spielt. Zum Beispiel die Edmonton Oilers mit Leon Draisaitl. Sie verfolge ich am meisten.“

Rookie des Jahres in der DEL

Das Interesse von NHL-Teams hat Oswald in der abgelaufenen Saison beim EHC Red Bull München geweckt. In insgesamt 47 Spielen (regulären Saison und Playoffs) gelangen dem Angreifer 17 Scorerpunkte (11-8-17). 

„Ohne abgehoben rüberzukommen, würde ich schon sagen, dass ich mich gut entwickelt habe“, sagt das 19-jährige Talent. „Mein Gedanke war immer, dass ich nicht zu früh zu viel möchte. Ich glaube, dass das echt wichtig für junge Spieler ist. Man muss cool bleiben und sich immer wieder an den Sinn des Eishockeys erinnern. Da ist die Eiszeit mit am wichtigsten.“

Diese erhielt Oswald in München, aber auch zuvor in der Saison 2022/23 auf Leihbasis beim SC Riessersee in der dritten Liga. Für den Senkrechtstarter war das alles andere als ein Rückschritt.

„Das Jahr in Garmisch hat mir sehr gutgetan. Dadurch konnte ich mich gut entwickeln. Jetzt bin ich der am höchsten gerankte Deutsche für den Draft, was zeigt, dass dieser Weg in den letzten Jahren der richtige war.“

Eine weitere Bestätigung, nach dem Meistertitel mit München im Jahr 2023, war die Auszeichnung zum DEL Rookie des Jahres 2024.

„Ich hätte das niemals erwartet“, sagt Oswald. „Vor einem Jahr war noch nicht sicher, ob ich überhaupt in München spielen werde oder nicht doch für Kaufbeuren oder Garmisch, was auch völlig okay gewesen wäre. Das war natürlich eine schöne Saison für mich!“

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Auf den Spuren von Rieder und Kühnhackl

Hinzu kam auch noch die U20-WM mit Deutschland, bei der Oswald als Assistenzkapitän diente, sowie das Debüt für die Herren-Nationalmannschaft. 

„Es war wirklich ein Jahr voller Ereignisse. Trotzdem darf man nie seinen Weg verlieren. Ich kenne so viele Spieler, die nach so einem Jahr eingebrochen sind oder es psychisch nicht mehr geschafft haben“, ordnet Oswald die Geschehnisse für sich ein. „Ich bin also sehr vorsichtig, was ich mit diesen Sachen anfange und nehme es nur als Motivation für mich, um noch besser zu werden und mich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.“

Bescheidenheit ist ein Charakterzug, der nicht nur Oswald auszeichnet, sondern auch Rieder und Kühnhackl, die jeweils tolle NHL-Karrieren hatten. Rieder absolvierte 478 NHL-Spiele (64-81-145), Kühnhackl kommt auf 232 Partien (18-36-54) und gewann zwei Stanley Cups.

„Wenn wir uns sehen, dann unterhalten wir uns natürlich“, sagt Oswald. „Die Eltern von Tobi sind eng befreundet mit meinen Eltern. Ich finde ihn nicht nur besonders, weil er Landshuter ist, sondern auch aufgrund seiner Karriere: Er hat in der NHL und in Schweden in den besten und härtesten Ligen der Welt gespielt und bewiesen, dass er dort mithalten kann.“

Vier NHL-Teams melden Interesse an

NHL-Scouts wurden auch auf Oswald aufmerksam und schauten bei seinen DEL-Spielen ganz genau hin. „Am Rande habe ich mitbekommen, dass Scouts bei meinen Spielen waren“, erzählt Oswald. „Ich habe das aber meist erst nach dem Spiel am Rande mitbekommen und mir nie einen großen Kopf gemacht.“

Konkreter wurde es in den letzten Wochen, als diverse Telefonate mit möglichen Interessenten anstanden. 

„Es waren vier Teams: Toronto, Tampa, Utah und Washington“, zählt Oswald auf. „Zu ihnen gab es engeren Kontakt. Wir haben telefoniert, und ich habe Fragebögen ausgefüllt. Gestellt wurden meistens Fragen zu meiner Persönlichkeit und zu meiner Familie, etwa was meine Eltern arbeiten. Alles lief auf einer freundschaftlichen Basis ab. Viele Fragen waren überhaupt nicht Eishockey-spezifisch, sondern gingen eher um das Verhalten in der Gruppe oder in Streitsituationen. All das wird überprüft und analysiert. Kurios war zum Beispiel ein Intelligenztest.“

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Vorbild McDavid

Auf dem Eis besticht der 1,87-Meter-Mann mit seiner Größe und seiner Geschwindigkeit. „Ein Bereich, in dem ich auf jeden Fall besser werden muss, ist meine Stärke“, so Oswald. „Ich muss stärker und stabiler werden, vor allem in den Zweikämpfen in den Ecken, wenn es darum geht, die Scheibe besser zu beschützen. Das ist eine Sache, an der ich vertieft arbeite.“

Abschauen kann sich Oswald viel von seinen Vorbildern in der NHL. Allen voran von Edmontons Superstar Connor McDavid. „Er fasziniert mich jedes Mal aufs Neue“, sagt Oswald. „Ich finde es unglaublich, wie man unter Druck so performen kann. Man muss sich nur mal in seine Lage hineinversetzen: Jeder Gegenspieler weiß genau, wenn er auf dem Eis ist. Er wird oft von zwei Mann angegriffen. Trotzdem schafft es immer wieder aufs Neue, das ist unglaublich.“
Ob Oswald gedraftet wird oder nicht, entscheidet sich wohl am 29. Juni in Las Vegas. Der Stürmer plant aber ohnehin, in der neuen Saison seinen Stammplatz in München zu verteidigen. Vielleicht sogar an der Seite von Rieder, der sich zur neuen Saison dem EHC anschließt. „Ich freue mich darauf, wenn ich nächstes Jahr mit Tobi in München zusammenspielen kann“, blickt Oswald voller Vorfreude voraus. „Als junger Spieler kann ich mir viel von ihm abschauen.“

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