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Es sah am Montag lange Zeit nach dem 1:1-Ausgleich der Serie zwischen den Carolina Hurricanes und den New York Islanders in der PNC Arena in Raleigh aus. Mit 3:0 führten die Gäste aus New York bis über die Spielmitte hinaus in Spiel 2 der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs 2024 in der Eastern Conference. Doch die Hurricanes gaben trotz der herausfordernden Lage auf eigenem Eis nicht auf, kamen wieder heran, drehten die Partie in der Schlussphase durch zwei Treffer innerhalb von nur neun Sekunden noch zu ihren Gunsten und siegten am Ende mit 5:3.

Hurricanes finden ihr Glück erst spät

Es war erst das siebte Mal in der NHL-Geschichte, dass eine Mannschaft den Ausgleich und den Führungstreffer in den letzten drei Minuten eines Playoff-Spiels erzielen konnte. Die einzigen anderen Teams, denen dies gelang, waren die Chicago Blackhawks (Spiel 6 des SCF 2013), die Los Angeles Kings (Spiel 2 des CSF 2013), die Hurricanes (Spiel 7 des CQF 2009), die Toronto Maple Leafs (Spiel 2 des CQF 1999), die Montreal Canadiens (Spiel 3 des SF 1964) und die New York Americans (Spiel 2 des QF 1940).

Nun geht die Truppe von Trainer Rod Brind’Amour nicht nur mit einer 2:0-Serienführung in die beiden folgenden Duelle bei den Islanders, sondern hat das Momentum komplett auf ihrer Seite. Es wird spannend sein zu beobachten, wie die Islanders diesen harten Niederschlag aus Spiel 2 der Best-of-7-Serie verdauen werden.

NYI@CAR R1, Sp2: Lee trifft per Rückhand

Carolinas Coach gerät ins Schwärmen

„Das war mit Sicherheit ein ganz besonderer Abend", gab Carolinas Trainer Brind'Amour zu Protokoll. „Es war eines dieser Spiele, auf die wir noch lange zurückblicken werden. Das war eine Begegnung, wie sie vielleicht nur einmal im Leben vorkommt.“

Logisch, dass die Stimmung nach dem Spiel auf der anderen Seite eine völlig andere war. „Es ist eine extrem harte Niederlage, keine Frage, denn wir hatten die Chance, das Spiel zu gewinnen", beklagte New Yorks Coach Patrick Roy. „Gleichzeitig müssen wir uns aber jetzt neu formieren und für das nächste Spiel bereit sein. Wir fahren nach Hause und müssen vor unseren Fans gut spielen und Spiel Nr. 3 gewinnen. Das ist alles."

Gastgeber dominieren Torschussverhältnis klar

Ein Blick auf die Statistiken des zweiten Kräftemessens in der diesjährigen K.o.-Phase zwischen den Hurricanes und den Islanders lässt zunächst eine sehr einseitige Begegnung vermuten. Carolina dominierte das Torschussverhältnis mit 39:12. In jedem der drei Spielabschnitte gaben die Hurricanes mehr Schüsse ab als die New Yorker.

Spannend wird es auch, wenn man dabei die einzelnen Drittel betrachtet. War der Vorteil der Gastgeber in Abschnitt eins und zwei mit 10:7 und 12:4 schon recht deutlich, war die Dominanz der Hurricanes in den finalen 20 Minuten mit 17:1 schier überwältigend. Und genauso ist das spektakuläre Ende der Begegnung an diesem Tag zu erklären. Die Islanders kollabierten in der Schlussphase der Begegnung in Anbetracht des Dauerdrucks der Hausherren förmlich auf dem Eis und mussten sich am Ende dann, trotz früher und zwischenzeitlich deutlicher Führung,  doch noch geschlagen geben.

NYI@CAR R1, Sp2: Aho, Martinook sorgen innerhalb von 9 Sekunden für die Führung

Aho und Martinook die Helden des Tages

Sebastian Aho und Jordan Martinook waren die beiden Helden der Hurricanes, denen die beiden Treffer in der 48. Minute zum 3:3-Ausgleich und zur 4:3-Führung gelangen. Sie sorgten im weiten Rund für Begeisterung, hatten die Hurricanes durch sie doch einen zwischenzeitlichen 0:3-Rückstand in eine Führung verwandelt.

„Im dritten Durchgang war es eine Welle nach der anderen", sagte Martinook. „Wir sind auf sie losgegangen und haben ihnen nichts geschenkt, das war der Schlüssel zum Sieg. Das Momentum, dass wir das Spiel ausgeglichen haben, und die Energie, die das ausstrahlt, ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Wenn man so hart pusht, hofft man natürlich, dass man ein paar Treffer landet. Zum Glück haben wir das geschafft. Es macht Spaß, bei solchen Spielen dabei zu sein, und ich glaube nicht, dass ich heute Nacht besonders gut schlafen werde."

Aho erzielte nach 17:45 Minuten im dritten Drittel zunächst den Ausgleich, als Frederik Andersen für einen zusätzlichen Angreifer auf der Bank platzgenommen hatte. Andrei Svechnikov scheiterte in der Szene zunächst mit einem One-Timer vom linken Kreis, doch der Puck kam direkt zu Aho, der ihn vom rechten Pfosten aus ins Netz lenkte. Martinook brachte Carolina dann nach 17:54 Minuten des finalen Spielabschnitts mit 4:3 erstmals an diesem Abend in Führung. Islanders-Verteidiger Noah Dobson wurde in der Situation zur Seite geschoben, so dass Martinook sich den Puck schnappen und einen Schuss auf den linken Schlittschuh von Semyon Varlamov abfeuern konnte, der in die andere Richtung schaute.

Dies waren die mit Abstand schnellsten zwei Tore in der Geschichte der Franchise in einer Postseason. Das letzte Team, das in den Playoffs zwei schnellere Tore erzielte, waren die Pittsburgh Penguins in Spiel 3 der ersten Runde 2018. Diese benötigten damals lediglich fünf Sekunden für zwei Treffer.

Das Tor von Jake Guentzel 56 Sekunden vor der Schlusssirene zum Endstand war dann am Montag nur noch Ergebniskosmetik. Neben den beiden gefeierten Helden des Tages gefiel bei den Hurricanes an diesem Tag insbesondere Seth Jarvis, der ein Tor erzielen und zwei Assists beisteuern konnte.

R1, Sp2: Islanders @ Hurricanes Zusammenfassung

Islanders verspielen eine 3-Tore-Führung auf fremdem Eis

Auf der anderen Seite reichten den Islanders die Treffer von Kyle Palmieri, Bo Horvat und Anders Lee in Spiel 2 gegen Carolina am Ende nicht zum Sieg, obwohl diese eine zwischenzeitliche 3:0-Führung bedeutet hatten. Auch die 34 Paraden von Goalie Varlamov waren am Ende wenig wert für die New Yorker. Vor Spiel 3 am Donnerstag (7:30 p.m. ET; NHL.tv; Fr. 1:30 Uhr MESZ) in Elmont, New York, ist der Druck auf die Islanders enorm angestiegen.

Palmieri brachte die Islanders in der 17. Minute mit 1:0 in Führung. Andersen konnte Palmieris erste Chance aus kurzer Distanz noch abwehren, doch der Stürmer fand den Abpraller und schob den Puck ins Tor. Horvat erhöhte kurz vor Drittelende auf 2:0 (20.), indem er nach einem Pass von Mathew Barzal den Puck aus dem Slot ins Netz beförderte. Lee baute die Führung mit einem Powerplay-Tor nach 3:54 Minuten des zweiten Drittels auf 3:0 aus.

Trotz des deutlichen Rückstandes kontrollierte Carolina das Spiel und hatte in den letzten beiden Dritteln, in denen es die meiste Zeit in der Offensivzone verbrachte, mit 29:5 wesentlich mehr Schüsse auf das Tor des Gegners abgegeben als New York.

Der Lohn folgte fast automatisch. Teravainen verkürzte zunächst mit einem Powerplay-Tor in der 34. Minute auf 1:3. Varlamov stoppte Jarvis' Schuss vom linken Kreis, doch der Abpraller landete bei Guentzel, der Teravainen gekonnt bediente. Jarvis brachte die Hurricanes in der 51. Minute auf 2:3 heran, indem er einen Handgelenkschuss vom linken Kreis unter die Latte setzte. Dann dauerte es bis in die Schlussphase ehe der Wahnsinn in Raleigh seinen Lauf nahm und die Islanders bis in ihre Grundfeste erschütterte, während der Jubel bei den Hurricanes kaum Grenzen fand.

„Es gab heute Zeiten, in denen wir hinten regelrecht eingeschnürt waren", analysierte New Yorks Stürmer Brock Nelson. „Die Jungs haben alles gegeben, aber man würde als Team schon gerne häufiger in der Offensivzone spielen“, meinte er.

Carolinas Verteidiger Pesce verletzt sich

Einen Wehrmutstropfen musste der siegreiche Stanley Cup Champion von 2006 jedoch auch verkraften: Hurricanes-Verteidiger Brett Pesce verließ das Spiel im zweiten Drittel mit einer Unterkörperverletzung vorzeitig und kehrte nicht mehr auf das Eis zurück.

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