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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2024/25 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse des Seattle Kraken

Die vergangene Saison war für den Seattle Kraken ein Rückschritt. Nachdem er in der Spielzeit 2022/23, der damals zweiten Saison der jungen Franchise-Geschichte, bis in die 2. Runde der Stanley Cup Playoffs gelangte, belegte er zuletzt mit einer Bilanz von 34-35-13 lediglich den 6. Platz der Pacific Division und verpasste die K.o.-Runde. 

Die Konsequenz war, dass sich die Franchise von Trainer Dave Hakstol trennte, der in den ersten drei Spielzeiten hinter der Seitenbande stand. Sein Nachfolger ist Dan Bylsma, der 2009 die Pittsburgh Penguins zum Gewinn des Stanley Cups führte. Zwei Saisons später gewann er den Jack Adams Award und wurde zum NHL-Trainer des Jahres gewählt. Zuletzt trainierte er die Coachella Valley Firebirds, das AHL-Farmteam des Kraken. 

„Dan ist ein Gewinner mit einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz bei der Entwicklung sowohl junger als auch erfahrener Talente, und seine Führung wird unserem Team bei der Weiterentwicklung helfen“, lautet die Überzeugung von Ron Francis, dem General Manager des Kraken.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Seattle legte gleich am ersten Tag der Free Agency ordentlich los und stattete zwei klagvolle Spieler mit jeweils einem Vertrag über sieben Jahre aus: Verteidiger Brandon Montour von den Florida Panthers und Center Chandler Stephenson von den Vegas Golden Knights. 

Der 30-jährige Montour, der ein herausragender Vorlagengeber ist, wird durchschnittlich 7,14 Millionen US-Dollar im Jahr verdienen. „Wir denken, dass mit Montour ein offensives Element hinzukommt. Er spielte schlussendlich 23, 24 Minuten für ein Cup-Siegerteam“, sagte Francis. 

Der 30-jährige Stephenson kommt nach seiner Vertragsunterschrift auf einen Jahresverdienst von 6,25 Millionen US-Dollar. Er war vor allem in den Playoffs 2023, die in der Meisterschaft mündeten, mit zehn Toren und zehn Assists sehr effektiv. „Er ist ein wirklich guter Zwei-Wege-Spieler. Er spielt mit Tempo, sehr schlau und bringt die Erfahrung von zwei Stanley-Cup-Siegen mit“, so der GM.

Francis deutet diese beiden Verpflichtungen als ein gutes Zeichen: „Es zeigt, dass die Spieler nach Seattle kommen wollen. Sie wollen für diese Organisation und vor unseren großartigen Fans spielen.“ 

Verhältnismäßig günstig wurde der 26-jährige Verteidiger Josh Mahura, der die vergangenen beiden Spielzeiten bei den Florida Panthers verbachte, mit einem Einjahres-Vertrag über 775.000 US-Dollar nach Seattle geholt. „Josh ist ein erfahrener Verteidiger, der unserer blauen Linie Tiefe und Erfahrung verleiht“, sagt Francis. 

Seattle verlassen hat Verteidiger Brian Dumoulin, der im Tausch für einen Viertrunden-Pick des NHL Drafts 2026 an die Anaheim Ducks abgegeben wurde. Auch Torwart Chris Driedger, Stürmer Pierre-Edouard Bellemare und Verteidiger Justin Schultz gehören nicht mehr dem Kader an. 
 
Schlüsselspieler

Seattle hat mit Matty Beniers einen jungen und hochtalentierten Nummer-1-Center, dessen Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Der 21-Jährige erzielte in der vergangenen Saison 37 Punkte (15 Tore, 22 Assists) und unterzeichnete in dieser Woche einen neuen Siebenjahresvertrag über 49,98 Millionen Dollar. „Matty ist seit seinem NHL-Debüt ein zentraler Bestandteil unseres Teams“, sagte Francis.

ANA@SEA: Beniers fasst den Puck nach einer Passstafette direkt ab und trifft in den Winkel zum 4:0

Der linke Flügelstürmer Jared McCann war in der vergangenen Saison mit 29 Toren und 33 Assists bester Torjäger und Top-Scorer seiner Mannschaft. Der rechte Flügelstürmer Oliver Bjorkstrand aus Dänemark verbuchte 20 Tore und 39 Assists, war somit der beste Vorlagengeber seiner Mannschaft. Verteidiger Vince Dunn erwies sich mit 11 Toren und 35 Assists ebenfalls als sehr effektiv.

Spieler aus dem DACH-Raum

Der 32-jährige Torwart Philipp Grubauer ist seit dem ersten Spieltag an Bestandteil des neugegründeten Seattle Kraken. Er unterzeichnete damals einen Vertrag über sechs Jahre. Vergangene Saison verpasste er zwei Monate wegen einer Unterkörperverletzung. Seine Save-Quote von 89,9 Prozent war die beste in seinen drei Jahren in Seattle. Zuvor erlangte er bei der Colorado Avalanche und den Washington Capitals, mit Letzteren gewann er den Stanley Cup, allerdings höhere Fangquoten.   

Stärken

Der Kraken glänzte vergangene Saison vor allem durch seine Defensive. Im Schnitt ließ er pro Spiel 2,83 Gegentore zu. Nur sieben Teams der NHL erlaubten dem Gegner noch weniger Treffer. Die gegnerischen Mannschaften bekamen pro Spiel durchschnittlich nur 29,2 Schüsse zustande. Dies ist der achtbeste Wert der Liga. 

Verbesserungspotenziale

Die große Schwachstelle der vergangenen Saison war die Offensive. Nur 2,61 Tore/Spiel waren der viertschlechteste Wert in der NHL (29.). Zudem gab Seattle nur 28,6 Schüsse/Partie ab (T-23.). Gerade einmal vier Stürmer gelangen mehr als 15 Tore (Jared McCann, 28; Oliver Bjorkstrand, 20; Jordan Eberle, 17; Eeli Tolvanen, 16), lediglich sechs Spieler kamen auf mehr als 30 Scorerpunkte.

Vielversprechende Talente

Die Entwicklung von Beniers ist der beste Beweis dafür, wie gut sich junge Spieler in Seattle entwickeln können. Überhaupt verfügt der Kader über einige Talente, denen eine starke Entwicklung zuzutrauen ist. Dazu zählen unter anderem der 20-jährige Center Shane Wright, der gleichaltrige Positionskollege Ryan Winterton, der 22-jährige Center Logan Morrison, der 23-jährige Flügelstürmer Tye Kartye und der 22-jährige Verteidiger Ryker Evans.

SEA@SJS: Wright und Eberle im Zusammenspiel

Playoff-Chancen

Der Kraken braucht einen Top-Sechs-Center sowie einen Top-Vier-Verteidiger und stillten diese Bedürfnisse mit den Verpflichtungen von Stephenson und Montour. Es ist allerdings fraglich, ob die beiden Neuzugänge in Seattle so viel Erfolg haben werden wie zuvor. Die Heimschwäche und die Offensivschwäche der vergangenen Saison müssten abgestellt werden, um im Kampf um die Stanley Cup Playoffs überhaupt eine Chance zu haben.

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