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Während in der NHL die reguläre Saison 2019/20 seit dem 12. März aufgrund der Bedenken im Zusammenhang mit dem Coronavirus pausiert, liefert NHL.com/de weiterhin eigene Storys. In einer Serie erinnern wir an die Pioniere aus Deutschland, der Schweiz und Österreich in den 31 NHL-Klubs. In dieser Folge: Dallas Stars.

Als die NHL entschied, sich zur Saison 1967/68 um sechs weitere Teams zu vergrößern, wurde auch das eishockeyverrückte Minneapolis berücksichtigt. Die Minnesota North Stars trugen von 1967 bis 1993 ihre Spiele in Bloomington aus, einem Vorort der bevölkerrungsreichsten Stadt des Staates Minnesota. Zur Saison 1993/94 zog die Organisation nach Dallas um, wo sie bis zum heutigen Tage beheimatet ist.
1981 erreichte das Team aus Minnesota zum ersten Mal in seiner Franchisegeschichte ein Stanley Cup Finale. In diesem unterlagen sie jedoch chancenlos den New York Islanders in fünf Spielen.
Am 13. März 1982 war es endlich soweit, nicht der Cup-Gewinn, der sollte erst 1999 folgen, doch ein in Deutschland geborener und aufgewachsener Spieler mit deutschem Pass wirkte zum ersten Mal in der Geschichte der Liga bei einer NHL-Partie mit.
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Beim Gastauftritt der North Stars in St. Louis stand Udo Kießling im Aufgebot der Gäste. Der 26-jährige Verteidiger hatte sich durch seine zahlreichen Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene auch in Übersee einen Namen gemacht. Er hatte bereits an sechs IIHF-Weltmeisterschaften und an zwei Olympischen Spielen für die Nationalmannschaft der Bundesrepublik Deutschland teilgenommen und mit ihr bei den Olympischen Winterspielen 1976 die Bronzemedaille gewonnen. Hinzu kamen zwei Deutsche Meisterschaften mit dem Kölner EC in den Jahren 1977 und 1979, sechs Berufungen ins All-Star Team der Eishockey-Bundesliga (1977-82), die Ernennung zum Spieler des Jahres 1977 und zum Verteidiger des Jahres in 1977, 1979 und 1980.
Im Viertelfinale der Playoffs 1981/82 war Kießling mit der Düsseldorfer EG nach zwei Spielen gegen den Landshuter EV ausgeschieden und so kam das Angebot der North Stars genau zum richtigen Zeitpunkt.
Kießling stieg in den Flieger, bestaunte das Eishockey-Wunderland, begab sich aufs Eis des knapp 18.000 Besucher fassenden Checkerdome, sah wie Dino Ciccarelli und Bobby Smith Minnesota zweimal in Front schossen, kassierte zwei Strafminuten, kurz nachdem Smith das 3:1 für die North Stars besorgt hatte, und setzte mit einem 3:2-Sieg in der Tasche einen Schlusspunkt hinter sein Abenteuer NHL.

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Zurück in Deutschland heimste Kießling noch vier weitere Deutsche Meistertitel mit den Kölnern (1984, 86, 87, 88) ein und avancierte mit 321 Spielen zum Rekord-Nationalspieler der Männer. Seine aktive Laufbahn als Eishockeyprofi beendete Kießling 1995/96 beim Landshuter EV in der DEL.
Auf eine gemeinsame Zeit mit Kießling in Landshut und auf eine sportliche Vergangenheit bei den North Stars kann auch der kanadisch-deutsche Eishockeyspieler Wallace 'Wally' Schreiber zurückblicken. Von den Washington Capitals in der achten Runde an 152. Stelle beim NHL Draft 1982 ausgewählt, bestritt der in Edmonton geborene Schreiber 41 Partien für die North Stars in den Spielzeiten 1987/88 und 1988/89. Ihm gelangen dabei acht Tore und zehn Assists. Anschließend siedelte Schreiber nach Deutschland um, nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an und wurde zu einer DEL-Legende. Als Schreiber im Anschluss der Spielzeit 2005/06 seine Schlittschuhe an den Nagel hing, belegte er den zweiten Platz in der ewigen DEL-Scorer- und DEL-Torschützenwertung hinter Mike Bullard.
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Der erste Spieler aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz, den Dallas bei einem Draft auswählte, war der Steirer Gregor Baumgartner. Beim NHL Draft 1999 sicherten sie sich in der dritten Runde an Nummer 156 die Rechte an dem 19-jährigen österreichischen Stürmer, der zwei Jahre zuvor von den Montreal Canadiens erstmals gedraftet worden war (Rd. 2, Nr. 37). Bis zur Saison 2002/03 war Baumgartner auf nordamerikanischem Eis unterwegs, doch zu einem NHL-Einsatz sollte es für ihn nicht reichen.
Partien im Trikot der Stars zu bestreiten, sollten als einzigem Schweizer Tobias Stephan vorbehalten sein. Dallas zog den Zürcher in der zweiten Runde an Nummer 34 des NHL Draft 2002. Nachdem Stephan als Stammtorwart der Kloten Flyers in der NLA überzeugen konnte, bekam er im Sommer 2006 eine Einladung fürs Trainingscamp der Stars, musste sich aber in der Folgesaison mit einem Platz im AHL-Farmteam, den Iowa Stars, begnügen.

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Stephan gab sein NHL-Debüt am 13. Oktober 2007 in einer Partie bei den Chicago Blackhawks. Lange Zeit hielt er seinen Kasten sauber, die Stars lagen mit 1:0 in Front, doch zwei Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit musste sich Stephan bei Überzahl der Hausherren geschlagen geben. Auch Chicagos Siegtreffer in der Verlängerung zum 2:1-Endstand fiel aus einer nummerischen Überlegenheit heraus. Stephan beendete mit 38 Saves und einer Rettungsquote von 95,0 Prozent die Partie. Er kam zu weiteren zehn Einsätzen (fünf Starts) für Dallas in der Saison 2008/09. Seine NHL-Gesamtbilanz lautet 1-3-2 bei einem Gegentrefferschnitt von 3,49 und einer Fangquote von 88,3 Prozent.
Stephan ist bis zum heutigen Tag der letzte Spieler aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz, der für den NHL-Klub aus Dallas auflief.