Händel arbeitet sich Richtung Draft

NHL.com/de wirft in der Rubrik Draft Watch jeden zweiten Dienstag einen Blick auf die Kandidaten für den NHL Draft 2025. In dieser Ausgabe: Der Weg von Carlos Händel zum Draft.

Zehn Jahre lang war Deutschland beim NHL Draft immer mit mindestens einem Spieler vertreten. 2014 gab kein geringerer als Leon Draisaitl den Startschuss für diese Erfolgsserie. In den Jahren 2019 und 2020 sorgten Moritz Seider, Tim Stützle, JJ Peterka und Lukas Reichel dafür, dass das deutsche Eishockey und die deutsche Nachwuchsarbeit mehr in den Fokus rückten. Doch beim Draft 2024 wurde zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt kein einziger Spieler aus Deutschland gewählt.

Beim NHL Draft 2025 wird sich so eine Nullrunde voraussichtlich nicht wiederholen, denn das deutsche Eishockey hat gleich mehrere Eisen im Feuer. Allen voran achten die Scouts auf die Entwicklung von Verteidiger Carlos Händel, der seit Langem zielgerichtet seinen Weg zum Profidasein verfolgt.

Vom kleinen Verein in die weite Welt

Händel wurde in Erlangen geboren und lernte sein Handwerk zunächst beim Höchstadter EC. Er machte aber schon früh den Schritt zum erstklassigen Nachwuchsprogramm der Adler Mannheim. Bei den Jungadlern trat er mit gerade einmal 14 Jahren bereits in der U17 Mannschaft an und überzeugte als Offensivverteidiger.

In der Saison 2022/23 explodierte Händels Ausbeute mit 25 Punkten (6 Tore, 19 Assists) in nur zwölf Spielen. Das schrie nach der Suche nach der nächsten Herausforderung und so zog es den jungen Franken nach Schweden.

Händel wechselte während der Saison zur U16 des schwedischen Spitzenteams Frölunda HC. 2023/24 trat er für die U18 und U20 der Malmö Redhawks an. Er machte mit 23 Punkten (6 Tore, 17 Assists) in 28 Spielen für die U18 weiter auf sich aufmerksam und verdiente sich so den nächsten Schritt auf seinem Weg zum Draft.

Über den großen Teich

Wie sich herausstellte, stand Händel schon seit seiner Zeit bei den Jungadlern unter Beobachtung der Halifax Mooseheads aus der Quebec Maritimes Junior Hockey League. Die wählten ihn im CHL Import Draft im Sommer 2024 mit dem 43. Pick und holten ihn für die neue Saison nach Kanada.

„Wir haben ihn seit eineinhalb Jahren beobachtet“, ließ Cam Russell, der General Manager der Mooseheads, nach dem Draft auf der Internetseite des Teams wissen. „Vor 18 Monaten haben wir ihn in Deutschland gesehen und er hat uns als sehr junger Spieler verblüfft. Er ist unglaublich.“

Russell macht kein Geheimnis daraus, dass er von Händel begeistert ist. Kein Wunder, denn der 17-Jährige bringt viele gefragte Qualitäten mit sich. Händel ist Rechtsschütze, was bei Verteidigern besonders begehrt ist. Er hat mit 1,88 Meter eine gute Größe, scheut sich nicht vor körperlicher Härte und ist ein guter Skater mit schnellen Händen und sicheren Instinkten in der Offensive.

„Wir freuen uns sehr, Carlos im Team zu haben“, schwärmte Russell. „Er hat eine offensive Veranlagung in seinem Spiel. Er ist ein auffälliger Akteur, der den Puck gut bewegt und stabil verteidigt. Er hat einfach kaum Schwächen."

Händel begann die Saison in Halifax stark. In den ersten zwölf Spielen gelangen ihm neun Punkte (ein Tor, acht Assists). Allerdings befinden sich die Mooseheads aktuell im freien Fall. Sie gewannen seit 25. Oktober nur zwei von zwölf Partien und erzielten in diesem Zeitraum lediglich 22 Tore. Die Durststrecke im Angriff zeigt sich auch in Händels Statistik, denn er punktete seit elf Spielen nicht mehr.

Trotzdem steht das deutsche Nachwuchstalent in der Statistik noch äußerst respektabel da. Teamintern ist Händel der beste Rookie und zweitbeste Verteidiger. Ligaweit ist Maddox Labre der einzige Rookie-Verteidiger, der vor ihm liegt.

Händel bekam vom NHL Central Scouting Service in der ersten Players To Watch Liste der Saison die Bewertung C. Das heißt, die Scouts werten ihn als einen Spieler, der in der vierten bis fünften Runde gewählt wird. Sollte Händel wieder zu seiner Punktausbeute vom Beginn der Saison zurückfinden, könnte sein Ansehen bei den Talentsuchern noch deutlich steigen.