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Die Florida Panthers waren in der Saison 2022/23 nur drei Siege vom Gewinn des Stanley Cup entfernt. Trotz des Scheiterns im Stanley Cup Finale (1:4 in der Serie gegen die Vegas Golden Knights) liegt hinter den Panthers ein unerwartet starkes Jahr, das mit einem Blockbuster-Trade begann und fast mit dem ultimativen Triumph endete. NHL.com/de fasst Floridas Saison im Zeitraffer zusammen.

Kaum Gehaltsspielraum - Zito greift für Tkachuk tief in die Tasche

Nachdem die Panthers in der Spielzeit 2021/22 die Presidents' Trophy gewonnen hatten, hatte General Manager Bill Zito vor der Trade-Deadline in Verstärkungen investiert, um die Chancen auf den Stanley Cup zu erhöhen. Florida war also als einer der Top-Favoriten in die Stanley Cup Playoffs 2022 gestartet, wurde aber bereits in der 2. Runde vom Lokalrivalen Tampa Bay Lightning gesweept. Das führte dazu, dass Zito im Sommer kaum mehr Spielraum unterhalb der Gehaltsobergrenze hatte.

Somit konnten auf dem Free-Agent-Markt kaum klangvolle Namen unter Vertrag genommen werden. Stattdessen setzten die Panthers auf Schnäppchen wie die Stürmer Eric Staal (0,75 Mio.), Nick Cousins (1,1 Mio. US-Dollar pro Jahr) und Colin White (1,2 Mio.), die Verteidiger Josh Mahura (0,925 Mio.) und Marc Staal (0,75 Mio.) sowie Torwart Alex Lyon (0,75 Mio.).

Außerdem fädelte Zito einen Blockbuster-Trade mit den Calgary Flames ein: Florida gab mit Jonathan Huberdeau den zweitbesten Scorer (115 Punkte) und besten Vorbereiter (85 Assists) der gesamten NHL auf und schickte ihn zusammen mit ihrem Top-2-Verteidiger MacKenzie Weegar (8-36-44), Talent Cole Schwindt (Draft 2019, 3. Runde, 81. Stelle) und ein Erstrunden-Pick im Draft 2025 nach Alberta. Im Gegenzug erhielten die Panthers Power Forward Matthew Tkachuk. Zu diesem Zeitpunkt hätten wohl die meisten die Flames als Gewinner in diesem Tausch bezeichnet. Erst die nächsten Monate sollten genau diese Personen eines Besseren belehrt werden.

Neuer Stil unter Maurice - Lyon überrascht, Tkachuk liefert voll ab

Doch der Reihe nach. Unter dem neuen Trainer Paul Maurice pflegte Florida plötzlich einen neuen Spielstil. Statt bedingungslosem Offensivhockey (mit 4,11 Toren/Spiel die beste Offensive in 2021/22) spielten die Panthers nun defensiver, setzten auf ein schnelles Umschaltspiel und insbesondere auf eine sehr physisch-geprägte Hockey-DNA mit aggressivem Forechecking. Diese Umstellung brauchte Zeit.

Bis zum Jahreswechsel konnten Florida nur 16 der 37 Spiele gewinnen (16-17-4) und belegte ligaweit nur Rang 22. Erst ab Januar 2023 lief es besser, vielleicht gab auch das All-Star Weekend in der heimischen FLA Live Arena nochmal einen Schub. Der Rückstand aus der ersten Saisonhälfte allerdings erwies sich als schwerer Rucksack.

Somit mussten die Panthers bereits im Frühjahr "Desperation Hockey" (Eishockey im Mute der Verzweiflung) spielen. Ein Spiel vor dem Ende der regulären Saison löste das Team aus Süd-Florida das Playoff-Ticket, weil Konkurrenz Pittsburgh Penguins überraschend mit 2:5 gegen die kriselnden Chicago Blackhawks verlor. Als achtes und damit letztes Team in der Eastern Conference war die Mannschaft aus dem Sunshine State für die Endrunde qualifiziert.

In den Wochen zuvor hatte sich mit Lyon ein bis dahin eher unbekannter Torwart in den Fokus gespielt: Nach fast zwei Monaten ohne NHL-Einsatz erhielt er von Mitte März an das Vertrauen, gewann sechs seiner neun Starts (6-2-1) mit einem Gegentorschnitt von 2,23 und einer Fangquote von 93 Prozent. Paypack gab es auch vom Investment Tkachuk: Der Neuzugang legte mit 109 Punkten (40-69-109) in 79 Spielen ein Karrierejahr aufs Eis, war ein wichtiger Führungsspieler und riss seine Teamkollegen mit. Er steht zusammen mit Connor McDavid (Edmonton Oilers) und David Pastrnak (Boston Bruins) unter den drei Finalisten für die Hart Trophy für den wertvollsten Spieler (MVP) der regulären Saison. Der Trade im Sommer hatte sich also schon jetzt voll ausgezahlt, sollte in den späteren Playoffs aber noch versilbert werden.

Favoritenschreck in den Playoffs: Florida schaltet drei der Top-4-Teams aus

In den Stanley Cup Playoffs wartete nicht weniger als das beste Team der Hauptrunde auf die Panthers: Die Boston Bruins holten die Presidents' Trophy mit den meisten Siegen und der besten Punkteausbeute aller Zeiten. In der Best-of-7-Serie führte der turmhohe Favorit bereits mit 3:1, doch dann schlug die Stunde der "Comeback Cats": Florida drehte die Serie und gewann mit 4:3.

Der Status des Favoritenschrecks wurde in der 2. Runde gegen die Toronto Maple Leafs (4:1) sowie mit einem Sweep im Eastern Conference Finale gegen die Carolina Hurricanes (4:0) eindrucksvoll bestätigt. Damit hatten die Panthers drei der Top-4-Teams aus der regulären Saison ausgeschaltet. Bis dahin zeichnete Tkachuk für vier (!) Siegtreffer verantwortlich, drei davon in der Overtime. Lyon wurde dagegen bereits während Spiel 3 der 1. Runde gegen Boston als Starter abgelöst. Sergei Bobrovsky kam, sah und siegte. Mit schier unglaublichen Paraden wurde er zum Playoff-Monster für Florida.

Im Stanley Cup Finale aber blieb der ganz große Wurf aus. Aufgrund vieler Verletzter, darunter etwa auch Playoff-Top-Scorer Tkachuk (11-13-24), der im entscheidenden Spiel 5 wegen eines gebrochenen Brustbeins passen musste, zogen die Panthers mit 1:4 gegen die Vegas Golden Knights den Kürzeren. Eine außergewöhnliche Saison, die einer wilden Achterbahnfahrt glich, ging damit ohne den ultimativen Erfolg zu Ende.