Michael Misa

NHL.com/de wirft in der Rubrik Draft Watch jeden zweiten Dienstag einen Blick auf die Kandidaten für den NHL Draft 2025. In dieser Ausgabe: Blitzstart für Michael Misa.

Meistens gibt es bereits zu Beginn der Saison einen relativ klaren Favoriten für den ersten Pick beim kommenden Draft. Die restlichen Hochkaräter des Jahrgangs jagen ihm nach, doch nur selten wird der Spitzenkandidat vom Thron gestoßen. Manchmal gelingt die Aufholjagd aber, wie etwa beim NHL Draft 2022. Damals war Shane Wright der Favorit. Stattdessen wählten die Montreal Canadiens mit dem ersten Pick Juraj Slafkovsky, Wright wurde auf den vierten Platz durchgereicht.

Für den NHL Draft 2025 ist James Hagens die designierte Nummer eins, doch die Konkurrenz schläft nicht. Einige Spieler überzeugten in der ersten Phase der Saison und könnten Hagens gefährlich werden, wenn sie so weitermachen. Allen voran gilt das für Center Michael Misa, der dabei ist, sein Ansehen unter den Scouts wieder auf alte Höhen zu treiben.

Ausnahmestatus in der CHL

Bereits vor mehr als zwei Jahren machte Misa Schlagzeilen. Damals wurde ihm der sogenannte „exceptional player status“ für die Canadian Hockey League zugestanden. In dem Verband der höchsten kanadischen Spielklassen im Nachwuchs, der Ontario Hockey League, Quebec Major Junior Hockey League und der Western Hockey League, dürfen eigentlich erst Spieler ab 16 Jahren antreten. In seltenen Fällen wird diese Untergrenze aber ausgesetzt, wenn ein Nachwuchsakteur besonderes Potenzial zeigt. Zu den acht Spielern, die ausnahmsweise schon mit 15 Jahren in der Liga spielen durften, gehörten Connor Bedard, Connor McDavid und John Tavares. 2022 stieß Misa zu ihnen.

Dadurch war Misa sofort im Fokus sämtlicher Scouts und in seinem ersten Jahr in der OHL lieferte er ansprechende Zahlen ab. In 45 Spielen für die Saginaw Spirit gelangen ihm 56 Punkte (22 Tore, 34 Assists). Er wurde zum OHL Rookie des Jahres gewählt und stand im All-Rookie Team der gesamten CHL.

Stillstand im zweiten OHL-Jahr

Auf die Glanzleistungen seiner Debütsaison folgte aber nicht der erhoffte nächste Schritt. Misas Leistungen stagnierten und mit 75 Punkten (29 Tore, 46 Assists) in 67 Spielen sank seine Punktausbeute pro Spiel sogar von 1,24 auf 1,12.

Dieser Stillstand in Misas Entwicklung sorgte für Kritik und eine skeptische Einschätzung seiner Zukunft. Der Ausnahmestatus für junge Spieler in der CHL ist keine Garantie für eine Karriere als Superstar in der NHL. Neben McDavid, Bedard und Tavares gibt es auch Gegenbeispiele. Shane Wright, Joe Veleno und Sean Day erhielten ebenfalls den Exceptional Status. Veleno ist Stammspieler bei den Detroit Red Wings, aber keinesfalls ein absoluter Leistungsträger. Wright steht diese Saison zum ersten Mal als Stammkraft im Kader der Seattle Kraken und erzielte ein Tor und einen Assist in 15 Spielen. Day kam nur auf zwei NHL-Spiele für die Tampa Bay Lightning und wechselte mittlerweile in die schwedische SHL.

In den Playoffs fand die Saison immerhin ein versöhnliches Ende für Misa und sein Team. Mit elf Punkten (vier Tore, sieben Assists) verhalf er der Mannschaft zum Memorial Cup und durfte die Meisterschaft feiern. Nach dieser Saison wurde Misa immer noch als talentierter Spieler gesehen, jedoch nicht mehr als eines der Spitzentalente des Jahrgangs.

Blitzstart in die Draft-Saison

In der wichtigen Saison vor dem Draft im kommenden Sommer liefert Misa nun wieder Außergewöhnliches ab. Zwei Tore zum Saisonauftakt waren ein glänzender Start. Ein gutes Spiel macht allerdings noch keinen guten Spieler. Misa legte aber nach. In den ersten fünf Spielen kam er auf zehn Tore und zwei Assists. Er punktete bis zum 2. November in jedem der ersten 14 Saisonspiele. Daher wurde er zurecht zum Spieler des Monats Oktober in der OHL gewählt.

Michael Misa

Nach seinem bisher einzigen punktlosen Auftritt am 3. November, ist er mit vier Toren und drei Assists in den vergangenen drei Partien wieder auf dem bisherigen Kurs. Er führt die OHL mit 35 Punkten und 22 Toren in beiden Kategorien an und ist nach 18 Spielen auf Rekordkurs.

Bei dem Tempo, das Misa vorlegt, befindet er sich auf die 68 Spiele einer vollen Saison hochgerechnet auf dem Weg zu 83 Toren. Den Rekord stellte 1981 Ernie Godden mit 87 Treffern auf. Seit der Jahrtausendwende erreichte kein Spieler in seinem Draftjahr auch nur 70 Tore. Seit 2000 hatte Patrick Kane mit 62 Toren die beste Ausbeute (2006/07).

Vieles spricht dafür, dass Misa im Draft mit einem der ersten Picks gewählt wird. Mit 1,85 Meter ist er kein Riese, liegt aber im NHL-Durchschnitt. Er ist ein überragender Skater mit außergewöhnlichem Überblick, Spielintelligenz, Torinstinkt und einem guten Schuss. Diese Qualitäten nutzt er in seiner rekordverdächtigen Saison, die ihn zu Hagens härtestem Konkurrenten um den ersten Pick machen könnte.

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