Nico Sturm

Nico Sturm ist der letzte deutsche Stanley Cup Champion (2022 mit der Colorado Avalanche). Aktuell schnürt der 28-jährige Augsburger die Schlittschuhe für die San Jose Sharks. Mit NHL.com/de teilt der Center exklusive Einblicke in einer zweiteiligen Serie.

In dieser Ausgabe: Seine Verletzung, das Training in San Jose und das baldige Comeback

Seit dem 12. Dezember 2023 absolvierte Nico Sturm kein Spiel mehr. Der Grund hierfür ist eine Hand-Verletzung, die sogar eine Operation nach sich zog. Während die Sharks auf einem Roadtrip an der Ostküste weilten, blieb der Deutsche für Training und Reha in San Jose und sprach exklusiv mit NHL.com/de über seine Fortschritte.

Nico Sturm SJS vs WPG

Hand-OP war unumgänglich

„Die Verletzung hatte mich schon seit einem Jahr gestört. Im Dezember, im Heimspiel gegen die Winnipeg Jets, wurde es dann so schlimm, dass eine OP unumgänglich wurde. Dabei wurde das Hakenbein, ein kleiner Knöchel in der Hand, entfernt. Ich hätte das gerne in der Sommerpause gemacht, doch es gab immer wieder Schwellungen am Knochen und an den Bändern, sodass ich immer wieder ausgefallen wäre.“

Die Hand-OP verlief gut, und Sturm startete umgehend mit der Reha. „Schon am Tag nach der Operation war ich bereits wieder im Kraftraum. Eine Woche später hatte ich wieder einen Schläger in der Hand. Nach zwei Wochen konnte ich wieder etwas mit der Scheibe machen. Aktuell mache ich alles außer harten Schlagschüssen“, gibt Sturm einen Einblick in den Heilungsverlauf und muss lachen: „Mein Fitnesslevel ist jetzt besser als zuvor. Während der Saison hat man nicht allzu viel Zeit im Kraftraum, jetzt konnte ich auch auf dem Eis richtig viel Kondition trainieren. Sobald meine Hand wieder bei 100 Prozent ist, werde ich auch direkt wieder in den Spielbetrieb starten.“

Hartes Training statt deutscher Duelle

Das Comeback nach über einem Monat Zwangspause könnte noch in dieser oder in der nächsten Woche passieren. Der Roadtrip der Sharks Richtung Osten kam noch zu früh, auch wenn Sturm dadurch Spiele bei seinen Landsmännern und Nationalmannschaftskollegen Tim Stützle (Ottawa Senators), JJ Peterka (Buffalo Sabres) und Lukas Reichel (Chicago Blackhawks) verpasste.

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„Bei Roadtrips ist es so, dass die Klubs Spieler, bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie auch spielen können, zu Hause lassen. Hier haben wir viel bessere Gegebenheiten: Auswärts stehen uns nur begrenzte Trainingszeiten, meist zwischen 35 oder 40 Minuten zur Verfügung. Hier in San Jose kann ich so lange auf dem Eis bleiben und so lange trainieren, wie ich möchte. Es gibt auch keine Bus-Transfers vom Hotel zur Eisfläche. Heute habe ich etwa von 7:30 bis 13:30 Uhr voll trainiert, mit Kraft- und Eistraining, einem Warm-up mit den Skills-Trainern und meine taggenaue Belastungstherapie für meine Hand. Es macht hier also mehr Sinn“, erklärt Sturm.

Eine „maximal ungünstige“ Kombination

Den engen Kontakt zu seiner Mannschaft vermisst der Blondschopf trotzdem. Kurios: Nach der Verletzung des Faceoff- und Unterzahl-Experten kassierten die Sharks zwölf Niederlagen in Folge. 

„Es tut weh, den Jungs zuschauen zu müssen und nicht eingreifen zu können. Immerhin hatten wir zwischenzeitlich zwölf Spiele in Folge verloren. Natürlich wären wir jetzt auch kein Playoff-Contender, wenn ich mitspielen würde, trotzdem leide ich lieber mit den Jungs auf dem Eis“, so Sturm. „Ich glaube auch, dass ich der Mannschaft wieder eine gewisse Stabilität geben kann. Auch unser Kapitän Logan Couture wird bald wieder mit dabei sein, dann kehren zwei Center mit viel Erfahrung zurück, die beide im Penalty Killing spielen können.“

Schon vor der Saison wurden die Sharks von vielen Experten ans Tabellenende getippt. Aktuell ist San Jose (10-31-4) das ligaweite Schlusslicht.

„Wir wussten, dass es in dieses Jahr schwer wird, um die Stanley Cup Playoffs mitzuspielen. Ich habe trotzdem die Einstellung, so in die Saison zu gehen, dass wir so lange wie möglich im Rennen bleiben. Wir hatten betont, wie wichtig der Start dafür sein wird, dann haben wir aber gleich die ersten elf Spiele verloren (0-10-1, d. Aut.). Wenn das passiert, dann ist die Saison eigentlich schon fast vorbei. Aus diesem Loch kommt keiner mehr raus.“

Erschwerend kommt hinzu, dass mit Stürmer Fabian Zetterlund und Verteidiger Mario Ferraro nur zwei (!) Spieler über die volle Distanz von 42 Spielen gehen konnten.

„Unser Problem dieses Jahr sind die vielen Verletzten“, weiß Sturm. „Wir haben die meisten Man-Games-Lost (Anzahl der Spiele, die jeder Spieler aufgrund einer Verletzung ausgefallen ist, d. Aut.). Logan Couture hat als Kapitän und fast 1000-facher NHL-Spieler noch kein einziges Spiel gemacht. Es hilft einer Mannschaft, die grundsätzlich nicht so gut aufgestellt ist, nicht, wenn wichtige Spieler ausfallen. Ich glaube, wir hatten noch kein Spiel mit einer Aufstellung, die das Management und die Trainer ursprünglich geplant haben. Die Kombination aus dem Kader und dem Verletzungspech ist maximal ungünstig.“

Frustration, Gawanke und die Weltmeisterschaft als Themen in Teil 2 

Das schlechte sportliche Abschneiden sorgt natürlich für Frust, dennoch ist die Stimmung in die Sharks-Kabine gut. Darüber sowie über den deutschen Verteidiger Leon Gawanke (San Jose Barracuda) und eine mögliche WM-Teilnahme mit Deutschland spricht Sturm im zweiten Teil dieser Serie…

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