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Die Seattle Kraken können wieder voll auf Philipp Grubauer bauen. Nachdem der 31-jährige Torwart aus Rosenheim zuvor 13 Spiele aufgrund einer Verletzung verpasst hatte, hielt er nach seinem Comeback schon wieder zwei Siege in drei Spielen fest. Mit NHL.com/de sprach Grubauer exklusiv über seine Rückkehr, die bislang starke Saison der Kraken und seine Pläne für die Weihnachtsfeiertage.

Glückliche Umstände: Comeback am 31. Geburtstag in Las Vegas
Über einen Monat lang war Grubauer zum Zuschauen verdammt. Ausgerechnet im Spiel gegen seinen Ex-Verein Colorado Avalanche zog er sich am 21. Oktober eine Verletzung zu. "Das waren nervige Wochen", blickt der Rosenheimer zurück. "Eigentlich war es gar nicht so schlimm, aber es hat sich ein bisschen länger gezogen als erwartet, und bis du wieder voll drin bist, dauert es. Man sagt: Pro Woche, die du ausfällst, brauchst du ein Spiel, um zurückzukommen. Es wird also bestimmt wieder vier, fünf Spiele dauern."

Der deutsche Torwart hatte insgesamt 13 Spiele des Kraken verpasst, gab am 25. November aber sein Comeback im Auswärtsspiel bei den Vegas Golden Knights. Die T-Mobile Arena scheint ein gutes Omen für ihn zu sein, immerhin stemmte er genau dort im Jahr 2018 den Stanley Cup in die Höhe.
"Es ist natürlich immer schön, nach Vegas zu kommen und sich diese Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen. Dort haben wir damals den Stanley Cup gewonnen, es war mein Geburtstag, mein erstes Spiel seit der Verletzung und wir haben auch noch gewonnen. Das hat natürlich gepasst. Es war ein schöner Tag", so Grubauer.
"Eines der wildesten Spiele, die ich je gesehen habe"
Seit seiner Rückkehr durfte der 1,85 Meter große und 85 Kilogramm schwere Linksfänger in drei Spielen starten. Dabei hielt er zwei Siege fest, bei einem Gegentorschnitt von 3,0 und einer Fangquote von 87,7 Prozent.
Das historische 17-Tore-Feuerwerk beim 9:8-Auswärtssieg gegen die Los Angeles Kings am 29. November erlebte er von der Bank aus. "Das war eines der wildesten Spiele, die ich je gesehen habe", lacht Grubauer. "Dieses 9:8 war keine Meisterleistung, teilweise war es katastrophal auf beiden Seiten. Es war super, dass wir am Ende gewonnen haben, denn was zählt sind die zwei Punkte - egal ob wir 2:1 oder 9:8 gewinnen." Sein Torwart-Kollege Martin Jones konnte einem fast leidtun. "Wir haben uns in den Powerbreaks immer unterhalten. Er hatte keine Eier kassiert und konnte nichts dafür, weshalb er auch nicht ausgewechselt wurde. Es war wichtig, dass er mental im Spiel geblieben ist, denn egal, ob es 2:2 oder 5:5 steht, du musst den nächsten Schuss halten und bereit sein."

Kraken mit sechstem Sieg in Serie

Mit Jones pflegt Grubauer übrigens ein gutes Verhältnis - ähnlich wie schon zuvor mit Chris Driedger. "Jonesy ist ein sehr netter Mensch, ein guter Freund, es passt ziemlich gut zwischen uns", berichtet Grubauer. "Ich kenne ihn schon aus den Juniors in Kanada, als ich gegen ihn gespielt habe. Er ist ein klasse Typ. Egal wer von uns spielt und wer zuschaut: Es ist wichtig, dass wir uns unterstützen und zusammen gewinnen."
Aufgrund der längeren Verletzung wurde Grubauer in der Saison 2022/23 bislang in sieben Spielen (sechs Starts) eingesetzt. Seine Statistik weist 3,4 Gegentore pro Partie und 86,8 Prozent Fangquote aus. "Ich habe noch nicht viel gespielt. Aber wenn ich gespielt habe, war ich zufrieden. Ich habe unter dem neuen Torwarttrainer ein paar Dinge verändert. Jetzt heißt es weiter Gas zu geben und in den Spielrhythmus zu kommen", sagt Grubauer.
Kraken auf Playoff-Kurs - Stark verbesserte Offensive
Für die Kraken (15-6-3) läuft es in dieser Saison erstaunlich gut: Seattle belegt Rang zwei in der Pacific Division und ist somit voll auf Kurs Richtung Stanley Cup Playoffs.

WSH@SEA: Grubauer rettet gegen Kuznetsov im 2.

"Wir haben neue Spieler und eine neue Spieldynamik", erklärt Grubauer. "Es ist auch kein Covid-Jahr mehr, wir konnten uns besser aneinander und an das System gewöhnen, jeder fühlt sich wohler. In der Debütsaison waren die Abläufe hinter den Kulissen noch ein wenig durchwachsen, denn es hatte ja keiner zuvor gemacht. Das hat alles Zeit gebraucht, auch um eine Chemie auf dem Eis zu entwickeln. Mit Oliver Bjorkstrand, Andre Burakovsky, Justin Schultz und Jonesy haben wir auch super Leute an Bord geholt."
Im Vergleich zum Vorjahr konnte sich der Kraken insbesondere in der Offensive steigern (2021/22: 2,6 Tore/Spiel; 2022/23: 3,67 Tore/Spiel). "Wenn wir hinten gut stehen, dann wird es auch nach vorne leichter", findet Grubauer. "Letztes Jahr haben wir oft nur ein oder zwei Tore geschossen, da ist es schwer, ein Spiel zu gewinnen. In diesem Bereich haben wir uns definitiv verbessert."
Seattle könnte in seiner zweiten Saison also erstmals in die Stanley Cup Playoffs einziehen. "Wir müssen erstmal noch 60 Spiele spielen", tritt Grubauer auf die Euphorie-Bremse. "Die Playoffs könnten schon realistisch sein, aber da kann noch so viel passieren mit Verletzungen und Wechseln vor der Trade-Deadline. Wenn wir aber weiter so spielen, so Gas geben und kämpfen, dann bin ich positiv eingestellt."
Besuch von den Eltern über Weihnachten
Im 8500 Kilometer entfernten Rosenheim drücken derweil Susi und Peter Grubauer weiter fest die Daumen. Trotz der Zeitverschiebung von neun Stunden versuchen Philipps Eltern jedes Spiel anzuschauen. "Manchmal verfolgen sie es live, manchmal schauen sie es sich am nächsten Tag an. Bald sind sie sogar vor Ort dabei, denn an Weihnachten kommen sie für eine Woche rüber", freut sich Grubauer über den Besuch aus der Heimat. "Sie sind schon ganz heiß drauf, waren noch nie hier in Seattle, noch nie in dieser Arena. Es ist für sie also ein ganz neues Erlebnis."

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An den Feiertagen wird es im Hause Grubauer somit viel Zeit für und mit der Familie geben. "Wir haben jetzt mal ein paar Tage länger frei. Ich werde die Zeit mit meinen Eltern verbringen. Die drei, vier Wochen, die ich im Sommer zu Hause bin, sind immer schnell vorbei. Bis man die Eltern wieder sieht, vergeht also viel Zeit", gibt der Torhüter zu Protokoll. "Wir werden zusammen einen Gemütlichen machen und mit der Familie feiern. Danach muss ich mich schon wieder mental auf die nächsten Spiele einstellen, denn nach Weihnachten geht es mit acht Spielen in 14 Tagen gleich voll weiter."