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Roman Josi hat angesichts der seit dem 12. März vorherrschenden Spielpause in der NHL seinen Humor nicht verloren. Bei der von NHL.com/de am Donnerstag veranstalteten Videokonferenz zeigte sich der Kapitän der Nashville Predators, aus seinem Aufenthaltsort Nashville zugeschaltet, gut gelaunt. Der Verteidiger nahm an dem Pressetermin zusammen mit Nino Niederreiter (Carolina Hurricanes) und Kevin Fiala (Minnesota Wild) teil.

"Ich bin in Nashville geblieben", erzählt Josi zu Beginn. Er wäre zu Hause mit seiner Frau und seinen zwei Hunden. Sein Schäferhund könnte ihm theoretisch beim Training helfen, aber auch nicht so wirklich. "Der Rhodesian schläft nur den ganzen Tag, der ist nicht so hilfsbereit", verdeutlicht Josi.

Als unabhängige Alternative habe er sich zu Hause in seiner Garage einen kleinen Kraftraum eingerichtet und draußen stehe ein Tor, auf das er ein paar Pucks schießen könne. "Aber vielmehr ist bis jetzt nicht gegangen", weist er auf die derzeitigen Schwierigkeiten, sich fit zu halten hin. "Es ist im Moment wie im Sommertraining. Du machst ein wenig Krafttraining und versuchst einen Muskelaufbau zu machen."

Und natürlich ersetzt das alles nicht das normale Training. "Wir vermissen das Eishockey sehr", erläutert Josi. "Es ist unser Alltag in das Stadion zu gehen und Spiele zu spielen. Die Teamkameraden vermisse ich auch."

Josi hätte sich ganz bewusst entschieden in Nashville zu bleiben, trotzdem würde er natürlich auch sehr gerne seine Familie und Freunde in der Schweiz sehen. "Diese Leute vermisse ich am meisten."

Zumal Josi im Normalfall vermutlich zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz gewesen wäre, um sein Land bei der seit vergangenen Freitag geplanten Heim-WM zu vertreten, falls die Predators nicht ins Conference Finale der Stanley Cup Playoffs vorgedrungen wären. "Es ist sehr schade", sagt er mit trauriger Stimme. "Es wäre natürlich ein Riesen-Eishockeyfest in der Schweiz gewesen. Ich hatte die Ehre die WM 2009 in der Schweiz zu spielen. Es war unglaublich und die Leute in der Schweiz hatten sich sehr darauf gefreut. Es ist extrem schade, dass diese nicht stattfinden konnte."

Trotzdem unterstützt Josi den eingeschlagenen Weg und stellt in den Vordergrund, dass der Sport derzeit hintenan stehen muss. "Die Situation ist für alle gleich", betont er. "Für viele Spieler kam die Pause sehr abrupt. Im Moment ist die Gesundheit das wichtigste. Ich glaube, das Eishockey ist noch sehr weit weg. Alle Spieler und Teams haben ein Ziel. Alle wollen auf einem sicheren Weg wieder Eishockey spielen, aber die Gesundheit geht im Moment klar vor."

Josi, Fiala, Niederreiter talk life in quarantine

Neben Fragen zum Sportlichen kamen aber auch Alltagsprobleme in dieser Zeit zur Sprache. Hier beweist Josi einmal mehr, dass er auch über sich selbst Witze machen und lachen kann. "Ich schaue gar nicht so viel Fernsehen", weist er einen Hinweis von Niederreiter auf seine Person zurück, nachdem es um die Frage geht, was der schlechteste Tipp für einen Zeitvertreib vor dem Fernseher gewesen wäre. "Outer Banks haben wir zuletzt auf Netflix geschaut. Das schauen derzeit fast alle in den USA, aber ich bin das letzte Mal dabei eingeschlafen. So gut war es nicht."

Auch bei der nächsten Frage kann Josi über sich selbst lachen. Wer wohl von den Teamkameraden, die er bei einer Videokonferenz gesehen hätte, am dringendsten zum Friseur müsse? "Ich selber wahrscheinlich", antwortet er spontan. "Sonst bei uns? Ich weiß gar nicht. Also ich muss definitiv zum Friseur. Ich habe seit der Pause die Haare nicht geschnitten." Selbst bei weiterem überlegen, kommt er nicht weiter. "Sonst im Team? Ich glaube, ich muss mich selbst sagen."

Josi hat aber auch kein Problem an seine Schweizer Kollegen auszuteilen. "Ich würde mit Nino schon, aber mit Kevin nicht", stellt er fest, als es darum geht, mit wem er von den Schweizern am liebsten in Quarantäne sein wolle. Als Fiala gleich fragt, wieso nicht, klärt er auf, dass Nino wohl ein guter Koch wäre, was Kevin nicht sei. Dieser stimmt zu. "Und ich glaube unser Haus wäre etwas unordentlich, wenn ich mit Kevin zusammen wäre", schiebt Josi hinterher und erhält wieder Zustimmung von den anderen.

Bei allem Spaß hofft auch Josi, dass die Saison zu Ende gespielt wird. Er steht mit 65 Punkten nur einen Zähler hinter dem NHL-Saisonrekord für einen Schweizer Spieler, den Timo Meier von den San Jose Sharks vergangene Saison aufgestellt hatte. "Es wäre eine Ehre den Rekord zu brechen", betont er. "Timo hatte ein unglaubliches Jahr und die vorherige Marke von Mark Streit gebrochen. Ich glaube generell ist es schön zu sehen, wieviel Einfluss die Schweizer Spieler in der NHL haben und immer mehr eine wichtige Rolle in ihrem Team einnehmen. Hoffentlich wird der Rekord noch viele Male gebrochen. Es wäre unglaublich gut für das Schweizer Eishockey."

Beim Schlusswort von Josi wird deutlich, dass er zu einer großen Persönlichkeit herangewachsen ist: "Ich möchte mich bei allen Leuten in Deutschland, Österreich und der Schweiz bedanken, die mit ihrer Arbeit uns durch diese Krise geholfen haben, besonders in den Krankenhäusern und den Einkaufsmärkten. Ein großes Dankeschön an alle. Und an die Eishockey-Fans, wir hoffen dass Eishockey schon bald wieder losgeht. Es ist extrem schade, dass die Heim-WM in der Schweiz nicht stattfinden konnte und wir mit Nashville nicht nach Bern kommen können. Wir hoffen, dass bald alles wieder in geregelten Bahnen verläuft."