Die Columbus Blue Jackets erlitten den schwerstmöglichen Schicksalsschlag, als ihr Führungsspieler Johnny Gaudreau am 29. August bei einem Fahrradunfall ums Leben kam. Viele Mannschaften wären daran zerbrochen. Zumindest aber war zu erwarten, dass diese Mannschaft ohne Gaudreau Probleme in der Offensive bekommen würde. Tatsächlich aber bildete sich ein effektiver neuer Angriff, der mit zu den besten der gesamten NHL zählt.

Die Offensiv-Power ist das Erfolgsrezept

Dies war am Donnerstag einmal mehr festzustellen, als sie beim 6:2-Sieg gegen die Seattle Kraken bereits zum zehnten Mal in dieser Saison sechs Tore in einem Spiel erzielten. Keine andere Mannschaft der NHL hat so viele Sechs-Tore-Spiele vorzuweisen. Mit 3,43 Toren pro Spiel rangieren sie aktuell auf Platz 5 in der NHL. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison hatten sie einen Schnitt von 2,85 Treffern pro Spiel und standen ligaweit auf Rang 25.

Im Spiel gegen Seattle trafen Sean Kuraly, Luca Del Bel Belluz, Zach Werenski, Denton Mateychuk und Kent Johnson innerhalb der ersten zwei Spielabschnitte gegen den deutschen Torwart Philipp Grubauer. Dieser konnte lediglich 14 der 19 Schüsse parieren und wurde später von Joey Daccord ersetzt.

Die Kraken hatten zwischenzeitlich nur im 1. Drittel durch Eeli Tolvanen zum 1:1 getroffen. Im Schlussdrittel war es erneut Tolvanen, der nach knapp 9 Minuten zum 2:5 traf. Doch 29 Sekunden vor Spielende sorgte Kirill Marchenko mit einem Empty-Netter für den Endstand von 6:2.

Kraken mit Selbstkritik

„Ich denke, das zweite Drittel war peinlich für uns“, sagte Tolvanen und sprach damit die vier Gegentreffer im Mittelabschnitt an. „Wir müssen etwas tun, etwas Leben in die Mannschaft bringen. Wir haben ihnen die Möglichkeiten geschenkt, weil wir schlampige Puckverluste in der D-Zone hatten. Ich habe das Gefühl, wenn wir ein einfaches Spiel spielen, sind wir am besten. Wenn wir aber anfangen, ausgefallene Spielzüge zu machen, rächt sich das.“

Auch Trainer Dan Bylsma kritisierte das Defensivverhalten seiner Mannschaft: „Wir müssen besser verteidigen. Das Ziel ist es, das Eishockeyspiel mit mehr Toren zu gewinnen. Und wir haben ihnen heute Abend einfach zu viele Tore geschenkt. Wir haben zu viele Chancen zugelassen. Wenn wir in unserer defensiven Deckung nachlassen, jagst du am Ende dem Spiel hinterher.“

Ausgewogener Angriff

Ein Grund für die erfolgreiche Offensive der Blue Jackets ist die Ausgewogenheit. 13 verschiedene Spieler trugen sich in die Scoring-Liste ein, darunter auch fünf Verteidiger. Zach Werenski (10-21—31 in 16 Spielen) brachte die Blue Jackets mit 3:1 in Führung und wurde der siebte Verteidiger in der NHL-Geschichte mit einer 16 Spiele andauernden Heimpunktserie. Mit 13 Toren und 35 Assists ist er ligaweit der zweitbeste Scorer hinter Cale Makar (13 Tore, 36 Assists) von der Colorado Avalanche.

SEA@CBJ: Fantilli und Werenski sorgen für Treffer

In der Jugend liegt die Kraft

Zudem verfügen die Blue Jackets über herausragende junge Spieler. Der 21-jährige Del Bel Belluz (1 Tore, 1 Assist) ist der erste Spieler in der Franchise-Geschichte, der in jedem seiner ersten beiden Karrierespiele mindestens ein Tor erzielte. Der 20-jährige Verteidiger Mateychuk glänzte ebenfalls mit einem Tor und einem Assist. „Sie haben Stolz und ein gewisses Selbstvertrauen“, lobte Columbus-Trainer Dean Evason. „Beide Jungs haben schon einige Punkte auf dem Konto und spielen auf die richtige Art und Weise.“

Blue Jackets auf Playoff-Kurs – im Gegensatz zu Seattle

Durch den Sieg hat Columbus bereits 44 Punkte und belegt den zweiten Wild Card-Platz in der Eastern Conference. Eine Schwachstelle bleibt die Defensive. Der Gegentorschnitt von 3,57 ist der zweithöchste in der Liga. Nur die Pittsburgh Penguins lassen mit einen Gegentorschnitt von 3,60 mehr Treffer zu. Dies lässt sich aber verschmerzen, wenn die Offensive so effektiv ist.

Seattle hat nach 42 Spielen 37 Punkte auf dem Konto. Der Rückstand auf die Vancouver Canucks, die den zweiten Wild-Card-Platz belegen und zwei Spiele weniger absolviert haben, beträgt bereits neun Punkte.

Verwandte Inhalte