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Vor einem Jahr gewann er mit dem EHC Red Bull München die Deutsche Meisterschaft. Nun möchte sich Julian Lutz den nächsten großen Traum erfüllen und in der NHL spielen. Mitte Juni gab der Utah Hockey Club bekannt, den 20-Jährigen Deutschen unter Vertrag genommen zu haben. „Ich gehe davon aus, dass ich zunächst in der AHL spielen werde. Maksymilian Szuber hat es ein wenig vorgemacht. Ich hoffe natürlich auch, dass ich wie er die Chance bekomme, mich ein- oder zweimal in der NHL zu zeigen. Und wenn man sich dort beweist, kann es ganz schnell gehen“, sagte er in einem Interview, das auf der Webseite des EHC Red Bull München erschienen ist.

Lutz spielte bis zum Sommer 2016 im Nachwuchs des EV Ravensburg, der sich in der näheren Umgebung seines Geburtsortes Weingarten befindet. Im Alter von zwölf Jahren wechselte er in die Nachwuchsakademie des EC Red Bull Salzburg. „Ich war noch sehr jung und meine Eltern sind damals mit umgezogen“, erzählte er. „Das brachte natürlich einen gewissen Leistungsdruck mit sich. Aber es war eine super Zeit. Du hast hier die besten Coaches, den besten Kraftraum, die beste Skatemill – alles auf höchstem Niveau. Ohne die Akademie wäre ich nicht so weit gekommen.“

Profidebüt in Österreich, dann Wechsel nach München

Dort stellte er früh sein Talent unter Beweis. In der Saison 2018/19 kam er bereits auf 60 Scorerpunkte in 27 EBJL-Partien. Damit war Lutz Top-Scorer seiner Mannschaft und zählte ligaweit zu den Top-10. Ab der Saison 2020/21 stand er im Kader der zweiten Salzburger Mannschaft, den RB Hockey Juniors. Auch dort glänzte er mit Effektivität und war teamintern hinter Danjo Leonhardt zweitbester Scorer der Mannschaft. Die Belohnung: Er bekam sieben Einsätze in der ersten Mannschaft in der ICE Hockey League. Dabei gelangen ihm zwei Tore und ein Assist.

Im Alter von 17 Jahren kehrte der Flügelspieler nach Deutschland zurück und wechselte zum EHC Red Bull München in die DEL. Im qualitativ hochwertig besetzten Kader der Münchner kam Lutz in den folgenden zwei Spielzeiten auf 43 DEL-Einsätzen, verbuchte zwei Tore sowie neun Assists und gewann mit dem Team im Jahre 2023 die Deutsche Meisterschaft. Allerdings gab es auch Rückschläge.

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Vom Verletzungspech geplagt

„Aufgrund zahlreicher Verletzungen hatte ich in München immer wieder schwierige Momente. Ich bin im ersten Jahr direkt sechs Monate lang ausgefallen. Zurückzukommen war dann schwierig, weil es schon Richtung Playoffs ging. Da konnte ich dann auch aufgrund der U18-Weltmeisterschaft nicht mitspielen. Ich hatte dann hohe Ambitionen für die nächste Saison, aber auch da hatte ich immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen“, blickte er zurück. Doch er weiß auch: „Am Ende hat selbst das mich weitergebracht und ich habe gelernt, aus solchen Situationen noch stärker hervorzugehen.“

Die Meisterschaft im Jahre 2023 war das Highlight dieses Karriereabschnitts. „Es war eine supercoole Erfahrung zu sehen, wie hart so eine Playoff-Serie ist. Wie die Spieler für den Erfolg an ihre Grenzen gehen. Man weiß nicht, wann man wieder so einen Titel feiern kann, deshalb muss man alles mitnehmen. Das war eine tolle Zeit“, sagte er.

Zweitrunden-Pick der Coyotes

Bereits ein Jahr zuvor, beim NHL Draft 2022, wurde er in der 2. Runde an Position 43 von den Arizona Coyotes gepickt. „Das war einer der schönsten Momente meiner bisherigen Karriere. Ich war mit meiner ganzen Familie in Montreal und wir hatten dort eine super Zeit. Als dann beim NHL Draft mein Name fiel, war das etwas ganz Spezielles. Eine gewisse Erleichterung, aber auch einfach ein cooler Moment, in dem ich die ganze Familie umarmt habe. Danach ist man schon ein bisschen in die NHL-Welt eingetaucht“, erzählte er.

Seine Qualitäten werden in Fachkreisen sehr geschätzt. Im „Elite Prospects 2022 NHL Draft Guide“ hieß es: „Lutz versteht es, günstige Lücken für sich und seine Teamkollegen zu schaffen, indem er die Breite der Eisfläche nutzt und die Defensive verwirrt. Er kann den Puck halten, um Spielzüge in der Offensivzone zu ermöglichen, und mit beiden Seiten seiner Klinge die Mitspieler in Scoring-Positionen bedienen.“

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Erfolgreiche Spielzeit in der USHL

In der Saison 2023/24 wagte Lutz den Schritt nach Nordamerika und spielte für die Green Bay Gamblers in der USHL. „Aufgrund der Verletzungen in den Jahren zuvor und dem Rat von Arizona, dass das Jahr in Green Bay das Beste für mich wäre, habe ich einen kleinen Schritt zurück gemacht“, erzählte er. „Aber dort konnte ich gleich der Spieler sein, der den Unterschied macht, wieder viel Spielzeit und Selbstvertrauen sammeln. Da hat schon sehr viel gepasst. Es war wichtig für mich, mich wieder ein wenig zu finden.“ Mit 68 Scorer-Punkten (24 Tore, 44 Assists) hinterließ er einen starken Eindruck. In den Playoffs folgten in sechs Playoff-Spielen zwei Tore und zwei Assists.

Dies motivierte Utah, die das Personal von den Coyotes übernommen haben, offenbar dazu, Lutz unter Vertrag zu nehmen. „Es war mein Ziel, in diesem Jahr einen Profivertrag zu unterschreiben“, sagte Lutz, der mit der Organisation immer im Kontakt stand. „Man tauscht sich das ganze Jahr aus, vor allem mit dem Coach, der für die gedrafteten Stürmer verantwortlich war. Mit ihm habe ich vorher schon viel Videoarbeit gemacht. Ich stand im Austausch mit Scouts und Managern, aber am Ende kam es schon ein wenig plötzlich – das war ein glücklicher Moment. Jetzt fängt die Arbeit erst richtig an.“

Sommer-Vorbereitung in Salzburg

Lutz verbringt die Sommer-Vorbereitung in der Red Bull Eishockey Akademie in Salzburg. „Im Juli muss ich für eine Woche ins Development Camp. Das ist wichtig für die jungen Spieler. Dann bin ich bis Ende August erstmal wieder in Salzburg“, sagte er. Danach dürfte ihm eine Saison in der AHL bei den Tucson Roadrunners bevorstehen – und im Idealfall auch das erste Spiel in der NHL.

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