The Calgary Flames and Columbus Blue Jackets pay tribute to the late Johnny Gaudreau before an NHL game on December 3, 2024, at the Scotiabank Saddledome in Calgary, AB. (Photo by Brett Holmes/Icon Sportswire via Getty Images)

Der Sport stand diesmal nicht im Mittelpunkt. Vielmehr drehte sich alles um Johnny Gaudreau, als die Calgary Flames am Dienstag die Columbus Blue Jackets empfingen. Am 29. August verunglückte Gaudreau gemeinsam mit seinem Bruder Matthew bei einem Verkehrsunfall mit dem Fahrrad – im Alter von nur 31 Jahren. Seine beeindruckende NHL-Karriere hatte er bis dahin bei den Flames (2014 – 2022) und den Blue Jackets (seit 2022) verbracht. Beim Aufeinandertreffen dieser beiden Mannschaften wurde noch einmal deutlich, welchen Stellenwert Gaudreau weiterhin einnimmt.

Vor Spielbeginn zollten die Flames ihrem früheren Stürmer mit einer Video-Hommage Tribut. Besonders emotional war die Einblendung eines Statements, mit dem Gaudreau sich aus Calgary verabschiedet hatte: „Ich hoffe, die Menschen in Calgary erinnern sich an mich nicht nur als einen guten Eishockeyspieler, sondern als einen guten Menschen mit guten Werten. Danke, dass ihr mich über die Jahre unterstützt und meine Familie zu einem Teil von Euch gemacht habt.“

Standing Ovations für die Familie
Die 17.386 Zuschauer im Scotiabank Saddledome von Calgary blickten auf den Videowürfel, hatten vielfach Tränen in den Augen und applaudierten. Danach betraten die Hinterbliebenen die Eisfläche: seine Eltern Guy und Jane, seine Schwestern Katie und Kristen, seine Frau Meredith und seine beiden Kinder Noa und Johnny Jr. Mit Standing Ovations und „Johnny, Johnny“-Sprechchören reagierten die Fans.

Die Spieler beider Mannschaften gesellten sich zur Familie. Sean Monahan von den Blue Jackets und Mikael Backlund von den Flames stellten sich davor und nahmen für den zeremoniellen Puck-Wurf ihre Positionen ein. Tausende von Handy-Lichter im Hintergrund sorgten für die passende Kulisse.

CBJ@CGY: Flames und Blue Jackets ehren Gaudreau vor dem Spiel in einer Zeremonie in Calgary

Große Emotionen bei Sean Monahan
Insbesondere Monahan waren die Emotionen ins Gesicht geschrieben. Er hatte neun Spielzeiten mit Gaudreau in Calgary verbracht und galt als einer seiner engsten Freunde. Im Juli unterzeichnete er einen Vertrag in Columbus, sodass es zu einer Wiedervereinigung der beiden Kumpels gekommen wäre – bis das Unglück geschah.

Sein Gegenüber Backlund wusste um die Gefühlslage von Monahan: „Er ist nach Columbus gezogen, um wieder mit Johnny vereint zu sein. Sie waren so aufgeregt, wieder miteinander spielen zu dürfen. Dass Monahan das jeden Tag durchmachen muss, ist einfach herzzerreißend und ich denke viel an ihn. Es war großartig, diesen Moment mit ihm zu teilen und die Unterstützung und Liebe für die Familie zu zeigen.“

CBJ@CGY: Andersson hämmert den Puck im Powerplay zum 1:0 für Calgary ins Tor

Die Trauer verbindet beide Mannschaften
Die beiden Mannschaften fühlten sich in dem Moment der Trauer nahe. „Ich habe das Gefühl, dass unser Team und ihr Team ähnliche Dinge durchmachen“, sagte Blue Jackets-Verteidiger Zach Werenski. „Allein die Tatsache, dass die Familie Gaudreau heute Abend bei diesem großen Spiel anwesend ist, ist etwas ganz Besonderes.“

Es dürfte vielen Spielern auf dem Eis schwergefallen sein, sich nach dieser Zeremonie wieder auf den Sport zu fokussieren. MacKenzie Weegar, der seit der Saison 2022/23 für die Flames aktiv ist und daher nie mit Gaudreau zusammenspielte, erklärte vor dem Spiel die Herangehensweise: „Vielleicht ist es die Aufgabe von uns Jungs, die Johnny nicht so gut kannten, für die anderen Jungs einzuspringen und sie in Schwung zu bringen. Manchmal ist es im Leben so, dass man die anderen Jungs auffangen und es dadurch auch für sie zu einem besonderen Abend machen muss.“

„Du willst eigentlich nicht Eishockey spielen“
Flames-Torwart Dan Vladar halfen die Erinnerungen an Gaudreau sogar ein wenig, um den Fokus wieder auf den Sport richten zu können: „Es gab viele Emotionen. Du willst eigentlich nicht wirklich Eishockey spielen, aber du erinnerst dich an Johnny und daran, wie er immer mit einem Lächeln im Gesicht Eishockey spielen wollte. Das hier ist für ihn. Er hat uns auf jeden Fall beobachtet. Dieser Sieg geht an ihn.“

Ramus Andersson nutzte das Powerplay, um in der 11. Minute des zweiten Drittels die Flames mit 1:0 in Führung zu bringen. „Es gehen einfach so viele Emotionen durch deinen Körper“, sagte Andersson, der nach seinem Tor auf die Gaudreaus zeigte. „Sie wissen, dass ich sie liebe und dass ich und meine Familie immer für sie da sein werden. Es war einfach sehr emotional, ein Tor zu schießen.“

Negativlauf der Flames und Erfolgslauf der Blue Jackets endeten
Im Schlussdrittel waren die Flames erneut in Überzahl erfolgreich, indem Kevin Bahl gut zwei Minuten vor Spielende auf 2:0 erhöhte. Für die endgültige Entscheidung sorgte Yegor Sharangovich 20 Sekunden vor der Schlusssirene mit einem Empty-Net-Goal zum 3:0. Für die Flames endete dadurch ein kleiner Negativlauf, nachdem sie zuvor vier Spiele in Folge verloren und lediglich einen Punkt geholt hatten. Für die Blue Jackets hingegen endete eine Erfolgsserie, da sie zuvor in sechs Spielen hintereinander gepunktet hatten und fünf Partien davon gewannen.

Doch all das dürfte für beide Mannschaften eher eine Randnotiz gewesen sein. Denn der Sport stand diesmal nicht im Mittelpunkt.