Wie er in so einer Situation derart ruhig bleiben kann, wurde er auf der Pressekonferenz gefragt. Seine Antwort: „Das ist eine schwere Frage. Ich denke, dass wir als Team recht entspannt sind. Wenn wir in ‚Do or Die‘-Situationen sind, lassen wir alles auf dem Eis, was wir haben. Wir wollen da draußen locker bleiben und Spaß haben. Immer, wenn wir in die Verlängerung gehen, haben wir viel Selbstvertrauen. Wir wissen, dass es in beide Richtungen ausgehen kann, aber am Ende ist es nur ein Schuss, ein Spielzug.“
Nicht nur die Nervenstärke des Siegtorschützen, sondern von der gesamten Mannschaft kommt nicht von ungefähr. „Wenn du verstehst, wie dein Spiel aussehen musst, hast du etwas, an dem du dich festhalten kannst“, erklärte Floridas Trainer Paul Maurice. „Es geht um den Stil, den wir pflegen. Wir haben viele Spieler, die in der Verlängerung getroffen haben. Carter Verhaeghe sollte wissen, dass er in der Overtime treffen kann, denn er hat es zuvor bereits getan. Gleiches gilt für Matthew Tkachuk. Wir haben Jungs, mit guten Erfahrungen aus der jüngeren Vergangenheit, weshalb sie sich auf Verlängerungen freuen.“
Auf den Spuren von Sakic und Richard
Verhaeghe ist mit nun 17 Toren der beste Torjäger in Floridas Franchise-Geschichte. Dass der 28-jährige Kanadier einen gewissen Hang zur Dramatik bei gleichzeitiger Nervenstärke hat, zeigen seine fünf Playoff-Treffer in der Overtime, was den drittbesten NHL-Wert hinter Joe Sakic (acht) und Maurice Richard (sechs) darstellt.
„Das sind ein paar gute Spieler“, so Verhaeghe. „Dass ich im selben Atemzug mit diesen Jungs genannt werde, ist verrückt.“
Für Mitspieler Aaron Ekblad ist all das nicht verwunderlich. „Wenn du siehst, wie viel Arbeit er jeden Tag investiert, ist das keine Überraschung“, so der Verteidiger.
Starker Start und ein Monster-Save von Bobrovsky
Die Panthers profitierten auch von einem fulminanten Start ins Spiel. Sie dominierten das Anfangsdrittel mit 13:3 Torschüssen und gingen leistungsgerecht durch Sam Bennett (7.) und Vladimir Tarasenko (16., im Powerplay) in Führung.
Gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs kamen die Lightning binnen 4:58 Minutendurch Brayden Point (21.) und Steven Stamkos (26., im Powerplay) zum Ausgleich.
Fortan stand das Spiel auf des Messers Schneide. Die Serie zeigte dabei auch, welch hochklassiges Goalie-Duell sie bietet. Tampas Andrei Vasilevskiy (34 Saves, 91,9 Prozent Fangquote) stoppte einen Unterzahl-Alleingang von Ekblad, um den Spielstand bei 2:2 zu halten (44.). Floridas Sergei Bobrovsky (21 Saves, 91,3 Prozent Fangquote) lag kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit schon bäuchlings auf dem Eis und schien geschlagen, als Matt Dumba das gähnend leere Tor vor sich hatte, doch der Torwart raffte sich in einer drehenden Bewegung auf und parierte sehenswert mit einem eingesprungenem No-Look-Save mit dem Ellenbogen (55.).
„Ich war auf der Bank – und ich war geschockt“, beschrieb Ekblad die Szene aus seiner Sicht. „Es war unglaublich. So etwas willst du sehen.“