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Fünfundzwanzig Jahre nach Wayne Gretzkys letzter NHL-Saison sind sein Vermächtnis und seine Statistiken noch immer eine Klasse für sich. In dieser Saison wird NHL.com/de deshalb am letzten Sonntag eines jeden Monats während der regulären Saison an die Bedeutung von ‚The Great One‘ erinnern.

In dieser Ausgabe: Geschätzt von Legenden

Während in den vergangenen Ausgaben die herausragenden Bilanzen und Stimmen von aktiven NHL-Spielern im Mittelpunkt standen, kommen diesmal Eishockeylegenden zu Wort, die einst gemeinsam mit Gretzky auf dem Eis standen und mit ihm oder gegen ihn gespielt haben.

Ex-NHL-Torhüter Dominik Hasek bewundert Gretzky noch heute. „Er hatte das Talent, wie aus dem Nichts vor meinem Tor aufzutauchen. Das war typisch für die besten Jahre seiner Karriere. Er war kein schneller Läufer, aber er war den anderen immer einen Gedanken voraus. Plötzlich war er genau an der Stelle, an der er sein sollte. Er hatte ein fantastisches Gespür für das Eishockey“, sagte der Tscheche im Gespräch mit NHL.com/de in Bezug auf die herausragenden Eigenschaften von ‚Nummer 99‘.

Bei Haseks Landsmann Jaromir Jagr hinterließ Gretzky bleibenden Eindruck. „Er ist eine Legende unter den Legenden. Sein Status ist bis heute unübertroffen, nicht nur im Eishockey, sondern im Sport im Allgemeinen", lobte Jagr. Zur Frage, ob Gretzky besser war als Mario Lemieux, mit dem Jagr jahrelang zusammenspielte, gab sich der Tscheche diplomatisch: „Ich glaube nicht, dass man die beiden vergleichen sollte. Man könnte sagen, jeder hat in einer etwas anderen Ära gespielt. Die Punkte sprechen für Wayne. Aber andererseits hatte Mario große gesundheitliche Probleme. Deshalb ist ein gerechter Vergleich schwer möglich.“

Kevin Lowe, der 661 Spiele an der Seite von Gretzky bestritt, sagte: „Wayne alleine war fast schon den Eintrittspreis wert, den die Fans in Edmonton bezahlt haben. Das kann man nicht von vielen Spielern behaupten.“ Ähnlich sah es Charlie Huddy, der 664-mal zusammen mit Gretzky auflief. „Er war ein Spieler, der das ganze Eis im Blick hatte. Er war ein Typ, der den nächsten Spielzug antizipierte. Ich habe die meiste Zeit mit Paul Coffey zusammengespielt, und man hat sich an den richtigen Stellen aufgehalten, weil man wusste, dass, wenn man frei stand und ‚Gretz‘ den Puck hatte, er dich wahrscheinlich dort finden würde."

Gretzky, Messier gewinnen Spiel 7 im Cup-Finale

Besonders großes Lob erhielt Gretzky von Kent Nilsson. „Ein absolut fantastischer Spieler“, meinte dieser. „Großartig auf dem Eis, großartig außerhalb des Eises. Ruhig, organisiert, nicht eingebildet. Akribisch in allem, was er tat. Manche Leute sprechen von Bobby Orr oder Mario Lemieux als dem besten Spieler aller Zeiten, und sicher waren das auch großartige Spieler. Aber Wayne Gretzky war aus meiner Sicht einfach der Beste.“

Torhüterlegende Martin Brodeur, der über viele Jahre bei den New Jersey Devils im Kasten stand, sagte über Gretzkys Klasse. „Er hat die Spieler um sich herum besser gemacht. Jeder kennt seine herausragenden Statistiken, aber den Wert, den er darüber hinaus für die Mannschaft hatte, den kann man nicht alleine an seinen Zahlen ablesen. Jede Ära hat ihre Top-Stars, er war jedoch etwas ganz Besonderes.“

Bei ehemaligen NHL-Spielern aus Deutschland wird Gretzky 25 Jahre nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn ebenfalls noch immer sehr geschätzt. Uwe Krupp, einst mit den Colorado Avalanche im Jahre 1996 der erste Stanley Cup Champion aus Deutschland und heute der Trainer des DEL-Klubs Kölner Haie, berichtete: „Ich erinnere mich noch gut an ein Spiel im Northlands Colliseum, der damaligen Heimspielstätte der Edmonton Oilers. Wir waren dort mit den Buffalo Sabres zu Gast, es war meine zweite Saison in der NHL und mein erstes volles Jahr in Buffalo. Zum damaligen Lineup der Oilers, die zuvor bereits viele Stanley Cups gewonnen hatten, zählten neben Gretzky beispielsweise auch Lowe, Mark Messier oder Glenn Anderson – alles große Namen, die ich natürlich schon vorher kannte und die zu meiner damaligen Zeit in Köln schon sehr präsent waren. Wayne Gretzky hatte in dieser Saison fast 150 Punkte erzielt. Seine Statistiken waren nicht wirklich von dieser Welt. Ich bin also in Edmonton für meinen ersten Shift auf dem Eis – im Eishockey gibt es klare Muster, die für Spielzüge, Wechsel oder Taktiken von Relevanz sind. Auf dem Spielfeld merke ich, dass unter anderem Gretzky und Anderson für die Oilers den Shift absolvieren. Die Scheibe kommt tief in unsere Zone, eigentlich habe ich jede Menge Platz und keinen großen Druck, da die gegnerischen Spieler weit entfernt sind. Dann sehe ich über meine Schulter, dass Wayne mit Tempo in unsere Zone fährt und werde nervös. ‚Mach bloß keinen Fehler, Krupp‘, denke ich mir. Ich will den Puck über das Glas aus der Zone klären, weil ich mir sicher war, dass Gretzky noch in der Mitte unserer Zone war – mitnichten: Wayne hatte sich schön am Glas positioniert, wartete auf meinen Fehler, weil er wusste, dass ich über die Bande spiele. Zurück auf der Bank lachen mich meine Mitspieler aus und meinen nur: ‚Das ist NHL‘. Das Spiel lesen zu können, war Waynes Ding. Er war unfassbar clever und spielintelligent.“

„Ich hatte zudem die Gelegenheit, Wayne 2006 im Rahmen der Olympischen Spiele in Turin näher kennenzulernen“, ergänzte Krupp. „Er war mit Team Kanada da und ich als Trainer der deutschen Nationalmannschaft – im IHF-Haus, was Offiziellen des Turniers zur Verfügung steht, habe ich mich mit ihm unterhalten. Mein Sohn Björn war dabei und Waynes Vater. Dann habe ich die Geschichte vom ersten Shift herausgeholt und wir haben herzlich gelacht. Wayne war dem Spiel weit voraus. Und zwar in der ganzen Art und Weise, wie er es angegangen ist. Er war ein Jahrhundertspieler mit einer wahnsinnigen Arbeitsmoral und ist doch bei allem bodenständig geblieben. Er war null überheblich, hatte keinerlei Starallüren und war einfach ein nahbarer und angenehmer Typ. Es zeigt einmal mehr, dass die Allerbesten sich auch dadurch auszeichnen, dass sie totale Teamspieler sind“, so der ehemalige DEB-Auswahltrainer.

Ex-NHL-Verteidiger Uli Hiemer, der zwischen 1984 und 1987 in drei Spielzeiten 143 Einsätze für die Devils absolvierte und dabei 79 Scorerpunkte (19 Tore und 54 Assists) verbuchen konnte, erinnerte sich ebenfalls gerne an ‚The Great One‘: „Wayne wusste zu jeder Zeit, wo alle Spieler auf dem Eis gerade stehen. Er hatte ein Spielverständnis, das seinesgleichen gesucht hat, hat immer gemacht, womit man als Gegenspieler eben nicht rechnete. Ich denke da an einige gemeinsame Erlebnisse mit ihm. Mein Versuch, ihn diesmal ohne Scorerpunkt zu halten, hat leider nie funktioniert. Natürlich hat er auch davon profitiert, dass er super Mitspieler in seinen Teams hatte, aber seine Technik war einfach toll.“

Einen kurzen Vergleich zwischen Gegenwart und dem Spiel zu Gretzkys Zeiten hat Hiemer ebenso parat: „Natürlich hat das Spiel der Gegenwart im Vergleich zu jener Zeit einen Quantensprung gemacht. Die Ausrüstung hat sich stark verändert, die Banden wurden deutlich modifiziert. Eigentlich ist fast nur die Eisfläche über die Jahre nahezu gleich geblieben. Die Athletik der Spieler ist heutzutage eine andere als früher. Man kann das Spiel daher nicht mehr wirklich miteinander vergleichen. Klar ist aber, dass Gretzky seiner Zeit damals schon weit voraus war. Es muss auf jeden Fall wahnsinnig viel Spaß gemacht haben, mit ihm zusammen in einer Mannschaft zu spielen, weil du dann bestimmt häufig gedacht hast ‚Wow, wie hat er das denn jetzt wieder hingekriegt‘“.

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