Seattle Kraken

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Seattle Kraken

In ihrer zweiten NHL-Spielzeit schafften es die Seattle Kraken erstmals in die Stanley Cup Playoffs. Das neuste Team der Liga sorgte, auch dank eines herausragenden Philipp Grubauer, in der ersten Runde für eine faustdicke Überraschung, als sie den Titelträger 2022, die Colorado Avalanche, in sieben Spielen ausschalten konnten. In der zweiten Runde scheiterten die Kraken nach einem Sieben-Matches-Kampf an den Dallas Stars. Trotz der Niederlage konnten die Kraken zeigen, dass sie bereits voll in der NHL angekommen sind.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Im Kern konnten die Kraken ihren Erfolgskader der Vorsaison zusammenhalten. Von den Top-Ten-Scorern verließ lediglich Daniel Sprong (66 Spiele, 46 Punkte) die Kraken und schloss sich den Detroit Red Wings an. Mit Ryan Donato, Morgan Geekie und Carson Soucy suchten sich zwei weitere Feldspieler der Kraken einen neuen Klub.

SEA@COL, Sp1: Geekie trifft per Onetimer vom Slot

Unter den Torhütern darf sich Grubauer auf einen neuen Backup freuen. Martin Jones, der 2022/23 in 48 Spielen startete, wechselte zu den Toronto Maple Leafs. Sein Nachfolger dürfte im Duell zwischen Neuzugang Ales Stezka und Joey Daccord entschieden werden.

Um die vor den Torhütern entstandenen Lücken zu füllen, sicherte sich Seattle die Dienste des erfahrenen Pierre-Edouard Bellemare. Dazu kommt mit Kailer Yamamoto ein Angreifer, der endlich seinen Punkte-Durchbruch schaffen will. Das Talent für mehr seinen persönlichen Bestwert von 41 Punkten hat der 24-jährige Erstrunden-Draftpick 2017.

Brian Dumoulin wechselte von den Pittsburgh Penguins nach Seattle und wird erstmals in der NHL für eine andere Mannschaft als die Penguins auflaufen. Seine Rolle als Anführer dürfte den Kraken in der Kabine gut tun.

Schlüsselspieler

Viel wird bei Seattle auch in der kommenden Saison an Grubauer hängen. Der Schlussmann stellte in den Playoffs 2022 unter Beweis, dass er der entscheidende Faktor über Sieg oder Niederlage sein kann. Daneben ist bei den Kraken die Mannschaft der Star. Kein Akteur kam 2022/23 im Schnitt auf mehr als einen Punkt pro Spiel.

Matty Beniers dürfte 2023/24 viel Aufmerksamkeit erhalten. Der Center wurde 2021 an zweiter Stelle gedraftet und konnte 2022/23 seine erste volle NHL-Saison spielen. Mit 57 Punkten aus 80 Spielen rangierte er direkt auf dem vierten Rang unter Seattles Scorern.

Grubauers Top 5 Saves der Saison 2022/23

Spieler aus DACH

Phillip Grubauer hält die deutsche Torhüter-Fahne in der NHL auch 2023/24 hoch. Nach dem Abgang von Jones dürfte der Rosenheimer die klare Nummer-Eins in Seattle sein. Nachdem er sich die Rolle des Starters in der regulären Saison noch teilen musste, konnte er mit 90,3 Prozent gehaltenen Torschüssen und einem Gegentorschnitt von 2,99 in den Playoffs vollends überzeugen.

Nach einer durchwachsenen ersten Saison mit Seattle scheint es so, als ob der Schlussmann sich final in der neuen Heimat eingelebt hat. Zwar steigerte er seine Fangquote nur geringfügig (um 0,6 Prozentpunkte auf 89,5 Prozent) doch mit einer 17-14-4-Bilanz gewann er erstmals in Seattle mehr Partien als er verlor.

Stärken

Die größte Stärke der Kraken dürfte die Kadertiefe sein. 24 Spieler sorgten 2022/23 für Punkte. In den Playoffs kam mit Tye Kartye noch ein 25. Akteur hinzu. Auch in der Schlussrunde wusste Seattle alle Trümpfe auszuspielen und konnte 19 von 20 eingesetzte Feldspieler auf den Spielberichtsbögen verewigen. Gerade diese Ausgeglichenheit macht es für die Konkurrenten schwierig, sich auf die Kraken einzustellen. Durch den wenig veränderten und in der Tiefe weiter verstärkten Kader dürfte das auch 2023/24 ein entscheidender Vorteil sein.

Allgemein war die Offensive der Kraken in der Vorsaison herausragend. 289 Tore bedeuteten den vierten Rang in der NHL.

Verbesserungspotenziale

Die Special Teams sind der Bereich, in dem sich die Kraken massiv verbessern müssen. Sowohl in Überzahl (19,8 Prozent), als auch in Unterzahl (76,7 Prozent) schnitten nur elf Mannschaften schwächer ab. Gerade die geringe Ausbeute bei numerischer Überlegenheit dürfte den Kraken auch das Weiterkommen gegen die Dallas Stars gekostet haben. Lediglich 14,3 Prozent der Überzahlsituationen konnte Seattle in der zweiten Runde erfolgreich gestalten.

Vielversprechende Talente

Obwohl Beniers bereits eine volle NHL-Saison hinter sich hat, ist der 20-Jährige eines der Top-Talente im Kraken-Dress. 2021 an zweiter Stelle gedraftet steht er mittlerweile bei 90 Einsätzen für Seattle und konnte dabei 66-Mal punkten. Ein weiterer Entwicklungsschritt und Beniers wird der Shootingstar der Kraken.

Ein Jahr nach Beniers wählte Seattle Shane Wright an vierter Stelle beim Draft. Der Center dürfte 2023/24 seine erste volle Spielzeit in der NHL absolvieren, nachdem er 2022/23 bereits zu acht Einsätzen gekommen war (1 Tor, 1 Assist).

DAL@SEA, Sp6: Beniers, Eberle sorgen für Tor

Der dritte Angreifer im Bunde der Erstrunden-Draftpicks ist Eduard Sale. Der Tscheche ist ein offensiv stark veranlagter Rechtsaußen, der jedoch noch etwas Zeit für den Schritt in die NHL brauchen dürfte.

Auf der Torhüter-Position haben die Kraken mit Niklas Kokko einen ganz großen Fisch an der Angel. Der 19-jährige Finne konnte bereits bei den Profis in seiner Heimat überzeugen und sowohl in der ersten und zweiten finnischen Liga Erfahrung sammeln. Für die kommende Saison steht er bei Kärpät unter Vertrag und darf sich weiter für seine Zeit in Nordamerika entwickeln.

Die Sharks schaffen es in die Playoffs, wenn…

…sie ihrer Linie treu bleiben und die Kadertiefe zu ihrem Vorteil nutzen. Sollten sich die offensiven Talente Beniers und Wright wie erwartet entwickeln, dürfte der Sprung in die Schlussrunde keine größere Hürde darstellen. Auch ein Weiterkommen in den Playoffs wäre nicht überraschend, auch wenn es für den großen Wurf noch nicht ausreichen dürfte.