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NHL.com/de hat sich kürzlich mit einigen Spielern aus der Liga unterhalten, um einen Einblick in breit gefächerte Themen zu bekommen. In dieser Ausgabe schreibt Christian Rupp über die Bedeutung von Analysen, Statistiken und Zahlen für NHL-Profis.

Tore, Assists, Scorerpunkte, Plus-Minus-Werte, Strafminuten, Schüsse, Effektivität, Faceoff-Quote, Eiszeit, Wechsel, Checks, Blocks, Powerplay- und Unterzahl-Erfolge - der Zahlensalat im Eishockey ist riesengroß. Immer neue Statistiken wie etwa der Corsi-Wert werden eingeführt und Spieler entsprechend beurteilt. Doch was halten die NHL-Akteure selbst von den Analysen, Statistiken und Zahlen? Die Meinungen gehen weit auseinander…
Befürworter Crosby, Matthews und Johansen
"Ich denke, dass es eine gute Sache ist", meint Ryan Johansen, Center bei den Nashville Predators. Unsere Trainer verwenden oft Analyse, um Dinge aufzubrechen. Manchmal, wenn du schlecht spielst, ein Spiel verlierst oder du dir Sorgen über die Niederlage machst, dann können dir die Analysen verschiedene Dinge zeigen. Manchmal glaube ich, gut gespielt zu haben, dabei waren wir schlecht. Manchmal glaube ich, wir waren schlecht, waren aber doch ganz gut. Analysen helfen dir, die Details in einem Spiel besser zu verstehen." Auch sein Trainer Peter Laviolette ist ein Freund von Statistiken. "Er predigt das die ganze Zeit", berichtet Johansen. "Er sagt: 'Ich beobachte das Spiel von der Bank aber ich sehe nicht alles. Ich übersehe manche Dinge oder nehme Dinge anders war als später auf dem Video.'"

Tiefgehende Analysen können sogar dazu führen, dass Spieler ihr Verhalten auf den Eis verändern. So etwa bei Auston Matthews von den Toronto Maple Leafs. "Ich würde schon sagen, dass sie mein Spiel beeinflussen", so der Mittelstürmer. "Gewisse Statistiken können dir viel aufzeigen, es gibt viele wichtige Sachen, die helfen können. "Für mich persönlich ist wichtig, wie viele Puck-Kontakte ich pro Spiel habe und wo ich angespielt werde, ob zwischen den Bullypunkten oder außerhalb. Du kannst dir das alles anschauen und siehst Bereiche, in denen du dich verbessern kannst. Egal ob es Puck-Kontakte in einem Spiel sind oder Großchancen im Slot - du kannst es dir anschauen und Anpassungen vornehmen."
Auch Sidney Crosby von den Pittsburgh Penguins, einer der Besten seines Fachs, verwendet die Menge an Zahlen. "Ich mag es bis zu einem gewissen Punkt und nutze es gerne, um eine Tendenz zu bestätigen. Zum Beispiel, wenn ich das Gefühl habe, dass ich zu wenige Chancen bekomme, dann schaue ich mir an, was die Analysen dazu sagen. Ich mag diese Zahlen, aber ich glaube nicht, dass sie alles sind. Ich denke, dass sie gut sind, um zu bestätigen, was wir ohnehin schon sehen."
Ist der Zahlensalat gefährlich?
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Spieler, die mit dem Zahlensalat herzlich wenig anfangen können. So zum Beispiel Matt Duchene von den Ottawa Senators. "Ich denke, die beste Art, einen Spieler zu bewerten, ist ihm einfach zuzusehen. Wer nimmt Einfluss auf das Spiel? Wer fällt dir da draußen auf?"
Ähnlich sieht das auch Flügelstürmer Patrick Kane von den Chicago Blackhawks: "Ich denke nicht, dass sie mein Spiel sehr beeinflussen. Aber wenn sie zur Verfügung steht, dann schaue ich sie mir schon an und frage mich, welche Statistik das ist und was sie aussagen soll. Ich verstehe nicht alles, aber ich denke es gibt heutzutage viele Spieler, Trainer und sogar General Manager, die sich in Analysen vertiefen und sich danach orientieren, wenn sie Spieler unter Vertrag nehmen oder sie tragen. Daran sieht man den Einfluss, den sie haben."
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Genau darin sieht Max Domi, Neuzugang bei den Montreal Canadiens, sogar eine Gefahr: "Man darf nicht darauf reinfallen, einen Spieler nur nach seiner Statistik zu bewerten, um damit zu sagen, ob er gut oder schlecht ist. Es geht auch darum, was er darüber hinaus für das Team einbringt. Das sind Sachen, die nicht auf in der Torjägerliste stehen, es sind also Dinge, die du nicht in Zahlen ausdrücken kannst." Verteufeln möchte der Flügelspieler die zahlreichen Analysen aber nicht: "Ich denke, dass sie wichtige Aspekte dieses Spiels quantifizieren. Es ist beeindruckend, was sie mit Zahlen heutzutage anstellen können. Aber am Ende des Tages ist es dir egal, was für eine Corsi-Statistik ein Spieler hat, wenn er dir dabei hilft, zu gewinnen. Darum geht es für mich."

Zahlen und Instinkt als Symbiose
So verwundert es nicht, dass das Thema Statistik und Analyse die NHL-Welt spaltet. "Es gehört zu diesem Spiel dazu", formuliert es Hawks-Verteidiger Jan Rutta diplomatisch. "Heutzutage gibt es viele Statistiken. Mein Gefühl sagt mir, dass du die Balance finden musst zwischen einfach nur das Spiel zu spielen und einen Vorteil aus Statistiken und Analysen zu ziehen. Es ist ein schmaler Grat, wie ein Roboter nur nach den Zahlen zu spielen oder nach deinem Instinkt."
"Sie sind wertvoll. Für mich ist sie etwas, an dem du sehen kannst, ob es ein guter Spieler ist oder nicht", sagt auch Center Dylan Larkin von den Detroit Red Wings, aber: "Es sollte auch einen Sehtest mit dem menschlichen Auge geben, denn vielleicht hat ein Typ einen schlechten Corsi-Wert, ist aber dennoch ein guter Spieler."
Auf sein Gefühl verlässt sich auch Mittelstürmer Nathan MacKinnon von den Colorado Avalanche. Gleich wohl ist er "mit Analysen einverstanden" und erklärt: "Sie machen Sinn. Aber nach einem Spiel kann ich auch ohne Zahlen nachvollziehen, ob ich eine gute Corsi-Statistik hatte oder nicht. Du kannst das auch fühlen." Seinen Stil würde MacKinnon aufgrund von Zahlen nicht verändern. "Mein Spiel hat es nicht großartig beeinflusst. Es ist eher etwas für die Verantwortlichen, um verschiedene Reihen-Kombinationen zu finden oder die Defensive zu verbessern. Mir geht es eher darum, was ich auf dem Eis kontrollieren kann. Ich gehe nicht ins Büro und frage nach, was meine Statistiken so machen - ich mache das alles nach Gefühl."