32 in 32: Die Analyse der Tampa Bay Lightning

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2024/25 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der Tampa Bay Lightning

In den vergangenen zwei Spielzeiten herrschte bei den Tampa Bay Lightning mehr oder weniger Stillstand. Die Mannschaft schied jeweils in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs aus. Zuletzt zogen sie gegen die Florida Panthers mit 1-4 in der Serie den Kürzeren, nachdem sie in der regulären Saison mit einer Matchbilanz 45-29-8 und den daraus resultierenden 98 Punkten den Cut für die Postseason über die erste Wildcard im Osten geschafft hatten. Doch nur die Playoffs zu erreichen ist für den Stanley Cup Champion von 2020 und 2021 nicht der Anspruch. Sie wollen bei der Titelvergabe so schnell wie möglich wieder ein entscheidendes Wort mitreden. Dafür haben die Verantwortlichen des Klubs gravierende Umgestaltungen im Team vorgenommen.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Mit Steven Stamkos hat sich das langjährige Aushängeschild des Franchise verabschiedet. Er trug 16 Jahre lang das Trikot mit dem Blitz und fungierte die letzten zehn Saisons als Kapitän. Mit 1082 Einsätzen, 555 Toren und 1137 Punkten steht der Angreifer in der ewigen Bestenliste der Belegschaft aus Florida an erster Stelle. 2023/24 brachte es Stamkos auf 81 Punkte (40 Tore, 41 Assists) in 79 Auftritten. General Manager Julien BriseBois machte der Vereinsikone trotzdem nur wenig Avancen für einen Verbleib und entschied sich stattdessen dafür, das Geld anderweitig zu investieren. Stamkos unterschrieb daraufhin als Free Agency einen Vierjahresvertrag bei den Nashville Predators.

Nicht minder spektakulär ist der Abgang von Verteidiger Mikhail Sergachev. Er zählte ebenfalls zur zentralen Achse bei den Lightning und besaß großen Anteil an den zwei jüngsten Triumphen im Stanley Cup. Er wurde zum Liganeuling aus Utah getradet.

Zu den Spielern, die sich aus Tampa verabschiedeten, gehören ferner die Stürmer Anthony Duclair (Wechsel zu den New York Islanders), Tanner Jeannot (Los Angeles Kings), Tyler Motte (Detroit Red Wings) und Austin Watson (Free Agent) sowie Defensivmann Calvin de Haan (Colorado Avalanche).

Prominentester Neuzugang ist Jake Guentzel. Er soll die Lücke schließen, die Stamkos in der Offensive hinterlassen hat. Guentzels letzter Arbeitgeber waren die Carolina Hurricanes, für die er 2023/24 in 67 Saisonspielen auflief und 77 Punkte (30 Tore, 47 Assists) sammelte. Cam Atkinson (zuletzt Philadelphia Flyers) und Zemgus Girgensons (Buffalo Sabres) sind ebenfalls neu in der Abteilung Attacke.

Mit Verteidiger Ryan McDonagh kehrte ein alter Haudegen zurück. Ihn holten die Lightning im Mai im Gegenzug für zwei Draftrechte aus Nashville. McDonagh ist ebenso zweifacher Stanley Cup Champion mit Tampa. Eine zentrale Rolle in der Defensive soll auch der Schweizer J.J. Moser einnehmen, der zusammen mit Nachwuchsstürmer Conor Geekie und zwei Draftpicks als Gegenleistung beim Sergachev-Trade an Land gezogen wurde.

Schlüsselspieler

Unumstrittene Nummer 1 zwischen den Pfosten ist Andrei Vasilevskiy. An der blauen Linie stehen mit Victor Hedman und McDonagh zwei Routiniers ihren Mann, und mit Moser kommt nun ein hochveranlagter Spieler hinzu, der in den kommenden Jahren noch mehr von sich reden machen dürfte. Anführer im Sturm ist Nikita Kucherov, der in der vorigen Saison mit 144 Punkten in der NHL-Scorerwertung an der Spitze stand. Neuzugang Guentzel wird aller Voraussicht nach zusammen mit Kucherov und Brayden Point die Top-Reihe bilden.

Spieler aus dem DACH-Raum

Statt in Salt Lake City wird Moser seine Karriere unter der Sonne Floridas fortsetzen. Im Anschluss an sein NHL-Debüt am 15. Dezember 2021 gehörte der gebürtige Bieler bei Utahs Vorgängerklub Arizona Coyotes zum Stammpersonal. Alles in allem sind für ihn seitdem 205 Einsätze und 72 Punkte (16 Tore, 56 Assists) registriert. Sein Hauptaugenmerk bei den Lightning soll in erster Linie auf der Absicherung nach hinten liegen. Um zu Offensive von der blauen Linie aus anzukurbeln, gibt es andere Akteure im Team, allen voran Hedman.

Stärken

Mit Vasilevskiy verfügt Tampa über einen der besten Goalies in der Liga. Mit seiner Statur (1,91 Meter, 94 Kilogramm) und seinem sicheren Stellungsspiel flößt er den Kontrahenten großen Respekt ein. Er ist jederzeit in der Lage, einen Sieg festzuhalten und den Unterschied in einem Match zu machen.

Eine scharfe Waffe ist darüber hinaus das Powerplay der Lightning. Mit einer Erfolgsquote von 28,6 Prozent war Tampa in der abgelaufenen Saison die beste Mannschaft bei Überzahl. 71 von 248 Gelegenheiten münzten die Powerplay-Einheiten in einen Treffer um.

Generell war die Offensive in der Vorsaison der stärkere Bereich – trotz Defensivstars wie Vasilevskiy, Hedman oder Sergachev. 288 Tore aus dem Spielgeschehen heraus bedeuteten Platz 5 im NHL-Gesamtklassement.

Verbesserungspotenziale

Die Defensive erwies sich als zu anfällig für einen langen Playoff-Run. In den fünf Spielen gegen die Panthers kassierte Tampa 20 Treffer. Die Abwehrprobleme bestanden bereits in der regulären Saison. Der Gegentorschnitt von 3,26 bedeutete ligaweit lediglich den 22. Rang. Die 190 Gegentreffer bei 5-gegen-5 reichten gar nur für Position 28. In beiden Kategorien waren die Lightning die schwächste aller Mannschaften, die sich für die Playoffs qualifizierten.

Ein weiteres Problem ist, dass es keinen auch nur annähernd gleichwertigen Ersatz für Schlussmann Vasilevskiy im Kader gibt. Sollte er, wie zu Beginn der letzten Saison geschehen, längere Zeit verletzt ausfallen, gerät die gesamte Statik in der Defensive ins Wanken.

Vielversprechende Talente

Mit Geekie und Gage Goncalves scharren zwei Nachwuchsstürmer mit den Kufen. Sie dürfen sich in der neuen Saison berechtigte Hoffnungen auf eine relevante Zahl an NHL-Einsätzen machen. Der 20 Jahre alte Geekie legte eine außerordentlich erfolgreiche Spielzeit 2023/24 in der WHL hin. Für die Swift Current Broncos und die Wenatchee Wild kam er zusammengerechnet auf 99 Punkte aus 55 Partien. Beim NHL Draft 2022 hatten ihn die Coyotes in der ersten Runde an Gesamtposition 11 ausgewählt.

Goncalves wusste in der abgelaufenen Saison bei Tampas AHL Farmteam Syracuse zu überzeugen. Für ihn wurden dort 58 Punkte aus 69 Begegnungen gezählt. Bei zwei Einsätzen eine Etage höher blieb er ohne Punkte. Der 23-Jährige war ein Zweitrundenpick der Lightning beim NHL Draft 2020.

Playoff-Chancen

Trotz des Weggangs von Stamkos gehört Tampa einmal mehr zu den heißen Anwärtern auf einen Playoff-Platz im Osten. Um allerdings erstmals seit 2022 wieder eine Runde für sich entscheiden zu können, muss sich die Mannschaft in der Defensive steigern, gerade im Spiel 5-gegen-5.