100123 Charlie McAvoy BOS

Die Boston Bruins stehen vor einer ungewissen Zeit: Die Karriereenden von Patrice Bergeron und David Krejci sowie ein personeller Umbruch haben für viele Fragezeichen gesorgt. Einer der Spieler, der nun in eine noch größere Führungsrolle schlüpft, ist Abwehrchef Charlie McAvoy. Bostons Franchise-Player hatte selbst einen aufregenden Sommer und sieht die Bruins für die neue Saison 2023/24 nicht übermäßig unter Druck.

Bei den McAvoys klingeln die Hochzeitsglocken

„Es war ein überragender Sommer, der sehr schnell vorbeigegangen ist“, blickt McAvoy mit einem Lächeln auf die letzten Wochen und Monate zurück. Kein Wunder: Der 25-jährige US-Amerikaner und sein Freundin Kylie gaben sich das Ja-Wort. „Viel Zeit ist für die Hochzeitsvorbereitung und für die Vorfreude auf diesen Tag am 5. August draufgegangen“, erzählt McAvoy weiter. „Im Anschluss daran gab es noch keine Hochzeitsreise, die werden wir im nächsten Sommer antreten. Wir waren also eine Weile vor Ort in Boston, haben es uns gutgehen lassen, an jedem Wochenende war etwas anderes geboten: Freude von Kylie haben sich verlobt, ihr Bruder hat sich verlobt, wir waren also auf viele Verlobungs-Partys. Es war also ein vollgepackter Sommer mit vielen tollen Momenten für wichtige Leute in unserem Leben.“

Zu den wichtigen Leuten zählten natürlich auch Teamkollegen von die Bruins, die auf seiner Hochzeit eingeladen waren. Im Internet ging ein Video viral, das Patrice Bergeron und Brad Marchand beim romantischen Tanz zeigte. Dabei nahm Bergeron Marchand sogar auf dem Arm. Dem Duo waren viele Lacher sicher. 

„Eigentlich hätten wir ein ganz langes Highlight-Video von all den Szenen drehen können, die passiert sind“, lacht McAvoy. „Es war schön zu sehen, dass alle locker drauf waren und die gemeinsame Zeit genossen haben. Es ist immer so, dass wir eine gute Zeit haben, wenn die Jungs zusammenkommen. Bei uns gibt es so viel Liebe in der Kabine, das konnte man auch auf der Hochzeit wieder gut sehen. Alle hatten Spaß zusammen, das war großartig.“

Mit unterschiedlichen Charakteren gegen das Führungs-Vakuum

Nach dem Karriereende von Kapitän Bergeron, hat Marchand das Amt übernommen. Es ist davon auszugehen, dass nun auch McAvoy und Stürmer David Pastrnak als Assistenzkapitäne fungieren werden. Doch könnte Pastrnak einen langjährigen Führungsspieler wie Bergeron überhaupt eins-zu-eins ersetzen?

Die Boston Bruins ernennen Marchand zu ihrem nächsten Kapitän

„Das habt ihr euch so vorgestellt oder?“, stellt McAvoy eine rhetorische Frage. „Wir haben ja schon den Übergang von Z (Zdeno Chara) zu Bergy erlebt. Es ist ein Prozess, durch den wir jetzt gehen müssen. Wir hatten wieder einen Wechsel auf der Führungsebene, aber das Wichtigste ist, dass unsere Kultur genau dieselbe bleibt.“

Überhaupt bringen die Führungsspieler in der Post-Bergeron-Ära ganz unterschiedliche Qualitäten ein, die nicht mit dem alten Kapitän zu vergleichen sind.

„Überhaupt nicht. Sie könnten kaum unterschiedlicher sein“, betont McAvoy. „Das gilt aber für alle: Auch Marchy ist nicht Bergy. Bergy ist nicht Pasta. Pasta ist nicht wie Z. Z ist nicht wie ich. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit, seinen eigenen Charakter und bringt eigene Stärken ein. Alle diese Dinge sind gleich wichtig, aber eben verschieden.“

Kein Druck und große Hoffnung auf Pastrnak

Nach einem personellen Umbruch im Sommer – die Bruins ließen auch noch tragende Säulen wie Taylor Hall, Nick Foligno, Dmitry Orlov und Tyler Bertuzzi ziehen – steht Boston vor einer ungewissen Zukunft.

Die Last tragen nun insbesondere Spieler wie Marchand, McAvoy und eben Pastrnak. Letzterer spielte in der Vorsaison ein Karrierejahr mit 113 Scorerpunkten (82 Spiele, 61-52-113).

Pastrnaks Top-5-Tore der Saison 2022/23

„Ich denke, dass Pasta ein überragender Eishockeyspieler ist. Er kämpft und treibt sich selbst an“, sagt McAvoy über Pastrnak. „Seine Fähigkeiten sind etwas ganz Besonderes. Es sind auch viele Dinge, die man gar nicht lernen kann. Es ist sein Instinkt und seine Torjägerqualitäten. Seine Kämpfernatur ist aber wohl seine größte Stärke, insbesondere im Hinblick auf eine Führungsrolle. Er möchte gewinnen, er möchte das Beste aus jedem herausholen und jedem Einzelnen Verantwortung übertragen. Er geht definitiv mit gutem Beispiel voran.”

Das möchte auch McAvoy selbst tun. Einen gestiegenen Druck durch den Gewinn der Presidents‘ Trophy für das beste Team der Hauptrunde aber verspürt der Verteidiger nicht: „Jede Saison beginnt wieder bei null. Unsere Mannschaft hat sich im Vergleich zur Vorsaison sehr verändert. Letztes Jahr waren wir ein Playoff-Kandidat, haben uns dann aber in der regulären Saison gesteigert. Ich glaube, Dinge aus der vergangenen Spielzeit auf die neue Saison zu übertragen ist schwer und sogar unsinnig. Wir haben noch Elemente aus dem alten Jahr, aber auch neue Elemente dazubekommen. Wir werden jetzt herausfinden, wie diese Mannschaft Spiele gewinnen kann.“

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