Bevor die Preseason 2023/24 am 24. September beginnt, wirft NHL.com/de einen tiefgehenden Blick auf jedes Team.
Heute: Boston Bruins
Die Boston Bruins gehen mit einem Gefühl der Ungewissheit in die Preseason 2023/24. Nicht nur Bruins-, sondern viele NHL- und Hockey-Fans werden ganz genau hinschauen, wie sich Boston in der ersten Saison nach dem Karriereende der beiden langjährigen Leistungsträger Patrice Bergeron und David Krejci schlägt. Wird es überhaupt für die Stanley Cup Playoffs reichen?
Bergeron und Krejci werden nicht nur auf dem Eis, sondern auch in der Kabine eine klaffende Lücke hinterlassen. Bergeron war drei Jahre lang der Kapitän der Bruins, einer der besten Zwei-Wege-Center aller Zeiten (gewann sechsmal die Selke Trophy), ein Franchise-Spieler (alle 19 NHL-Saisons mit Boston, 1294 Spiele, 427-613-1040) und ein echter Champion (Triple-Gold-Club, gewann den Stanley Cup, WM- und Olympia-Gold). Auch der langjährige Assistenzkapitän Krejci war beim Stanley-Cup-Sieg 2011 ein wichtiger Teil der Bruins und trug in seiner NHL-Karriere ausschließlich das "Spoked B" (das B mit den Speichen) auf dem Trikot (16 Saisons, 1032 Spiele, 231-555-786). Boston hat über den Sommer also zwei Gesichter, Führungsspieler, Erfolgsgaranten und Persönlichkeiten verloren.
Mehr noch: Der personelle Aderlass war durch die Abgänge von Taylor Hall, Nick Foligno (beide Chicago Blackhawks), Dmitry Orlov (Carolina Hurricanes), Connor Clifton (Buffalo Sabres), Tyler Bertuzzi (Toronto Maple Leafs), Garnet Hathaway (Philadelphia Flyers) und Tomas Nosek (New Jersey Devils) sogar noch weit schlimmer.
Noch nicht verdaut ist außerdem das frühe Playoff-Aus 2023: Als Presidents'-Trophy-Gewinner (bestes Team der regulären Saison) waren die Bruins der ultimative Favorit für den Stanley Cup, doch war bereits in der 1. Runde Schluss: Boston führte in der Serie gegen die Florida Panthers bereits mit 3:1, verlor dann aber total den Faden. Es schlichen sich unerklärliche Puckverluste und Fehler ein. Die Folge: Die Serie ging noch mit 3:4 verloren und hinterließ einen extrem bitteren Nachgeschmack.
Zurück bleibt ein Gefühl der Ungewissheit. Können Neuzugänge wie Milan Lucic (Calgary Flames), James van Riemsdyk (Philadelphia Flyers), Morgan Geekie (Seatte Kraken), Jesper Boqvist (New Jersey Devils) oder Kevin Shattenkirk (Anaheim Ducks) die tiefschürfenden Verluste im Sommer abfangen? Immerhin erzielten die fünf genannten Spieler in der Vorsaison zusammengerechnet gerade einmal 42 Treffer.
Bostons Trumpf jedenfalls bleibt die eingespielte Defensive: Charlie McAvoy, Matt Grzelcyk, Hampus Lindholm und Brandon Carlo bilden Top-4-Corps, die sich NHL-weit sehen lassen können. Hinzu kommt ein außergewöhnliches Torwart-Tandem mit Linus Ullmark und Jeremy Swayman, das sich nicht nur blendend versteht, sondern auch konstant gute Leistungen bringt. Beide gewannen zuletzt die Jennings Trophy für die wenigsten Gegentore in der Hauptrunde, Ullmark zudem auch noch die Vezina Trophy für den Torhüter des Jahres. Der Schuh drückt also eher vorne als hinten.