Seidenberg Blog: Es geht wieder los

Dennis Seidenberg hat als Höhepunkt seiner Karriere im Jahr 2011 als zweiter Deutscher den Stanley Cup gewonnen. Der heutige Entwicklungstrainer der New York Islanders wird in einer monatlichen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die erste Ausgabe 24/25:

Der Sommer ging wieder sehr schnell vorüber, aber die neue Eishockey-Saison wird mit Spannung erwartet. An meiner Aufgabe bei den New York Islanders hat sich nichts geändert. Ich gehe weiter mit den Verletzten zur Reha und den Healthy Scratches, um an Skill und Kleinigkeiten zu arbeiten, wo sie sich verbessern wollen, aufs Eis. Das gibt mir viel Raum für meine Familie und Kinder da zu sein.

Eine neue Aufgabe habe ich bekommen, da ich jetzt Cheftrainer von der Mannschaft meines Sohnes bin. Wir beide finden das nicht so cool, aber es gab keine Alternative. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

Sehr traurig hat mich die Nachricht vom tödlichen Unfall von Johnny Gaudreau und seines Bruders gemacht. Die Geschichte hätte nicht schlimmer sein können, nachdem es am Vortag der Hochzeit von ihrer Schwester passiert ist und beide Frauen von ihnen schwanger sind. Ich habe Johnny persönlich gekannt und ein paar Mal getroffen. Er war ein sehr angenehmer Mensch und es ist in erster Linie für die Familie eine große Tragödie, aber auch für die NHL und seinem Team, den Columbus Blue Jackets. Man kann nur hoffen, dass solche Unfälle Warnung genug sind und niemand betrunken Auto fahren sollte. Er gefährdet dadurch nicht nur sich, sondern besonders andere unschuldige Menschen.

Nach so einem Thema ist es schwer zur Tagesordnung überzugehen, doch es bleibt am Ende nichts anderes übrig. Erfreulich war die Nachricht der Vertragsverlängerung von Leon Draisaitl. Er wird in der nächsten Saison zum teuersten Spieler der NHL. Es ist ihm wirklich zu gönnen und ich freue mich für ihn, weil er jetzt schon seit einigen Jahren zu den Top-Spielern der Liga gehört. So etwas wäre zu meiner Zeit undenkbar gewesen, dass jemand aus Deutschland in der NHL so auftrumpft. Wir sollten in Deutschland anerkennen, was Leon leistet.

Für die Edmonton Oilers bedeutet es natürlich, dass sie zukünftig mit der Gehaltsobergrenze genau rechnen müssen, zumal der Vertrag von Connor McDavid auch ausläuft und dieser wahrscheinlich noch mehr verdienen wird. Beide haben sich ohne Zweifel verdient, so gut bezahlt zu werden. Es wird dadurch allerdings schwer für sie zu gewinnen, doch sie haben gerade in der vergangenen Saison gezeigt, dass sie trotz dieser Bürde von zwei sehr gut verdienenden Spielern eine Mannschaft aufs Eis stellen können, die gewinnen kann. Es war schließlich sehr knapp.

Auch Moritz Seider hat von den Detroit Red Wings einen tollen Vertrag bekommen. Er ihn sich ebenfalls durch starke Leistungen verdient. Die Red Wings haben gezeigt, dass er ein wichtiger Bestandteil des Aufbaus ist und sie an ihn glauben. Als Spieler ist es schön zu sehen, wenn ein Team Vertrauen in einen hat. Die Einstellung, die Moritz in den letzten Jahren gezeigt hat, beweist, dass er dieses zurecht bekommt. Es zeigt, welchen Stellenwert mittlerweile deutsche Spieler in der NHL haben. Das geht hoffentlich so weiter.

Mit der regulären Saison geht es jetzt so richtig los. Die Preseason dient den Veteranen eher dazu, sich wieder einzuspielen. Die Jungen wollen jedoch in den Kader kommen. Deswegen geben die natürlich Vollgas, um zu zeigen, was sie können und ihren Traum von der NHL zu erfüllen. Außerdem wird viel ausprobiert. Das verzerrt das Bild und es dauert eine Weile, bis die Saison so richtig losgeht. Für die Klubs ist die Phase der Vorbereitung trotzdem wichtig, um einen besseren Eindruck von den Spielern zu bekommen, die sie in ihrem System haben und auf die sie zurückgreifen können, wenn es Ausfälle gibt.

Ich habe das Spiel der NHL Global Series Challenge in München ein bisschen verfolgt. Es ist schön zu sehen, dass es dort eine neue Halle gibt und mit so einem großen Event eingeweiht wurde. Die Spiele in Prag konnte ich leider nicht verfolgen, weil ich mit meinem Sohn bei einem Turnier in Boston war. Ich denke unabhängig davon, dass beide Mannschaften, die dort beteiligt waren, eine gute Saison vor sich haben werden. Sie sind sehr talentiert und haben viele junge gute Spieler. Es braucht ein paar Jahre, bis sich das auszahlt und bei beiden sollte es jetzt der Fall sein.

Sehr schade, dass JJ Peterka sich im zweiten Spiel verletzt hat, besonders weil er sicher Familie und Freunde im Publikum hatte. Es bleibt zu hoffen, dass er schnell wieder fit wird. Mit zwei Niederlagen gestartet zu sein, ist nicht so, wie man sich den Start vorstellt, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass es plötzlich in die andere Richtung gehen kann. Ich hatte die Sabres schon im letzten Jahr auf der Rechnung und ich bleibe dabei, dass der Durchbruch langsam gelingen muss. Wir werden es sehen.