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NHL.com/de hat sich kürzlich mit einigen Spielern aus der Liga unterhalten, um einen Einblick in breit gefächerte Themen zu bekommen. In dieser Ausgabe schreibt Marc Rösch über den internationalen Flair der NHL.

Die Zeiten, in denen die NHL eine rein nordamerikanische Veranstaltung war, sind längst vorbei. Schon in ihren frühen Jahren verpassten ihr einige Eishockey-Exoten wie Ed Hatoum, der seine ersten zehn Lebensjahre in Beirut verbracht hatte, ein multikulturelles Antlitz. Der Libanese schnürte in den 60er Jahren für die Detroit Red Wings seine Schlittschuhe, konnte Arabisch in der NHL jedoch nicht salonfähig machen.
Auch 50 Jahre später ist die Weltsprache Englisch zwar für den Großteil der Spieler und Trainer noch Ausdrucksform der Wahl. Nicht selten sind jedoch auf dem Eis auch fremde Zungen zu hören.
So zum Beispiel die von Filip Forsberg. Er und seine Landsleute verwandelten die Südstaaten-Metropole Nashville innerhalb von weniger als einem Jahrzehnt zu einer schwedischen Bastion. In Tennessee erlebte der in Östervala geborenen Ausnahmestürmer eine familiäre Atmosphäre, die ihm das Heimweh schnell vergessen ließ.
"Es ist toll. Vor allem in meinen ersten Jahren hier hat mir die Nähe zu meinen Landsleuten sehr geholfen", erinnert sich Forsberg. Ich war erst 19 Jahre jung, als ich hier ankam. Ich war eben erst aus meinem Elternhaus ausgezogen. Außer Patric Hornqvist, bei dem ich schon einmal übernachtet hatte, als ich zum ersten Mal zu Besuch hier war, kannte ich niemanden. Dann lernte ich Mattias Ekholm kennen und wir wurden sofort richtig dicke Freunde. Er war in den ersten Jahren wie ein großer Bruder für mich. Dann kamen noch Calle Jarnkrok und Victor Arvidsson dazu. Wir wurden eine richtige Clique, weil wir alle so ziemlich den gleichen Weg gegangen sind. Letztendlich haben mir diese Freundschaften sehr viel bedeutet. Jetzt sind wir jedoch erwachsener geworden. Zwei von den Jungs haben Kinder und einer ist verheiratet. Jetzt bin nur noch ich übrig."

Doch ganz allein ist Forsberg auch heute nicht. Mit den Torhütern Pekka Rinne und Juuse Saros und den Stürmern Mikka Salomaki und Eeli Tolvanen stehen aktuell gleich vier weitere Nordeuropäer bei den Nashville Predators unter Vertrag und wirklich verwundern wird es wohl kaum jemanden, wenn aus der Kabine neuerdings skandinavische Folklore anstatt Country-Töne schallen würden.
Weil auch noch drei Schweizer für die Predators auflaufen, haben sie einen der internationalsten Kader der Liga: Nur die Hälfte von Nashvilles Spielern kommt aus Kanada oder den USA.

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Zwar hält Headcoach Peter Laviolette seine Ansprachen selbstverständlich auf Englisch, doch im Eifer des Gefechts rutscht dem ein oder anderen Spieler auch mal ein Wort seiner Muttersprache über die Lippen.
"Eigentlich immer, wenn ich gegen einen anderen Tschechen spiele, dann erzähle ich ihm auch etwas in unserer Landessprache", verrät San Jose Sharks Stürmer Tomas Hertl. "Ein bisschen Trash-Talk oder ein paar Witze. Es macht immer Spaß. Früher gab es etwas mehr tschechische Spieler in der Liga aber ich freue mich immer, wenn ein neuer kommt. Es ist toll gegen Landsleute zu spielen. Es erinnert mich immer ein bisschen an die Heimat. Oft gehen wir auch vor dem Spiel etwas essen. Wir sprechen tschechisch und erzählen uns, wie es so zuhause läuft. Wenn man das ganze Jahr Englisch hört, dann ist es eine nette Abwechslung, Tschechisch zu sprechen."
So empfindet es auch Jan Rutta, der seit der vergangenen Saison für die Chicago Blackhawks verteidigt.
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"Vor den Spielen tauschen wir eigentlich nur ein paar Worte aus, grüßen uns", erzählt der 28-Jährige, der in 57 Spielen für die Blackhawks 20 Punkte (6 Tore, 14 Assists) erzielt hat. "Wenn wir uns dann am Bully wiedersehen, dann sage ich meistens etwas Lustiges, um ihn etwas aus dem Konzept zu bringen. Aber eigentlich mache ich nur selten bei diesem Trash-Talk mit."
"Ich kann mich daran erinnern, als wir mal gegen St. Louis gespielt haben. Bei den Blues spielen Vladimir Sobotka und Dmitrij Jaskin. Die haben sich die ganze Zeit auf Tschechisch angeschrien aber ich habe mir nur meinen Teil dazu gedacht. Ich wusste ganz genau, was sie vorhatten."
Von daher muss es nicht immer ein Vorteil sein, die Muttersprache zu wählen.