Müsste man zu diesem Zeitpunkt der NHL-Saison schon einen großen Favoriten auf den Gewinn des Stanley Cups benennen, würden viele aktuell die Carolina Hurricanes auf dem Zettel haben. Die Mannschaft von Trainer Rod Brind’Amour ist in fast schon beängstigend guter Form und hat in dieser Spielzeit bislang noch keine zwei Partien in Folge verloren. Die nächsten beiden Punkte fuhr das Team am Mittwochabend (Ortszeit) mit einem 4:1-Sieg im Wells Fargo Center bei den Philadelphia Flyers ein. Dabei konnten sich die Hurricanes einmal mehr auf ihr Unterzahlspiel verlassen.

„Es ist immer schön, hierher zurückzukommen“, meinte Brind’Amour nach der Partie. Achteinhalb Spielzeiten lang trug der ehemalige Center zu seiner aktiven Zeit das Trikot der Flyers. Und diesmal hatte er noch mehr Grund zur Freude bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Denn seine Schützlinge bereiten ihm in dieser Saison bis dato viel Grund zur Freude. 14-4-0 lautet die Bilanz der Hurricanes aktuell, 8-2-0 ist die Bilanz aus den vergangenen zehn Partien. Kein Wunder, dass das Team aus Raleigh in North Carolina mit 28 Zählern vor den Washington Capitals an der Spitze der Metropolitan Division steht.

CAR@PHI: Roslovic verwertet einen schönen Pass

Strafzeiten verpuffen

Ein wesentlicher Grund, warum es bei den Hurricanes gerade so gut läuft, ist das Unterzahlspiel. Mit einer Erfolgsquote von 85,7 Prozent liegt Carolina im ligaweiten Vergleich aktuell auf Rang fünf. Lediglich Nashville, die New York Rangers, Washington und Philadelphia haben hier noch bessere Werte. Auch gegen die Flyers konnte sich Brind’Amour auf seine Unterzahlformationen verlassen. Sie überstanden alle drei entsprechenden Situationen schadlos. Alle drei Strafzeiten leisteten sich die Gäste im ersten Drittel. Da führten sie bereits 1:0 durch den ersten Saisontreffer von Verteidiger Jalen Chatfield, dessen Schuss bereits nach 30 Sekunden an Freund und Feind vorbei den Weg ins von Ivan Fedotov gehütete Flyers-Tor fand. Chatfield ist erst der neunte Verteidiger in der Geschichte der Hartford Whalers/Carolina Hurricanes, dem in den ersten 30 Sekunden einer Partie ein Tor gelang. Zuletzt schaffte das Jaccob Slavin am 7. Dezember 2021.

Die Unterzahltruppe sorgte dann dafür, dass die Hurricanes im Spiel blieben. Das zwischenzeitliche 1:1 der Flyers durch Ryan Poehling fiel zu Beginn des zweiten Drittels, als die Strafe gegen Jesperi Kotkaniemi schon abgelaufen war (23.). Doch das brachte die Hurricanes nicht aus der Ruhe. Brind’Amour war zwar mit dem Auftritt in den ersten beiden Dritteln nicht zufrieden. Aber nach zwei Dritteln sei man immer noch im Spiel gewesen. Und dann habe sich die Mannschaft belohnt. „Ich fand es gut, zu sehen, wie wir im dritten Drittel geantwortet haben. Das war schon ein Ausrufezeichen von uns.“ Dass es bis dahin nicht so rund gelaufen sei, habe auch am gegnerischen Keeper gelegen, der ein paar herausragende Saves gezeigt habe. Fedotov hatte am Ende 33 Paraden in der Statistik stehen.

Blitzstart im Schlussabschnitt

Der gute Start, vor allem im letzten Drittel, sei schon wichtig gewesen, befand Hurricanes-Stürmer Sebastian Aho. „Das versuchen wir ja bei jedem Spiel. Das ist nicht immer einfach. Aber diesmal hat es uns den Sieg beschert.“ Aho sorgte selbst für diesen Blitzstart im Schlussabschnitt. Der Finne brachte die Gäste auf die Siegerstraße. Sein Schuss in der 42. Minute rutschte Fedotov irgendwie durch. Und von da an lief es für die Gäste, die alleine in den letzten 20 Minuten mit 17:4 ein deutliches Übergewicht an Torschüssen vorzuweisen hatten.

Aho durfte sich zudem noch darüber freuen, dass er mit seinem fünften Saisontor gleichzeitig den siegbringenden Treffer auf dem Konto hatte. Es war das dritte Game Winning Goal von ihm in dieser Saison und das 58. im Trikot der Carolina Hurricanes, womit er Ron Francis (57) überholte und sich an die Spitze in dieser Statistik in der Historie der Franchise setzte. „Das ist schon etwas sehr Besonderes, in einem Atemzug mit dieser Legende genannt zu werden. Jeder weiß, was für ein großartiger Spieler Francis war. Hoffentlich kommen bei mir noch viele solcher Tore dazu.“ Für Brind’Amour ist Aho „der beste Spieler, der hier gespielt hat“. Am Ende werde er wahrscheinlich die Franchise in allen Statistiken anführen. Überraschen würde ihn das jedenfalls nicht. Für Aho war es der 31. Scorerpunkt (14-17) im 31. Spiel gegen die Flyers. So viele hat er gegen kein anderes Team erreicht.

CAR@PHI: Aho schießt aus dem hohen Slot und der Puck kullert ins Tor

Hurricanes finden zu ihrem Spiel

Fast schon wie selbstverständlich bewahrheitete sich im weiteren Verlauf des Schlussdrittels auch die alte Weisheit, dass wer oft aufs Tor schießt, irgendwann dafür auch belohnt wird. Fünf Minuten nach Ahos Treffer sorgte Hurricanes-Kapitän Jordan Staal mit dem 1:3 für ein kleines Polster. Er fälschte einen Schuss von Verteidiger Dmitry Orlov unhaltbar für Fedotov ab. Und spätestens mit dem 4:1 durch Jack Roslovic 55 Sekunden später war die Entscheidung in dieser Partie gefallen. In knapp sieben Minuten hatten die Gäste für klare Verhältnisse im Wells Fargo Center gesorgt.

„Wir müssen aus diesem Spiel alles mitnehmen, die guten und schlechten Dinge, und daraus lernen. Wir sind eine erfahrene Mannschaft und haben viele Anführer im Team“, befand Carolinas Verteidiger Chatfield. „Wir finden irgendwie immer zu unserem Spiel. Und wenn wir das tun, muss man sich um uns keine Sorgen machen. Wenn wir die Leistung abrufen, zu der wir im Stande sind, haben wir immer eine gute Chance.“

Da konnten es die Hurricanes, für die es der siebte Sieg in Folge in Philadelphia war, auch irgendwie verschmerzen, dass die Serie von Spielen mit mindestens einem Scorerpunkt für Martin Necas endete. Diese fand in Philadelphia nach 13 Partien ihr Ende, in denen der Tscheche auf zehn Tore und 17 Vorlagen kam. Er hat die Möglichkeit, bereits am Donnerstag eine neue Serie zu starten. Dann gastieren die Hurricanes bei den New Jersey Devils, die mit 26 Punkten nur zwei weniger als die Hurricanes auf dem Konto haben.

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