Kiviranta mit dem Siegtreffer für Dallas in der OT

Die Ausgangslage für die Dallas Stars war nicht perfekt. Das Team aus Texas führte bereits mit 3:1 in der Serie gegen die Colorado Avalanche, musste sich aber doch in einem Spiel 7 beweisen. Die Avalanche, einer der Top-Favoriten auf den Gewinn des Stanley Cups, hatten sich in die Serie zurückgekämpft und das Momentum auf ihre Seite gezogen. In der siebten Partie der zweiten Runde in den Stanley Cup Playoffs der Western Conference ging Dallas zwar früh mit 1:0 in Führung, musste dann jedoch drei Mal ausgleichen, um in Overtime schließlich das Match zu gewinnen und in die Conference Finals der Western Conference einzuziehen.

Eine unerwartete finnische Waffe
Die Playoffs sind die Zeit der Saison, in der häufig nicht die Superstars den Unterschied machen. Meist neutralisieren sich die besten Formationen zweier Kontrahenten. Um so wichtiger ist es, dass die weiteren Spieler im Kader in den entscheidenden Momenten die richtigen Entscheidungen treffen. Für die Dallas Stars trat einer dieser unerwarteten Helden ins Rampenlicht und sorgte mit seinem ersten NHL-Hattrick für den Sieg in Spiel 7.
Joel Kiviranta absolvierte erst sein drittes Playoff-Spiel. Nachdem der finnische Rookie in Partien gegen die St. Louis Blues (9. August) und die Calgary Flames (20. August) einen Assist in der Begegnung gegen Calgary verbuchen konnte, schlug am Freitag seine große Stunde. Erst besorgte er den Ausgleich zum 2:2, dann stellte er dreieinhalb Minuten vor Ende der Partie auf 4:4 und schickte das Spiel in die Verlängerung. Dort vollendete er seinen Hattrick und schoss sein Team in die nächste Runde.

DAL@COL, Sp7: Kiviranta mit einem Hattrick in Spiel 7

Für Stars-Trainer Rick Bowness war der dreifache Torerfolg von Kiviranta nicht absehbar. "Habe ich erwartet, dass er einen Hattrick macht? Nein", gestand er nach der Partie. "Wenn ich ein cleverer Coach wäre, dann hätte ich ihn früher aufs Eis geschickt, das ist klar." Und auch Sturmkollege Jamie Benn lobte den 24-jährigen Finnen, dem als erst siebter Spieler und als erster Rookie in der NHL-Geschichte ein Spiel-7-Hattrick gelang. "Wir haben wirklich jeden aus der Kabine gebraucht, um diesen Sieg einzufahren", lobte Benn die geschlossene Mannschaftsleistung. "Mir hat gefallen, wie unser Team heute Abend zusammengehalten hat. Und wir hatten diese finnische Geheimwaffe."
Die finnische Geheimwaffe darf sich jetzt Hoffnung auf weitere Playoff-Einsätze machen. "Es besteht eine gute Chance, dass er im nächsten Spiel in der Aufstellung steht", sprach Bowness seinem unerwarteten Helden das Vertrauen aus.
Die Lehren aus dem Vorjahr
Für die Stars musste die siebte Partie ein Déjà-vu der Vorsaison gewesen sein. In den Stanley Cup Playoffs 2019 standen sie nach einem vergebenen Matchpuck gegen die St. Louis Blues auch in der alles entscheidenden Begegnung und mussten sich nach Verlängerung mit 1:2 geschlagen geben. Während die Blues in die Conference Finals einzogen und anschließend den Stanley Cup gewannen, war für Dallas die Saison schmerzhaft beendet.
\[Hole dir hier alle Neuigkeiten von der Avalanche-Stars Serie\]
"Wir waren letztes Jahr in der exakt gleichen Situation und hatten das schlechtere Ende für uns", rekapitulierte Benn nach dem Erfolg in diesem Jahr. "Es war schön, dass wir dieses Jahr den Sieg einfahren konnten und in die nächste Runde einziehen."
Für die Avalanche war das Déjà-vu noch größer. 2019 standen sie auch in der zweiten Runde in Spiel 7 und scheiterten mit 2:3 an den San Jose Sharks. Mit Philipp Grubauer, Pavel Francouz, Gabriel Landeskog, Joonas Donskoi, Matt Calvert und Erik Johnson fehlten Colorado viele wichtige Spieler, so dass die Herausforderung noch größer wurde. "Ich hatte das Gefühl, dass wir gewinnen können", sagte der enttäuschte Nathan MacKinnon. "Es ist unglücklich. Ich hätte es gerne gesehen, wenn unser Team vollkommen gesund wäre, soviel ist sicher. Wir haben einige Schlüsselspieler verloren." Für die Avalanche war es die fünfte Niederlage in einem Spiel 7 in Serie.
Das Selbstvertrauen für den großen Wurf
Der Erfolg nach zwei zuvor vergebenen Matchbällen dürfte den Stars einen weiteren Push und frischen Glauben an sich selbst geben. Ein Sieg in der siebten Partie gehörte für alle Stanley Cup Sieger seit 2013 zum Verlauf der Playoffs. Zuletzt konnten die Los Angeles Kings 2012 ohne ein finales siebtes Spiel in der K.o.-Phase die Trophäe in die Höhe recken. Entsprechend dürfte klar sein, dass ein Erfolg im entscheidenden siebten Match dem Selbstvertrauen einen rasanten Schub geben kann.
"Du musst in den Playoffs deine Emotionen im Griff behalten", sagte John Klingberg nach der Partie. "Du darfst dich nicht zu sehr nach unten ziehen lassen und nicht zu sehr hochloben." Das gilt auch für die nächsten Aufgaben der Stars. "Wir fühlen uns gut", ergänzte Klingberg noch. Das gute Gefühl müssen sie nutzen und dennoch weiter hart arbeiten.

DAL@COL, Sp7: Burakovsky stiehlt Puck und trifft

"Wir genießen den Moment, auch wenn wir in der Blase festsitzen. Das Spiel [Vegas Golden Knights gegen Vancouver Canucks] wird auf allen Bildschirmen laufen, also verfolgen wir das und sehen, gegen wen es geht", wagte Klingberg direkt nach dem Spiel-7-Erfolg einen Blick nach vorne. "Heute Nacht werden wir dann anfangen zu realisieren, gegen wen wir spielen und dann beginnt die Vorbereitung."
Die Conference Finals stehen für Dallas als nächstes auf dem Plan, doch mit dem Sieg über die favorisierten Avalanche steigen die Stars zum Titelkandidaten auf. Für Bowness, der im Dezember für Jim Montgomery übernahm, ist der Erfolg besonders für die Organisation und die Fans wichtig. Er selbst sieht sich als "alten Mann, der die Reise genießt". Die Reise geht weiter und der große Erfolg rückt in greifbare Nähe. Mit dem ersten Spiel der Conference Finals am Sonntag beginnt auch für den Trainer die Vorbereitung schon mit dem Spiel der Vancouver Canucks gegen die Vegas Golden Knights.