Dass die Toronto Maple Leafs eine überragende Offensive haben, ist allgemein bekannt. Am Samstag aber stand beim 7:0-Sieg der Hausherren gegen die Pittsburgh Penguins ein Held im Blickpunkt, den vor wenigen Tagen noch kaum jemand ernsthaft für diese Rolle vorgesehen hätte. Torhüter Martin Jones glänzte mit 38 Paraden und feierte in seinem dritten Saisonspiel seinen ersten Shutout in 2023/24 und den 29. in seiner NHL-Karriere. Er schuf mit seinem starken Auftritt die Grundlage dafür, dass Toronto sich hinterher über die Tatsache freuen konnte, dass das Team bei einem Sieg ohne Gegentor erst zum vierten Mal in den letzten 45 Jahren sieben (oder mehr) Tore erzielen konnte.
Maple Leafs überrollen hilflose Penguins
Beim 7:0 gegen Pittsburgh zeigt sich Torontos Torhüter Jones unüberwindbar
Jones mit toller Statistik
Der 33-jährige Goalie, der zuvor lediglich in den Spielen gegen die Ottawa Senators (am 7. Dezember) und die New York Rangers (am 12. Dezember) in dieser Spielzeit zu NHL-Ehren kam, stahl den ebenfalls eine gute Leistung abliefernden Mitspielern im Kader der Maple Leafs gegen Sidney Crosby und seine Mitstreiter mit herausragenden Reflexen regelrecht die Show. Entsprechend euphorisiert zeigte sich der Keeper nach dem Spielende.
„Es war ein ziemlich beeindruckendes Spiel, von Anfang bis Ende“, freute sich Jones. „Das war eine Leistung, auf die wir definitiv aufbauen können. Der heutige Abend hat viel Positives gebracht.“
Das galt auch für ihn persönlich, doch davon wollte Jones, der seine Saisonstatistik auf 3-0-0 mit einem Gegentorschnitt von 1,85 und einer Fangquote von 94,9 Prozent steigerte, nach der Schlusssirene nicht allzu viel hören. Er verwies lieber bescheiden auf seine Teamkameraden.
„Wir waren einfach solide, ganz ehrlich. Ich musste nichts allzu Verrücktes tun und meine Aufgaben erfüllen. Die Jungs waren vor dem Tor wirklich gut. Unser Penalty-Killing war zur Stelle, als wir es brauchten.“
Breite im Kader der Maple Leafs überzeugt
Wie gut Toronto im Offensivbereich ist, bewiesen unter anderem Max Domi, der ein Tor und zwei Assists beisteuerte, Tyler Bertuzzi, dem drei Torvorlagen gelangen, sowie Matthew Knies, William Nylander und Mitchell Marner, die jeweils ein Tor und einen Assist verbuchen konnten und dadurch ebenfalls maßgeblich mit dazu beitrugen, dass die Hausherren ihre Saisonbilanz auf 16-6-6 ausbauen konnten. Marner verlängerte seine persönliche Punkteserie auf vier Spiele (neun Punkte; vier Tore, fünf Assists) und Nylander seine auf acht Spiele (13 Punkte; drei Tore, 10 Assists). In den vergangenen neun Spielen ging Toronto niemals ohne Punktgewinn vom Eis (6-0-3).
Der Kantersieg gegen Pittsburgh gelang dem Team zudem ohne Center Auston Matthews und Verteidiger TJ Brodie, die beide erkrankt waren. Maple Leafs-Verteidiger Timothy Liljegren hingegen feierte sein Comeback und stand 20:22 Minuten auf dem Eis, nachdem er die letzten 17 Spiele wegen einer Verstauchung des Sprunggelenks verpasst hatte.
„Wir haben in den letzten Jahren immer mal wieder ohne Auston gespielt, und die Gruppe hat stets gut darauf reagiert", zeigte sich Maple Leafs-Trainer Sheldon Keefe wenig überrascht. „Ich bin begeistert davon, wie die Jungs heute in der gesamten Aufstellung aufgetreten sind. Gute Energie und guter Start ins Spiel. Knies hat uns in Schwung gebracht und die Jungs haben nie zurückgeschaut."
Penguins-Coach Sullivan nach dem Spiel zunächst ratlos
Weniger glückliche Gesichter sah man naturgemäß hinterher auf Seiten der Gäste. Goalie Tristan Jarry ließ vier Tore bei 14 Schüssen zu. Backup Alex Nedeljkovic, der ihn erlöste, gelangen in der Folgezeit 18 Paraden für die Penguins.
„Wir haben einfach nicht sehr gut gespielt", beklagte Pittsburghs Trainer Mike Sullivan. „Ich werde es sicherlich analysieren. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich darauf reagieren werde. Es ist eine demütigende Erfahrung, wenn wir nicht so spielen, wie wir es uns vorstellen, und es ist enttäuschend. Wir sitzen alle im selben Boot. Wir müssen die Gründe für diesen Auftritt herausfinden."
Toronto kam schon früh auf Kurs
Der Abend begann ideal für die Gastgeber. Knies, der die letzten beiden Spiele wegen einer Krankheit verpasst hatte, brachte Toronto bereits in der zweiten Minute in Führung, als er einen Pass von Domi in der neutralen Zone annahm, Ryan Graves umspielte und mit der Rückhand über Jarrys Handschuh hinweg in die Maschen traf.
Marner erhöhte in der Drittelmitte auf 2:0 (11.). Bobby McMann stellte noch vor Drittelende auf 3:0 (19.), als er mit einem Handgelenkschuss erfolgreich war. Es war sein erstes NHL-Tor in seinem insgesamt 17. Spiel.
„Ich wollte einfach nur den Puck im Slot haben", kommentierte McMann die Szene. „Ich wusste, dass ich dort etwas Zeit hatte. Bertuzzi hat einen schönen Spielzug gemacht, und dann habe ich gesehen, dass er in die Maschen ging. Ein bisschen Erleichterung überkam mich und dann folgten noch mehr Aufregung und Emotionen.“
Endgültige Entscheidung im Mitteldrittel
Die Maple Leafs erhöhten in der 23. Minute vorentscheidend auf 4:0, als Domi durch den Slot lief, Jarry gekonnt umkurvte und den Puck an einem herausgestreckten Blocker vorbei ins Netz schob. „Gegen sie darf man nicht hinterherlaufen", hatte Penguins-Kapitän Sidney Crosby eine einfache Erklärung parat. „Wenn du ihnen Raum gibst, wirst du dafür bezahlen müssen."
John Tavares erzielte kurz darauf im Powerplay das 5:0 (25.), als Nylanders Schuss ihn vor dem Tor traf und er den Puck mit der Rückhand mit Glück und Geschick in die Maschen beförderte. Noah Gregor erhöhte, ebenfalls in Überzahl, mit einem Handgelenkschuss aus dem Slot auf 6:0 (35).
„Es ist ein langes Jahr", suchte Pittsburghs Defensivspieler Erik Karlsson hinterher etwas Trost. „Man spielt 82 Spiele und fühlt sich eben nicht immer sehr gut. Wenn das einmal der Fall ist, muss man aber trotzdem einen Weg finden, etwas zu erreichen. Wir können uns nicht einfach damit zufriedengeben, dass wir da draußen sind und an der richtigen Stelle stehen. Man muss immer noch etwas beitragen, ob mit oder ohne Puck, und das haben wir heute nicht durchgängig in der gesamten Aufstellung getan. Es war ein extrem harter Abend für uns.“
Die Penguins konnten an diesem Tag von Glück reden, dass Toronto in den finalen 20 Minuten spürbar einen Gang zurückschaltete. Lediglich Nylander (55.) traf noch einmal für die Maple Leafs und erhöhte den Spielstand.
„Ich denke, das spricht einfach für die Tiefe unserer Gruppe und auch für den Charakter", zeigte sich Domi im Rückblick zufrieden mit dem Auftritt. „Im Großen und Ganzen versuchen wir, auf etwas hinzuarbeiten, wenn die Playoffs kommen, und jeder kann an einem bestimmten Abend auftrumpfen. Wir brauchen vier Reihen, um unser Ziel zu erreichen, also war es heute Abend eine gute Gelegenheit für viele Jungs und wir haben das Beste daraus gemacht."