Große Spieler sind vor allem in den entscheidenden Momenten gefordert. Ein solcher Moment lag vor, als das Spiel zwischen den Pittsburgh Penguins und den Anaheim Ducks am Donnerstag in die Verlängerung ging. Die Penguins lagen zuvor sportlich am Boden, denn sie hatten sechs Spiele in Serie verloren. Eine weitere Niederlage hätte die Stimmungslage weiter verfinstert. Crosby wusste dies zu verhindern. Nachdem Cody Glass den Puck an der Bande von Cutter Gauthier weggechippt hatte, schnappte sich der Kapitän die Scheibe und lief ungestört auf das Tor zu.

„Ich hatte viel Zeit. Normalerweise hat man davon nicht so viel“, sagte der Superstar über die spielentscheidende Szene. „Also habe ich einfach versucht, es nicht zu überstürzen, habe versucht, den Torwart zu lesen. Der Puck bewegte sich nur ein wenig. Man hat nicht oft die Zeit, das Spiel so zu beruhigen. Ich habe einfach versucht, das Beste daraus zu machen. Ich bin froh, dass er reingegangen ist.“

Es war dem 37-Jährigen anzusehen, dass ihm dieser Sieg viel bedeutete. Er hatte zuvor auch im Schlussdrittel den Ausgleich zum 1:1 erzielt. In den vorherigen elf Saisonspielen gelang ihm lediglich ein einziger Treffer. „Ich finde, er hat heute das kompletteste Spiel gespielt – und zwar auf beiden Seiten des Pucks“, lobte Pittsburgh Trainer Mike Sullivan.

Lobeshymne von Trainer Sullivan

„Wenn Sidney in seiner besten Form ist, neigt er dazu, den vielen Verkehr regelrecht zu umarmen“, führte der Trainer fort. „Er geht voll rein, spielt ein Nord-Süd-Spiel, hält den Puck in der Offensivzone, aber steht die ganze Zeit im Mittelpunkt des Verkehrs. Es gibt niemanden in der Liga, der besser aus diesem Chaos etwas kreieren kann als er.“

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Sullivan geriet regelrecht ins Schwärmen, als er die Fähigkeiten von Crosby weiter ausführte: „Sein Spiel auf engem Raum ist unglaublich. Einfach diese Fähigkeit, den Puck zu beschützen und eine Chance zu kreieren, wenn man eigentlich glaubt, es gibt keine Möglichkeit. Manchmal befinden sich einige Spieler in der Ecke und plötzlich kommt er da heraus und kreiert etwas. Er hat eine unheimliche Fähigkeit, so etwas hinzubekommen. Außerdem finde ich, dass er auch sehr gut verteidigt hat. Seine starke Leistung in der Defensive wurde aber ein bisschen davon übertüncht, dass er offensiv so stark gewesen ist und zwei Tore gemacht hat.“

Penguins-Kapitän klettert in der Allzeit-Bestenliste

Crosby verbuchte somit sein 102. Spiel mit mehreren Toren. Dies ist unter allen aktiven Spielern der zweithöchste Wert hinter Alex Ovechkin (174). Ebenfalls bemerkenswert: Crosby erzielte zum 92. Mal in seiner Karriere das spielentscheidende Tor. In der Geschichte der NHL liegt er hinter Ovechkin (129 mit WSH), Gordie Howe (121 mit DET), Patrick Marleau (101 mit SJS), Bobby Hull (98 mit CHI), Guy Lafleur (94 mit MTL) und Steve Yzerman (94 mit DET) auf Platz 7.

Und noch ein weiterer Meilenstein: Es war für Crosby das 474. Spiel mit mehreren Punkten. In dieser Allzeit-Kategorie belegt er nun gemeinsam mit Joe Sakic den achten Platz. Noch mehr Spiele mit mehreren Punkten gelangen nur Wayne Gretzky (824), Jaromir Jagr (540), Mark Messier (513), Marcel Dionne (513), Howe (511), Mario Lemieux (497) und Yzerman (477).

Wichtiger als solche Statistiken dürfte Crosby allerdings sein, dass die Negativserie seiner Mannschaft durchbrochen ist. „Ich denke, wir wurden auf die Probe gestellt“, sagte er. „Es gibt immer wieder verschiedene Situationen. Heute Abend war das Powerplay nicht so gut, daher mussten wir unseren Weg im Fünf-gegen-Fünf finden. Ich denke, es geht um die Konstanz in unserem Spiel. Im Großen und Ganzen war unsere Mentalität wirklich gut.“

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Verteidigung

Sullivan freute sich nicht nur über das Ergebnis, sondern vor allem über die Leistung. „Ich denke, das war eines unserer komplettesten Spiele. Wir haben das Territorium kontrolliert und spielten sehr geradlinig. Wir spielten den Puck hinter die Verteidiger und haben den Puck in den entscheidenden Bereichen besser gemanagt“, sagte er und lobte speziell auch die Defensivleistung: „Wir werden uns nicht zum Erfolg scoren. Wir werden uns zum Erfolg verteidigen. Das ist die Botschaft, die wir immer wieder predigen. Ich denke, dass sich viele Jungs heute Abend eingebracht und extrem gut gespielt haben.“

Sogar Greg Cronin, der Trainer der Ducks, zollte der Leistung der Penguins seinen Respekt: „Pittsburgh hat ein verdammt gutes Spiel gemacht. Sie wurden von den Medien und vor Ort schlechtgemacht, weil sie nicht gewonnen und nicht verteidigt haben. Aber ich finde, dass sie ein außergewöhnlich gutes Spiel gemacht haben.“

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Die große Frage ist nun, ob der Sieg gegen Anaheim lediglich ein positiver Ausrutscher oder die Wende gewesen ist. Mit einer Bilanz von 4-7-1 belegt Pittsburgh nur Platz 7 in der Metropolitan Division. Umso wichtiger wäre es für das Team direkt am Samstag (7:00 p.m. ET; NHL.tv; So. 0:00 Uhr MEZ) mit einem weiteren Sieg gegen die Montreal Canadiens nachzulegen.

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