Minnesota Wild wählen Marco Rossi an Nr. 9

Der 6. Oktober 2020 wird zukünftig ein wichtiges Datum im Lebenslauf von Marco Rossi sein. In der ersten Runde vom NHL Draft 2020, der in diesem Jahr wegen der COVID-19-Pandemie virtuell stattfindet, wurde der Vorarlberger an der neunten Stelle gezogen und gehört damit zur Organisation der Minnesota Wild.

"Ich hatte wirklich gute Interview mit ihnen und bin so glücklich von den Wild ausgewählt worden zu sein", sagte Rossi in der anschließenden Pressekonferenz. "Es scheint perfekt zu passen. Ich habe drei oder vier Mal mit ihnen gesprochen und es war sehr intensiv."
Rossi verpasste zwar die beste Platzierung eines Österreichers jemals, die weiterhin Thomas Vanek innehat, doch dies stellt kein Manko dar. Vanek war im NHL Draft 2003 von den Buffalo Sabres an 5. Position gezogen worden. Rossi ist der fünfte in Österreich geborene Spieler, der in der ersten Runde ausgewählt wurde.
"Vanek ist der beste Eishockeyspieler, den Österreich bisher hatte", betonte Rossi. "Ich habe seine Karriere natürlich verfolgt und es war genug Motivation für mich, auch das Ziel zu verfolgen, irgendwann in der NHL zu spielen. Egal, von wo du herkommst, du kannst es schaffen. Und jetzt von Minnesota gedraftet zu werden, wo er in Minnesota lebt. Es hätte nicht besser kommen können."
Der Hype um Rossi ist trotzdem so groß, dass das österreichische Fernsehen mit dem Kanal ORF+ live beim Draft dabei war und ein Kamerateam extra zu Rossi nach Schwarzach entsandt hatte, um bei ihm, seiner Familie und seinem engsten Betreuerteam während des Events zu filmen. Davor wurde eine 45-minütige Dokumentation "Marco Rossi - sein Weg in die NHL" über den außergewöhnlichen Werdegang des jetzt 19-jährigen Stürmers ausgestrahlt.

Top plays from Marco Rossi

Alleine diese Tatsachen bezeugen, was Rossi demnächst bevorstehen wird, wenn er die neue Eishockey-Hoffnung eines ganzen Landes sein wird. Schließlich hat Vanek im Vorjahr seine erfolgreiche NHL-Karriere beendet und die weiteren NHL-Stürmer der Alpenrepublik Michael Grabner (zuletzt Arizona Coyotes) sowie Michael Raffl (Philadelphia Flyers) die 30 Jahre bereits überschritten haben. Mit allen drei Vorbildern hatte Rossi bereits Kontakt. Mit Vanek hat er telefoniert und dieser hat ihm jederzeit seine Unterstützung zugesagt, falls er sie brauche. Mit Grabner und Raffl hat Rossi im vergangenen Sommer in Villach trainiert.
Rossi ist ein akribischer Arbeiter und bei ihm war schon sehr früh alles darauf ausgelegt, einst in der NHL für Furore zu sorgen. Bereits im zarten Alter von 10 Jahren ging Rossi in die Schweiz, weil er dort eine bessere Ausbildung erhielt. Der Vorteil war, dass seine Familie nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt wohnte. Vor zwei Jahren folgte der Wechsel in die Ontario Hockey League (OHL) zu den Ottawa 67's als Vorbereitung auf den Draft.
Der Center führte Liga mit 120 Punkten (39 Tore, 81 Assists) aus 56 Spielen an. Er kam im Durchschnitt auf 2,14 Punkte pro Spiel und lag in dieser Kategorie auf Rang zwei hinter Alexis Lafreniere (2,15), der als Stürmer für Rimouski aus der Quebec Major Junior Hockey League aktiv war und als Nummer 1-Pick an die New York Rangers ging.
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Rossi wurde in der OHL mit der Red Tilson Trophy als der beste Spieler der Saison ausgezeichnet. Er ist nach Alexander Radulov 2005/06 erst der zweite in Europa ausgebildete Spieler, der diese Auszeichnung erhielt. Die Experten lobten ihn anschließend in höchsten Tönen als besten Spielmacher.
Das alles zeigt, wie sehr die ganze Entwicklung von Rossi dem einen Ziel untergeordnet wurde: NHL-Profi zu werden. Rossi war schon seit seiner Kindheit mit dem Eishockey verbunden, nachdem sein Vater Michael Profi war. Dieser sagt, er selbst sei "von einem gesunden Ehrgeiz" getrieben gewesen, sein Sohn aber von einem "verrückten Ehrgeiz".
Diese Aussagen unterlegen Trainingsvideos, die Rossi vor dem Draft auf seinen sozialen Kanälen postete und ihn zeigten, wie er heftige Gewichte stemmte. Bei den Videochats war deutlich zu erkennen, dass Rossi körperlich weiter ist, als viele seine Altersgenossen. Sein Oberkörper ist sehr muskulär.

Marco Rossi

Für Rossi gilt es nämlich ein Manko auszugleichen, das ihm möglicherweise auch eine bessere Platzierung im Draft kostete. NHL-Center sollen für gewöhnlich groß und stattlich sein, doch mit einer Körpergröße von nur 1,76 Meter fällt Rossi hier deutlich aus der Reihe. Ein klarer Nachteil für den er natürlich nichts kann, aber daran gemessen wird.
"Ich denke, was mich von den anderen Spielern unterscheidet, ist mein Spiel zwischen den Hash Marks", sagte Rossi. "Die Leute sprechen immer über meine Größe, doch ich habe viel Selbstvertrauen und sage, ich bin einer der besten hinten, in den Ecken und darin die Zweikämpfe zu gewinnen. Mit meiner Größe muss ich härter arbeiten als viele andere, doch ich bin gut im Zweikampf und kämpfe immer hart."
Sein Selbstvertrauen verdeutlichte Rossi auch in der Pressekonferenz. Auf die Frage, ob er einen Zeitplan für das Spielen in der NHL hätte und sich bereit sähe, bereits in der kommenden Saison in der NHL zu spielen, sagte er nur: "Ich bin bereit zu 100 Prozent."
Das erwarten die Wild nun wohl von ihm auch. General Manager Bill Guerin betonte schließlich kürzlich, dass sie auf der Suche nach einem Center für die erste oder zweite Reihe wären. Rossi könnte mit dem Schweizer Kevin Fiala auf dem Flügel ein neues Traum-Duo für Minnesota bilden.
"Es passt perfekt", verdeutlichte Rossi. "Sie brauchen einen Center und ich bin ein Center. Ich werde meine ganze Bandbreite einbringen. Ich arbeite sehr hart und bin sehr gut an beiden Enden von Eis, defensiv und offensiv. Ich bin ein guter Spielmacher, der immer Tore erzielen kann."