Sturm schätzt das Komplettpaket
„Hier ist der Standard ein ganz anderer, das war sofort zu sehen“, sagt Sturm. „Das Trainingszentrum ist relativ neu und einfach genial. Es sind riesige Flächen und es fehlt einem an nichts: Spa, Sauna, Pickleball, Tennis, Krafträume und eine Kantine, in der du draußen sitzen kannst. Man merkt, dass hier alles auf höchstem Level ist. Alleine die Größe des Stabs mit vielen Physios und der Reha. Es gibt viele Kleinigkeiten, an denen du einen Unterschied merkst, auch nach den Einheiten stehen sofort Nahrungsergänzungsmittel und Shakes bereit.“
Überhaupt legen die Panthers laut Sturm einen großen Wert auf Regeneration und Erholung.
„Sie nutzen die Sonne mit vielen freien Tagen zu ihrem Vorteil. Das Wetter ist grandios. Nach dem Training kannst du dich in die Sonne setzen und einen Eiskaffee trinken. Das ist Lebensqualität. Es ist ein Ort, an dem du perfekt regenerieren kannst. Am nächsten Tag bist du sofort wieder voller Energie und kommst gerne zur Arbeit.“
„Dazu kommt, dass es ein ‚Tax-free State‘ ist, da merkt man schon, warum diese Orte in der NHL einen klaren Vorteil haben, wenn es darum geht, Free Agents zu verpflichten, weil dieses Paket schwer zu schlagen ist: Finanziell, sportlich und diese Lebensqualität - das ist wirklich das Beste, was einem passieren kann.“
Ein Überschuss an Informationen
Bis auf Weiteres kommt Sturm in einem Hotel in Fort Lauderdale unter, in dem in den letzten Jahren immer wieder verschiedene Spieler ein vorübergehendes Zuhause gefunden haben.
„Wir Spieler leben alle relativ nah am Trainingszentrum. Der einzige Nachteil ist, dass die Arena in Sunrise recht weit weg ist. Eigentlich sind wir nur zu den Spielen dort“, sagt Sturm.
Nebenbei laufen die Wohnungssuche und der Umzug. Um die Hockey-spezifische Organisation kümmert sich der Klub.
„Der Equipment Manager hat sich sofort bei mir gemeldet und sich nach meiner Ausrüstung und meinen Schlägern erkundigt, mit denen ich spielen möchte“, berichtet Sturm. „Alles ging so schnell: Ein bis zwei Stunden nach dem Trade bin ich schon nach Fort Lauderdale geflogen. Tags darauf war ich im Training und habe alle getroffen. Dazwischen hatten sich auf meinem Handy zig Nachrichten von Kumpels, Mitspielern, Ehemaligen und Journalisten mit Interview-Anfragen angesammelt. Für das Gehirn ist das irgendwie ein kompletter Überschuss an Informationen, was da in ein paar Stunden auf einen einprasselt. Ich habe versucht, das nach und nach alles abzuarbeiten.“
Der erste Eindruck von Paul Maurice und Brad Marchand
Zur Umstellung zählen nicht nur das Wetter, die Wohnung und die Ausrüstung, sondern auch neue Mitspieler, ein neuer Trainer und ein neues Spielsystem.
Paul Maurice ist ein erfahrener Headcoach, den nichts aus der Ruhe zu bringen scheint und der vor den Medien immer für einen coolen Spruch zu haben ist. Ein Eindruck, der auch hinter den Kulissen nicht täuscht.
„Ja, er ist extrem professionell“, betätigt Sturm. „Man merkt, wie lange er bereits im Geschäft ist. Er hat alles gesehen. Es gibt keine Panik auf der Bank, da ist immer Ruhe, das System ist installiert. Er ist ein Trainer, der sehr ruhig und gefasst mit den Spielern umgeht, sie aber trotzdem emotional packen kann. Er vertraut auf den Kader und weiß, dass seine Spieler auf dem Eis immer das Ruder rumreißen können. Alles ist extrem strukturiert. Kein Laufweg wird dem Zufall überlassen.“
Wie unschwer zu erkennen ist, setzt Florida auf ein zermürbendes Forechecking. Diese Strategie und die damit verbundene Arbeitseinstellung, zählen untrennbar zur DNA, die jedem Spieler von Anfang an eingeimpft wird. Ein System, das wie geschaffen ist für Leute wie Sam Bennett, Matthew Tkachuk oder Neuzugang Brad Marchand.
„Es wird interessant zu sehen, ob sie diese drei tatsächlich in einer Reihe auflaufen lassen. Für den Gegner wird das auf jeden Fall nicht witzig. Sie dürften für ein paar gute Highlight-Clips sorgen“, lacht Sturm, der von einem angenehmen ersten Kontakt mit Marchand berichtet: „Auf dem Eis und im TV ist er ein Feindbild für Fans und wird auch immer wieder so dargestellt. Abseits des Eises ist er einer der nettesten Menschen. Das ist oft so, ich kenne das von Kurtis MacDermid, der in Colorado eigentlich total ruhig und entspannt war. Auf dem Eis helfen dir solche Spieler extrem weiter. Marchand hat den Stanley Cup gewonnen, hat unglaublich viel Erfahrung, spielt in Über- und Unterzahl, bringt diese Giftigkeit mit, die ein ‚Chucky‘ (Matthew Tkachuk) ebenso hat. Davon kann man in den Playoffs gar nicht genug haben.“
Neues System, neue Rolle?
Sturm selbst dürfte mit Floridas System kaum fremdeln: Der 1,91 Meter große und 95 Kilogramm schwere Linksschütze ist laufstark, spielt physisch und weiß, wie man knackige Checks austeilt. Allerdings wird der 29-Jährige nun eine andere Rolle in der Kabine haben: War er bei den Sharks noch Vorbild und Leuchtfeuer für viele junge Spieler und Rookies, kommt er nun in eine Mannschaft voller Routiniers, Stars und Champions.
„Das, was ich auf dem Eis bringe, ist dasselbe. Der Kader hier ist aber in einer komplett anderen Verfassung. Es ist nicht so, dass ich irgendjemanden zeigen muss, wie er sich auf Trainings oder Spiele vorbereitet. Dafür hat die Mannschaft zu viel Erfahrung und Erfolg. Es geht eher darum, dass ich gut reinpasse und beim Playoff-Run voll mitziehen kann“, beschreibt Sturm seine Rolle.