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Wenn NHL-Spieler für ein Liga-Match an den Ort ihrer Geburt oder Kindheit zurückkehren, scheint sie ein besonderer Zauber zu umgeben, der sie zu besonderen Leistungen animiert. Den jüngsten Beleg, dass es sich bei dieser These keineswegs um esoterische Spinnerei handelt, lieferte am Freitagabend der Auftritt von Jason Zucker in der T-Mobile Arena von Las Vegas. Der in der Spielerstadt aufgewachsene Stürmer der Minnesota Wild schoss beim 4:2 seines Teams gegen die Vegas Golden Knights ein Tor und bereitete einen weiteren Treffer vor. Ähnliche Phänomene waren in den vergangenen Jahren beispielsweise bei Auston Matthews, Brandon Saad, Vincent Trocheck oder Matt Cullen zu beobachten.

"Es hätte nicht besser laufen können. Und alle waren sie da, meine Frau, die Kinder, die restliche Familie und Freunde", sagte er nach der Partie zu NHL.com und strahlte dabei übers ganze Gesicht. "Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich eines Tages hier in Las Vegas spielen würde. Ich hätte nicht einmal davon zu träumen gewagt. Daher kann ich auch nicht behaupten, dass heute ein Traum in Erfüllung gegangen ist", fügte der 26-jährige Linksaußen hinzu. Er ist bis dato der einzige Spieler aus dem US-Bundesstaat Nevada, der den Sprung in die NHL geschafft hat.
Obwohl der Angreifer in dieser Saison regelmäßig starke Darbietungen zeigt und zu den Top-3-Scorern der Wild gehört, schaltete er in der Begegnung gegen die Golden Knights noch einen Gang höher. Diese Wahrnehmung bestätigten seine Mannschaftskameraden hinterher unisono. Darüber, was diesen speziellen Motivationsschub ausgelöst hatte, waren sie sich ebenfalls einig: die Anwesenheit von 40 Familienmitgliedern und Freunden Zuckers im Publikum. Sie waren aus der ganzen Stadt und dem gesamten Land angereist, um beim Spiel dabei zu sein.

Positive Erfahrungen bei seiner beruflichen Rückkehr in die alte Heimat machte auch Auston Matthews von den Toronto Maple Leafs. Der 20-jährige Center verbrachte seine Jugend in Scottsdale und besuchte mit seinem Vater viele Spiele der Phoenix und Arizona Coyotes. Seit seinem NHL-Debüt in der Saison 2016/17 gastierte Matthews zweimal mit den Maple Leafs in der Gila River Arena in Glendale und verbuchte jedes Mal einen Scorerpunkt. Die unzähligen Transparente mit Zuneigungsbekundungen und die vielen Leute mit Matthews-Trikots im Publikum verursachen bei ihm keinerlei zusätzlichen Druck. "Überhaupt nicht. Ich liebe es, nach Hause zu kommen", verriet er vor seinem jüngsten Auftritt bei den Coyotes einem Reporter von Sportsnet.
Vincent Trocheck und Brandon Saad bestätigen ebenfalls, dass sich die Familienzusammenführung leistungsfördernd auswirkt. Sie sind beide in Pittsburgh geboren und genießen die Atmosphäre rund um die Gastspiele bei den Penguins. "Man kann am Abend vor dem Spiel kurz daheim mit seinen Leuten essen und ein wenig relaxen", sagte der 24-jährige Trocheck der Zeitung Sun-Sentinel. Der Angreifer verdient sein Geld bei den Florida Panthers. An seine erste Partie mit dem Team aus dem Sunshine State am 20. Dezember 2014 in Pittsburgh erinnert er sich gerne zurück. Zwar verloren die Panthers mit 1:3, doch Trocheck zeichnete für Floridas Ehrentreffer verantwortlich.
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Wie Trocheck betätigte sich auch Saad gleich in seinem ersten Duell gegen die Penguins als Scorer. Der Flügelstürmer in Diensten der Chicago Blackhawks lieferte beim Spiel der NHL Stadium Series 2014 beim 5:1 seines Teams gegen Pittsburgh eine Vorlage. Das Match fand jedoch nicht in Saads Geburtsort, sondern im Soldier Field von Chicago statt. Doch auch bei seinen Dienstreisen für die Blackhawks oder die Columbus Blue Jackets zu den Penguins glänzte der heute 25-Jährige in der Offensive und trat mehrfach als Scorer in Erscheinung. "Es macht immer viel Spaß, nach Pittsburgh zu kommen und die Familie zu sehen. Vor so einem Spiel bekomme ich stets eine Menge Anrufe und Nachrichten aufs Handy", verriet Saad der in seiner Heimatstadt erscheinenden Zeitung Post-Gazette.
Den Zauber, der NHL-Spieler bei ihren Auftritten in heimischen Gefilden umgibt, verspürte jedes Mal auch Matt Cullen. Aus diesem Grund traf der zweimalige Stanley-Cup-Gewinner im Sommer die Entscheidung, den Penguins Lebewohl zu sagen und für eine vermutlich letzte NHL-Saison nach Minnesota zurückzukehren. "Nach all den Jahren ist es an der Zeit, mit der Familie in der Heimat sesshaft zu werden", begründete er den Schritt im Gespräch mit der Post-Gazette. Bei den Wild kann der 41-Jährige die besonderen Momente vor vertrautem Publikum nun nicht mehr bloß für wenige Tage im Jahr in sich aufsaugen.