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Ab Mitte September beginnen in der NHL die Trainingscamps zur Vorbereitung auf die Saison 2021/22. Vom 16. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 jedes Team der Liga genauer unter die Lupe. Die Bestandsaufnahme umfasst die wichtigsten personellen Veränderungen, die Schlüsselspieler, die Stärken und Schwächen sowie die Playoff-Chancen der Klubs.

In dieser Ausgabe: Ottawa Senators
Den Senators gelang mit Tim Stützle ein echter Glücksgriff. Der Nummer-3-Pick im NHL Draft 2020 entwickelte sich auf Anhieb zum Leistungsträger. Beachtliche zwölf Tore und 17 Assists war seine Ausbeute.
Damit stellte der Deutsche den Nummer-1-Pick Alexis Lafreniere (New York Rangers, zwölf Tore, neun Assists) und den im Draft an Nummer 2 ausgewählten Quinton Byfield (Los Angeles Kings, ein Assist) in den Schatten. Selbst Leon Draisaitl war in seiner ersten NHL-Saison, also in der Spielzeit 2014/15, mit zwei Toren und sieben Assists längst nicht so effektiv wie Stützle in der spielzeit 2020/21.
Trotzdem ist der linke Flügelstürmer mit seiner Debüt-Saison nicht rundum zufrieden. "Für mich persönlich hätte es besser laufen können. Ich kann immer noch besser spielen, bin vielleicht auch oft zu hart zu mir selbst und erwarte ein bisschen zu viel von mir", sagte er im Interview mit nhl.com/de.
Stützle plant jetzt den nächsten Schritt in seiner jungen Laufbahn. "Ich will im nächsten Jahr auf jeden Fall eine größere Rolle annehmen", verriet er gegenüber dem SID.

Top-Spielzüge von Tim Stützles Saison 2021

Bilanz 2020/21:23-28-5, 6. Platz in der North Division
Postseason 2021:Nicht qualifiziert
Trainer:D. J. Smith, dritte Saison
Zugänge: D Michael Del Zotto, D Nick Holden, LW Pontus Aberg
Abgänge: RW Evgenii Dadonov, G Joey Daccord, C Ryan Dzingel
Psychologisch ist das zweite Jahr für einen Sportler oftmals das Schwierigste. Die Zeit, in der einem die NHL wie eine riesengroße Party erscheint und man nur positiv überraschen kann, ist Vergangenheit. Die erfolgreiche Debüt-Saison hat Erwartungen geschürt. Stützle soll gemeinsam mit den anderen jungen Spielern, wie zum Beispiel dem 21-jährigen Brady Tkachuk oder dem 22-jährigen Josh Norris, für eine erfolgreiche Zukunft der Senators stehen.
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Der Deutsche kennt die Anforderungen, lässt sich davon allerdings nicht verrückt machen: "Man wird nicht ohne Grund als Nummer drei gezogen - um auch abzuliefern. Ich mag es eigentlich, unter Druck zu stehen." Überhaupt sieht er die Entwicklung seines Teams positiv: "Ich denke, wir haben als Mannschaft eine sehr gute Saison gespielt, vor allem in den letzten zehn Spielen sind wir immer besser geworden. Das war das Wichtigste, dass wir als junge Mannschaft Erfahrung sammeln und von Spiel zu Spiel besser werden."
Selbiges trifft auf ihn persönlich zu. Draisaitl, der einst genauso wie Stützle als Nummer-3-Pick in die NHL gelangte, lobt die Entwicklung von seinem Landsmann: "Ich glaube, dass der Timmy ein sehr, sehr gutes Jahr gespielt hat. Als junger Spieler ist es normal, dass es Höhen und Tiefen gibt. Aber er ist ein hochtalentierter Spieler und ich glaube, dass er eine sehr gute Zukunft vor sich hat."
Auch Senators-Trainer D.J. Smith lobte den jungen Spieler aus Viersen, der im Februar zum Rookie des Monats ernannt wurde: "Seine Fähigkeiten sind unglaublich. Aber gerade im ersten Jahr kann diese Liga dich manchmal fertigmachen. Wenn es nicht so läuft, verlierst du an Lockerheit und verkrampfst. Ich denke, Timmy versteht das NHL-Spiel jetzt immer besser. Er ist ein helles Köpfchen und wird für ganz lange ein richtig guter Spieler sein."

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Obwohl die Spiele in Ottawa Corona-bedingt ohne Zuschauer stattfanden, bekam Stützle einen ersten Eindruck von der Eishockey-Begeisterung in der kanadischen Hauptstadt. Nach seinem ersten Hattrick in der NHL, der sich am 8. Mai im Spiel gegen die Winnipeg Jets ereignete, suchten mehrere Fans das Haus auf, in dem Stützle gemeinsam mit Tkachuk sowie Norris wohnt, und warfen Kappen über den Zaun. Dies ersetzte die Tradition, die sich ansonsten in den vollbesetzten Arenen abspielt.
"Brady (Tkachuk) hat mir nach dem Training gesagt, dass die Nachbarn vorbeikommen und wegen dem Hattrick etwas machen wollen", erinnert sich Stützle. "Ich bin rausgekommen und da standen auf einmal 50 Leute da und keiner von uns wusste warum. Ich habe mich super gefreut. Das ist eine Sache, die man nicht in Worte fassen kann, wie unglaublich das war. Es zeigt, wie sehr die Fans das Eishockey und unsere junge Mannschaft schätzen und sie den Weg mitgehen wollen."

MTL@OTT: Tkachuk verwertet Norris Vorlage zum Treffer

Dass Stützle sich in der NHL auf Anhieb etablierte, ist nicht zuletzt auch eine Auszeichnung für die Nachwuchsarbeit im deutschen Eishockey. Bundestrainer Toni Söderholm begrüßt diese Entwicklung. "Spieler wie Leon Draisaitl und Tim Stützle sind natürlich die Ausnahme. Auch Lukas Reichel und John Peterka, die im vergangenen Jahr ebenfalls beim NHL Draft ausgewählt wurden, sind Ausnahme-Talente. Solche Spieler lassen sich nicht jedes Jahr produzieren", befand der Finne.