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Fünfundzwanzig Jahre nach Wayne Gretzkys letzter NHL-Saison sind sein Vermächtnis und seine Statistiken noch immer eine Klasse für sich. In dieser Saison wird NHL.com/de deshalb am letzten Sonntag eines jeden Monats während der regulären Saison von ehemaligen und aktuellen Stars erfahren, was der ‚The Great One‘ für das Spiel bedeutet hat und wie er die Liga auch heute noch beeinflusst.

In dieser Ausgabe: Zahlen für die Ewigkeit

So gut wie jeder Eishockeyfan auf der Welt weiß, dass Wayne Gretzky mit insgesamt 894 Treffern der erfolgreichste Torjäger der NHL-Geschichte ist. Alex Ovechkin von den Washington Capitals könnte ihn in dieser Kategorie demnächst einholen, liegt der gebürtige Moskauer doch inzwischen ebenfalls bei mehr als 820 Toren und trifft weiterhin regelmäßig. Gut möglich, dass er in absehbarer Zeit an Gretzkys Thron rüttelt. Das weiß Ovechkins Teamkamerad Martin Fehervary dementsprechend zu schätzen: „Das ist eine unglaubliche Sache. Ich meine, Ovi ist wie eine Maschine. Er macht einfach immer weiter, macht nie Pause. Ich bin sehr aufgeregt und hoffe, dass er den Rekord von Gretzky eines Tages brechen wird“, meinte er.

TOR@WSH: Ovechkin erzielt sein Erstes bei Überzahl

Doch Gretzkys Karriereleistung besteht aus weit mehr als seinen herausragenden Statistiken als Top-Torjäger der Liga. Für ihn stehen 1.487 Begegnungen in den Statistikbüchern, in denen er neben seinen 894 Treffern noch 1.963 Assists und dadurch in Summe 2.857 Punkte erzielen konnte. Während seiner Karriere zwischen 1979 und 1999 gewann er vier Mal den Stanley Cup.

Im Laufe seiner aktiven Zeit hat der Kanadier in vielen Bereichen des Spiels Zahlen vorgelegt, die unverändert für die Ewigkeit geschaffen scheinen. So sammelte Gretzky zum Beispiel einst unglaubliche 104 Punkte (39 Tore, 65 Assists) in 31 Spielen vom 2. November 1983 bis zum 9. Januar 1984.

Fast noch unglaublicher: Während der Saison 1985/86 erzielte Gretzky in der Hälfte seiner Spiele mehr als drei Punkte, insgesamt waren es 215 Punkte in 80 Spielen. Er wies 106 Mal mehr als fünf Punkte in einem Spiel vor. 96 Mal in der regulären Saison und weitere zehn Mal in den Stanley Cup Playoffs. Kein anderer Spieler der Ligageschichte schaffte dies häufiger als 54 Mal (reguläre Saison und Playoffs zusammen).

Schon der Start in seine NHL-Laufbahn war unglaublich. So hatte Gretzky bereits nach dem Ende seiner fünften NHL-Saison mehr Spiele mit fünf oder mehr Punkten (46) als ohne Punkte (45) absolviert.

Gretzky gelang es zudem in 894 seiner ersten 1.000 NHL-Spiele mindestens einen Punkt beizusteuern, insgesamt erzielte er 749 Tore, 1.516 Assists und 2.265 Punkte in dieser Zeitspanne. In seinen 1.487 Spielen blieb Gretzky nur einmal, in seiner vorletzten Saison, länger als vier Spiele in Folge ohne Punktgewinn.

Es verwundert nicht, dass sich aktuellen Spieler quer durch die Liga von Gretzkys Zahlen noch heute schwer beeindruckt zeigten, als NHL.com/de sie während der North American Player Tour (NAPT) auf die Eishockeylegende ansprach.

LAK@NYI: Gretzky nets 700th NHL goal on the doorstep

So zeigte sich Anders Lee von den New York Islanders skeptisch in Bezug auf die Frage, ob jemals ein Spieler die Zahlen Gretzkys in einzelnen Spielzeiten wird brechen können. „Ich weiß es nicht. Wenn man sich das phänomenale Jahr ansieht, das Connor McDavid letztes Jahr hatte, und dass es immer noch weit von dem entfernt ist, was Gretzky einst ablieferte, dann bin skeptisch, ob die Lücke jemals geschlossen werden kann, aber man weiß ja nie. Wir haben keinen Spieler wie Connor gesehen seit ein paar Jahren. Ich denke, Gretzkys Zahlen sind diesbezüglich unantastbar.“Zum Vergleich: Gretzky hatte in der Spielzeit 1985/86 mit 52 Treffern und 163 Assists zusammen 215 Punkte gesammelt. McDavid kam durch 64 Treffer und 89 Assists in 2022/23 auf 153 Punkte.

Auch Elias Pettersson von den Vancouver Canucks glaubt nicht daran, dass Gretzkys Saisonrekorde so schnell überboten werden könnten. „Wenn man weiß, wie schwer es ist, in dieser Liga in einer Saison 100 Punkte zu erzielen, dann kann man es gar nicht hoch genug einschätzen, dass Gretzky in seiner Karriere vier Mal die Marke von 200 Zählern (1981/82 212, 1983/84 205, 1984/85 208, 1985/86 215) übertreffen konnte. Ich meine, man sieht schon beim Blick auf Gretzkys Zahlen wie unglaublich er als Spieler war. Man muss einfach den Hut vor ihm ziehen."

Seth Jones, der Verteidiger der Chicago Blackhawks, war ebenfalls voll des Lobes. „Das sind einfach unantastbare Rekorde. Meiner Meinung nach sollte er sein eigenes Rekordbuch haben. Er ist eine Ikone. Ich meine, es gibt einen Grund, warum niemand in der Liga mehr die Rückennummer 99 trägt. Er ist ein Spieler, wie man ihn nur einmal im Leben sieht.“

Matthew Tkachuk von den Florida Panthers glaubt nicht, dass Gretzkys Saisonrekorde jemals angetastet werden könnten. „Ich kann mir das nicht vorstellen, ehrlich gesagt“, sagte er. „Welche seiner Rekorde in einer einzigen Saison sollten denn eines Tages gebrochen werden? 92 Tore, 163 Assists oder 215 Punkte in einer Spielzeit? Nein, keiner davon wird in Zukunft noch einmal ernsthaft in Gefahr geraten. Kein Spieler der Gegenwart wird diese individuellen Zahlen auch nur ansatzweise erreichen können.“

Jack Hughes, Stürmer bei den New Jersey Devils, verglich Gretzkys Zahlen von einst mit der unglaublich starken Saison von McDavid im Vorjahr. „Ich denke, was McDavid letztes Jahr gemacht hat, das war der Wahnsinn“, lobte er den Ausnahmestürmer der Oilers, um dann umgehend zu relativieren: „Jeder versteht jetzt, wie verrückt es ist, was Gretzky damals vollbracht hat. Das sind einfach noch einmal ganz andere Zahlen.“

McDavids Top-5-Tore der Saison 2022/23

Vancouvers Quinn Hughes tat sich mit einer Einordnung in Anbetracht der herausragenden Statistiken Gretzkys hingegen schwer. „Das ist kaum zu vergleichen mit heute, denke ich. Es ist verrückt, was er damals geleistet hat. Alleine schon vier Stanley Cups zu gewinnen ist etwas, das heute nur noch schwer zu finden ist. Er war offensichtlich einer der besten Spieler aller Zeiten und hat das Spiel insgesamt sehr weiterentwickelt. Ich würde sagen, dass die Jungs, die jetzt aufwachsen, ihn natürlich als den größten Spieler aller Zeiten, aber auch als unglaublichen Botschafter des Sports betrachten. Er ist auch heute noch stets bescheiden und verhält sich äußerst professionell.“

In der kommenden Ausgabe dieser Serie werden wir uns überwiegend mit der Frage beschäftigen, wie sich der Spielstil in der NHL seit Gretzkys Ära bis in die Gegenwart verändert und wie sich die NHL insgesamt in den vergangenen 25 Jahren entwickelt hat.

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