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Im NHL Draft 2024 am 28. (erste Runde) und 29. Juni 2024 (zweite bis siebte Runde) in der Sphere in Las Vegas werden die spannendsten Talente des 2006er-Jahrgangs gezogen. Die größte Schweizer Hoffnung ist Verteidiger Leon Muggli. Der 17-Jährige vom EV Zug hat Interesse bei zahlreichen NHL-Teams geweckt und wird den Draft zusammen mit seinen Eltern vor Ort verfolgen. NHL.com/de stellt das Top-Prospect vor.

23 NHL-Klubs wollten mit Muggli sprechen

Die Vorfreude steigt. Auch im Hause Muggli. „Es ist ein einmaliges Erlebnis, ein Traum von jedem jungen Eishockey-Spieler, gedraftet zu werden. Dass es auch noch in Vegas passiert und ich es vor Ort erleben darf, weckt eine riesige Vorfreude in mir“, sagt Muggli im exklusiven Interview mit NHL.com/de.

Muggli wird den Draft zusammen mit seinen Eltern und seinem Berater in der Sphere verfolgen. Ein favorisiertes Team hat der 17-Jährige dabei nicht. „Mein Traum ist es, gedraftet zu werden. Von welchem Team ist erstmal sekundär“, sagt Muggli, der beim Draft Combine vor zwei Wochen die Aufmerksamkeit von über zwei Dritteln der Liga auf sich gezogen hat.

„Ich hatte 23 Gespräche“, verrät Muggli. „Das ist sicher spannend. Ich war glücklich, dass jemand Interesse an mir hatte und gleich so viele mit mir reden wollten. Ich könnte mir vorstellen, dass Utah ganz vorne mit dabei sein könnte.“

Das neue NHL-Team aus dem „Beehive State“ („Bienenstock Staat“) hält alleine sieben Draftpicks in den ersten drei Runden (ein Erstrunden-, drei Zweitrunden-, drei Drittrunden-Picks). Gut möglich also, dass Muggli dort landen wird, immerhin stufen ihn zahlreiche Draft-Experten zwischen Rang 37 und 88 ein.

„Ich gehe nicht mit großen Erwartungen in den Draft. Ich habe während der Saison das geleistet und das gespielt, was ich konnte“, geht Muggli ganz entspannt mit der Situation um. „Jetzt liegt es an den Teams, wo genau ich lande. Erst dann geht die eigentliche Entwicklungsarbeit los.“

Die Gebrüder Muggli

Muggli wurde am 9. Juli 2006 in Cham im Kanton Zug am nördlichen Ausläufer des Zuger Sees geboren. Seine Hockey-Ausbildung genoss er beim gerade einmal zehn Autominuten entfernten EV Zug. 

„Ich habe meine Heimat gerne und kenne viele Leute in Cham und Zug. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht und bin froh, wie mich meine Familie erzogen hat. Was sie mir möglich gemacht haben, schätze ich sehr“, erklärt Muggli, dessen große Brüder Gian (22) und Tim (20) ebenfalls Eishockey spielen.

„Unser Vater ist ein Sportlehrer. Er hat uns viele Möglichkeiten gegeben, verschiedene Sportarten auszuprobieren. So sind wir auf Eishockey gestoßen. Uns gefällt der Teamsport, mit den Kollegen zu gewinnen, aber auch das Robuste. Ich denke, dass uns das gefallen hat“, blickt Muggli zurück. „Tim hat dann damit angefangen, dann sind Gian und ich ihm nachgegangen. Gian hat mittlerweile aufgehört und schlägt jetzt eine Laufbahn als Schiedsrichter ein. Tim hat seinen ersten Profi-Vertrag bei Ambri-Piotta unterschrieben. Vielleicht spielen wir nächstes Jahr also gegeneinander.“

In der abgelaufenen Saison spielten Leon und Tim noch gemeinsam beim EV Zug. „Das war sicher etwas Spezielles. Schon als kleine Kinder haben wir zusammen auf der Straße gespielt. Den Weg in die Schweizer Liga zu schaffen, ist etwas Besonders. Auch für unsere Familie. Ich habe das sehr genossen.“

Vorbild Roman Josi

In seiner ersten NL-Saison gelangen dem mobilen 1,84 Meter großen Linksschützen in 42 Spielen zwölf Scorerpunkte (3-9-12). In den Playoffs kamen noch einmal elf Partien mit zwei Punkten (1-1-2) hinzu.

„Im Moment würde ich mich als defensiven Zwei-Wege-Verteidiger einschätzen. Mein Ziel ist aber, ein solider Zwei-Wege-Verteidiger zu werden“, beschreibt Muggli seinen Spielertypus. „Meine Stärken liegen im Hockey-IQ, ich bin auch gut im Schlittschuhlaufen, habe einen guten ersten Pass und folge den Angriffen. Das Umschaltspiel ist ein großer Teil meines Spiels.“

Josi stellt Karrierebestleistung mit 24 Saisontoren auf

Klingt fast wie das Profil von Roman Josi. Der Kapitän der Nashville Predators ist nicht ohne Grund das große Vorbild von Muggli: „Ich schaue mir seinen Spielstil ab und achte auf offensive und defensive Aspekte. Er ist ein Top-Verteidiger und in der ganzen NHL bekannt, aber auch eine tolle Persönlichkeit. Da schaut man als Schweizer schon zu ihm hoch. Auch zu Spielern wie Janis Moser (Utah) oder Jonas Siegenthaler (New Jersey Devils).“

Anlagen eines Offensivverteidigers trägt auch Muggli in sich. Eine Spur führt zurück in seine Vergangenheit: „Bis ich zehn oder zwölf Jahre alt war, habe ich noch als Center gespielt, dann kam mein Trainer zu mir und hat gesagt, dass ich mal Verteidiger ausprobieren soll. Seitdem will ich nicht mehr zurück. Mir gefällt diese Position sehr. Ich kontrolliere gerne das Spiel von hinten und möchte ein noch besseres offensives Mindset bekommen.“

Erste NHL-Erfahrung beim Draft Combine

Ein wenig NHL-Luft konnte Muggli bereits beim Draft Combine schnuppern, bei dem Fitnesstests und Gespräche mit den Mannschaften auf dem Plan standen.

„Das war eine sehr coole Erfahrung“, berichtet er. „Ich hatte das Gefühl, in der NHL zu sein. Es war toll, die ganzen guten Spieler deines Jahrgangs auf und neben dem Eis zu sehen und welche Persönlichkeiten sie haben. Ich habe mich also mit Amerikanern, Kanadiern, Schweden und Finnen ausgetauscht und so oft geredet, wie es nur ging. Bei den Tests waren die VO2max- und Wingate-Tests die anstrengendsten.“

In den Gesprächen mit den Teams kommt es nicht selten zu kuriosen Fragen. Muggli wurde etwa nach seinem Uber-Rating gefragt. „Das war lustig, denn ich habe gar keine Uber-App“, grinst der Schweizer.

Der Schweizer Weg

Wer auch immer Muggli draften wird, darf sich über einen spannenden Zwei-Wege-Verteidiger und einen offenen jungen Mann freuen. Und über einen Führungsspieler: In den Schweizer U-Nationalmannschaften trug er als Kapitän das „C“ auf dem Trikot.

„Ich bin gerne ein Vorbild“, erklärt Muggli. „Nicht unbedingt, weil ich etwas sagen muss, sondern mehr, um mit gutem Beispiel voranzugehen.“

Genau das möchte er auch weiterhin beim EV Zug zeigen. Während viele seiner Landsmänner den schwedischen Weg über die SHL gehen, bleibt Muggli bei seinem Heimatklub. Sein Vertrag dort läuft noch zwei Jahre bis 2026. 

„Ich habe mich für Zug entschieden, weil ich hier noch in der Schule bin. Ich möchte auch einen Plan B neben dem Eishockey haben. Die Situation hier ist einmalig, ich kann die Schule und Sport gut miteinander kombinieren. Schlussendlich ist Zug auch ein Top-Team. Mir hat gefallen, was sie mit mir vorhaben und wie sie mit mir planen. Somit ist die Entscheidung, in der Schweiz zu bleiben, sehr schnell gefallen“, sagt der heimatverbundene Muggli. „Ich habe aber keine Angst davor, einen Schritt in eine neue Gegend zu machen…“

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