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Paul Maurice ist der Vater des Erfolgs bei den Florida Panthers. Der 57-jährige Meister-Trainer ist seit 1995 in der NHL und 28 Jahre später am Ziel angekommen: In seiner zweiten Saison in Florida coachte er die Panthers zum Stanley Cup. Was ihm das bedeutete, zeigte sich in dem Moment, als er den 20 Kilogramm schweren Silberpokal mit geschlossenen Augen und voller Genuss nach oben stemmte. Eine Trainer-Karriere, die vor zweieinhalb Jahren beinahe zu Ende ging, erreichte in diesem Moment ihren Höhepunkt.

NHL-Headcoach mit erst 28 Jahren

Maurice wurde am 30. Januar 1967 auf der kanadischen Seite der durch den Saint Marys River geteilten Stadt Sault Ste. Marie in der Provinz Ontario geboren. Als aktiver Hockey-Spieler spielte er vier Jahre für die Windsor Spitfires in der Juniorenliga OHL, schaffte es aber nie in die NHL. Stattdessen wirkte er schon in seinem letzten Jahr bei den Spitfires als Assistenztrainer und stieg bei den anderen OHL-Teams Detroit Ambassadors und Detroit Jr. Red Wings zum Cheftrainer auf.

1995 tauchte der Name Maurice erstmals in der NHL auf. Damals agierte er als Assistenztrainer der Hartford Whalers, wurde aber nach wenigen Wochen zum Cheftrainer ernannt. „Paul Maurice hat seinen ersten Job als NHL-Headcoach bei den Hartford Whalers bekommen, da war er 28 Jahre alt, also der jüngste Trainer im Profi-Eishockey“, erinnert sich NHL.com/de-Experte Stefan Ustorf in der aktuellen Ausgabe des Schlagschuss-Podcasts (Ausgabe #5). „Ich kann mich jetzt nicht erinnern, egal in welcher Sportart, schonmal einen so jungen Trainer auf diesem Level gesehen zu haben.“

Es war der Start einer langen NHL-Karriere. Er verbrachte zwei Jahre bei den Whalers, sechseinhalb Jahre bei den Carolina Hurricanes. Nach einem Jahr Pause wechselte er in die Organisation der Toronto Maple Leafs, drei Jahre später heuerte er für weitere drei Jahre bei den Hurricanes an und landete daraufhin bei Metallurg Magnitogorsk in der KHL.

Gedanken ans Karriere-Ende, doch dann kam Florida

Die längste Zeit seiner Trainerkarriere coachte Maurice von 2013 bis 2021 bei den Winnipeg Jets. In acht Jahren führte er die Jets fünfmal in die Stanley Cup Playoffs. Am weitesten ging es 2017/18, als Winnipeg erst im Western Conference Finale an den Vegas Golden Knights scheiterte.

Mitte Dezember 2021, also mitten in der laufenden Saison 2021/22 trat Maurice trotz eines starken 9-3-3-Starts als Trainer der Jets zurück, weil er seine Mannschaft nicht mehr wie gewollt erreichen konnte.

„Ich kenne Paul persönlich ein bisschen. Bevor er den Job in Florida angenommen hat, war er eigentlich soweit, seine Karriere zu beenden. Er hatte kein wirkliches Interesse mehr, wieder in einen Trainer-Job zurückzukehren, bis (General Manager) Bill Zito ihn einfach nicht mehr in Ruhe gelassen und ihn davon überzeugt hat, dass das für ihn nochmal der richtige Weg ist.“

Also trat Maurice ab der Saison 2022/23 den Posten des Cheftrainers bei den Panthers an und führte diese über Umwegen einer durchwachsenen regulären Saison als Außenseiter bis ins Stanley Cup Finale (1-4 gegen die Vegas Golden Knights).

In der Folgesaison 2023/24 knackte Maurice die Marke von über 1800 gecoachten NHL-Spielen. Erst zwei andere Trainer durchbrachen diese Schallmauer: Scotty Bowman (2142 Spiele, neun Stanley Cups) und Barry Trotz (1812 Spiele, ein Stanley Cup) - beide aber gewannen bereits mindestens einen Stanley Cup. 

„Natürlich kommst du irgendwann an einen Punkt, an dem du dir denkst ‚vielleicht wird es nie was bei mir‘“, so Ustorf. Auch Maurice meinte am Media Day vor dem diesjährigen Cup-Finale gegen die Edmonton Oilers, dass es an der Zeit für ihn wäre, zu gewinnen, nachdem er 2002 mit den Hurricanes (1-4 gegen die Detroit Red Wings) und im Jahr davor mit den Panthers jeweils im Finale gescheitert war. 

Das Meisterstück

Maurice und die Panthers aber hatten nach den wertvollen Erfahrungen aus dem Vorjahr Blut geleckt, schlossen als bestes Team in der Atlantic Division ab und zermürbten in den Playoffs den Lokalrivalen Tampa Bay Lightning (4-1), die Boston Bruins (4-2) und die New York Rangers (4-2). Florida stand damit im zweiten Jahr in Folge im Stanley Cup Finale und war nun bereit, es bis zum Ende durchzuziehen: In einer dramatischen und hochklassigen Serie setzten sich die Panthers in sieben Spielen gegen die Edmonton Oilers durch (4-3) und kürten sich erstmals in ihrer Geschichte zum Stanley Cup Champion. Auch Maurice hatte sein Ziel nach 28 Jahren in der besten Eishockey-Liga der Welt endlich erreicht. Beeindruckende Statistik, dass Maurice mit seinen gecoachten Teams weiterhin noch kein Spiel 7 verloren hat (5-0).

Die Panthers gewinnen ihren ersten Stanley Cup in Franchise-Geschichte

Ein Bild, das im Gedächtnis bleiben wird, ist der Moment, in dem Maurice die Augen schließt und den Stanley Cup ganz langsam und voller Genuss nach oben stemmt, während die Fans hinter ihm total ausrasten.

„Du hast in diesem Moment einfach gesehen, was es ihm bedeutet. Das ist der Höhepunkt seines Lebenswerks“, so Ustorf.

„Es ist brillant und so viel besser, als ich es mir je vorgestellt habe“, sagte Maurice in einem Interview nach dem Spiel, bei dem ihm dicke Tränen über die Wangen liefen.

„Was ich unfassbar fand, war, dass er über Spieler gesprochen hat wie Radko Gudas, Eric und Marc Staal, die im letzten Jahr noch für Florida gespielt haben. Er bedankte sich bei ihnen, weil sie geholfen hatten, die Kultur und Identität dieser Mannschaft zu entwickeln, damit sie in diesem Jahr diesen Erfolg haben konnten“, betont Ustorf. „Das zeigt seine Größe und wie weit er denkt. Es ist wirklich schön zu sehen für jemanden wie ihn, dass er jetzt doch auch am Ziel angekommen ist.“

Maurice beendete jenes Interview übrigens mit dem Wunsch, dass die Winnipeg Jets den nächsten Stanley Cup gewinnen sollen. Es ist das nächste starke Zeichen eines 57-jährigen Trainers im Moment des größten Erfolgs.

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