New York Rangers v Washington Capitals - Game Four

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2024/25 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der Washington Capitals

Wenn es in die heiße Phase der Stanley Cup Playoffs geht, sind die Washington Capitals seit geraumer Zeit außen vor. Nach ihrem Titelgewinn 2018 kamen sie nie mehr über die erste Runde hinaus. 2023 hatten sie sogar den Einzug in die Postseason komplett verpasst. Im Frühjahr dieses Jahres zitterten sie sich in einem bemerkenswerten Fernduell mit den Detroit Red Wings um die zweite Wildcard (Matchbilanz 40-31-11, 91 Punkte) in der Eastern Conference gerade noch so in die Playoffs. Dort scheiterten sie gleich zum Auftakt mit 0:4 in der Serie an den New York Rangers.

In der Offseason haben die Verantwortlichen des Klubs einige Schwachstellen adressiert und darauf mit Einkäufen auf dem Spielermarkt reagiert. Neuzugänge finden sich in allen Bereichen.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

In der Offensive verstärkten sich die Capitals unter anderem mit Pierre-Luc Dubois. Washington sicherte sich dessen Dienste bei einem Trade mit den Los Angeles Kings. Dafür schickten sie Torhüter Darcy Kuemper zu den Kaliforniern. Dubois ist für eine Top-6-Rolle im Angriff vorgesehen. Er wird vermutlich die Center-Position in der zweiten Reihe übernehmen.

LAK@CHI: Dubois bekommt den Abpraller von der Bande und schießt zum PPG in die Maschen

Mit Andrew Mangiapane (zuletzt Calgary Flames), Brandon Duhaime (Colorado Avalanche) und Taylor Raddysh (Chicago Blackhawks) stießen drei weitere Stürmer zum Team. Sie sollen zu mehr Secondary Scoring aus den hinteren Sturmformationen beitragen.

Als Ersatz für Schlussmann Kuemper wurde Logan Thompson (Vegas Golden Knights) verpflichtet. In der Verteidigung kamen Jakob Chychrun (Ottawa Senators) und Matt Roy (Kings) hinzu.

Neben Kuemper haben die Capitals vier weitere Abgänge zu verzeichnen. Blueliner Nick Jensen war das Tauschobjekt beim Chychrun-Trade mit den Senators. Angreifer Beck Malenstyn läuft künftig für die Buffalo Sabres auf, wo auch Stürmer Nicolas Aube-Kubel in der Free Agency einen Vertrag unterzeichnete. Noch ohne neuen Arbeitgeber ist dagegen Offensivkraft und Unrestricted Free Agent Max Pacioretty.

Schlüsselspieler

Im Tor hat Charlie Lindgren den Posten als Nummer 1 inne. Der Anführer des Defensivcorps ist John Carlson. Er dürfte in der neuen Saison zusammen mit Chychrun das erste Verteidigerpaar bilden. Roy soll im zweiten Defensivpaar die Entwicklung von Rasmus Sandin fördern.

Lindgren game 3 no bug

In der Offensive ist der inzwischen 38 Jahre alte Kapitän Alex Ovechkin weiterhin der Dreh- und Angelpunkt. Mit 31 Treffern und 65 Punkten aus 79 Spielen war er vorige Saison erfolgreichster Torjäger und darüber hinaus zweitbester Scorer seiner Mannschaft hinter seinem Sturmpartner Dylan Strome, der es auf 67 Zähler aus 82 Partien brachte. Zu den Stars in der Offensive zählen zudem die Routiniers Tom Wilson und T.J. Oshie. Bei Letzterem ist jedoch unklar, ob er wegen einer Rückenverletzung einsatzfähig ist. Schlimmstenfalls steht er sogar die gesamte Spielzeit nicht zur Verfügung. Unklar ist ferner die Zukunft des Langzeitverletzten Nicklas Backstrom.

Spieler aus dem DACH-Raum

Beim NHL-Draft 2024 wählten die Capitals in der zweiten Runde (Gesamtposition 52) den 18 Jahre alten Schweizer Leon Muggli aus. Der Verteidiger erzielte in der Saison 2023/24 zwölf Punkte (drei Tore, neun Vorlagen) in 42 Partien für den EV Zug aus der National League. Ein Wechsel des Defensivtalents nach Nordamerika ist allerdings bisher noch nicht vorgesehen, obwohl er bereits einen Einstiegsvertrag über drei Jahre unterzeichnete. In der kommenden Spielzeit bleibt er stattdessen auf Leihbasis in Zug.

Stärken

Trotz namhafter Leute in der Abteilung Attacke präsentierte sich die Abwehr zuletzt als der stärkere Mannschaftsteil. Torwart Lindgren strahlt viel Sicherheit aus und Blueliner Carlsson gehört nach wie vor zu den Besten seines Fachs. Mit Chychrun und Roy kommen zwei weitere exzellente Verteidiger hinzu, die den Defensivverbund zusätzlich aufwerten.

In der Offensive ist weiterhin auf Ovechkin Verlass, trotz seines fortgeschrittenen Alters. Seine Treffsicherheit ist bemerkenswert. Seit seinem Einstieg in die NHL 2005/06 hat er jedes Mal die Marke von 30 Saisontoren übertroffen. Mittlerweile ist er nur noch 41 Treffer vom NHL-Rekord von Wayne Gretzky (894) entfernt.

WSH@CAR: Ovechkin haut ihn rein

Verbesserungspotenziale

Die Offensive war in der abgelaufenen Saison das Sorgenkind. 215 Tore aus dem Spielgeschehen heraus bedeuteten lediglich den 28. Platz in der NHL-Gesamtwertung. Da mutet es fast wie ein Wunder an, dass es überhaupt mit der Playoff-Qualifikation geklappt hat. Die Probleme beim Kreieren von gefährlichen Spielzügen beginnen schon am Bullypunkt. Lediglich 46,7 Prozent gewonnener Puckwürfe waren für die Capitals in der vergangenen Spielzeit registriert. Das bedeutete die fünftschlechteste Ausbeute aller 32 Ligavertreter.

Luft nach oben besteht zudem bei den Special Teams. Die Erfolgsquoten von 20,6 Prozent im Powerplay (Rang 18) und 79,0 Prozent im Penalty Killing (Rang 19) fielen ziemlich mau aus und waren mitursächlich, dass Washington bis zuletzt um den Einzug in die Postseason bangen musste.

Vielversprechende Talente

Drei junge Akteure werden versuchen, sich im Training Camp für einen Platz im NHL-Kader zu empfehlen. Dabei handelt es sich um den 19-jährigen Stürmer Ryan Leonhard, den ein Jahr älteren Angreifer Ivan Miroshnichenko und den 21-jährigen Verteidiger Vincent Iorio.

Leonhard (Gesamtpick Nr. 8 beim NHL Draft 2023) wusste 2023/24 beim Boston College mit 60 Punkten aus 41 Begegnungen zu überzeugen. Miroshnichenko (Nr. 20 beim NHL Draft 2022) hatte 21 Einsätze und sechs Punkte für die Capitals sowie 47 Partien und 25 Zähler für das AHL-Farmteam Hershey vorzuweisen. Iorio (Nr. 55 beim NHL Draft 2021) schnupperte sechsmal NHL-Luft bei Washington. Ein Scorerpunkt gelang ihm dabei nicht. Anders als bei seinen Auftritten in Hershey, wo er 14 Zähler aus 60 Spielen verbuchte.

Playoff-Chancen

Die Capitals haben ihren Nimbus als sicherer Anwärter auf einen Platz in der Postseason eingebüßt. Dennoch sollten sie es 2024/25 nicht zuletzt dank ihrer Neuverpflichtungen in die Endrunde schaffen, zumindest über eine der beiden Wildcards im Osten. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich die Abteilung Attacke deutlich steigert im Vergleich zum Vorjahr und die Mannschaft von langwierigen Ausfällen weiterer Leistungsträger verschont bleibt.

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